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Fahrrad kommt an

Radfahren liegt im Trend, ob Radlern immer noch viele Steine in den Weg gelegt werden. Schlechte Radwege, zu lange Rotphasen an Ampeln, zu wenig Mitnahmeplätze in Bus und Bahn - all das kritisiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ADFC in seinem "Fahrrad-Monitor 2011".

Von Philip Banse | 01.12.2011
    Im Vergleich zum ersten repräsentativen "Fahrrad-Monitor 2009" ist die Fahrradnutzung stabil geblieben. 41 Prozent der Deutschen fahren mehrmals pro Woche Fahrrad, 15 Prozent täglich. Interessanter ist, wofür die Deutschen ihr Rad nutzen, sagt die Sprecherin des Fahrradclubs ADFC, Bettina Cibulski:

    "Die zentrale Erkenntnis ist ganz klar, dass die Deutschen überraschenderweise im Alltag Fahrrad fahren. Sie nutzen ihr Fahrrad für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, für Besorgungen und nicht so sehr, wie man es vielleicht erwartet hätte, für Radtouren, für Radurlaub."

    Bemerkenswert auch das Interesse an Elektrofahrrädern: Fast die Hälfte der Befragten interessieren sich für diese bequeme Art des Radelns, mehr als doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Leicht gesunken ist dagegen das subjektive Sicherheitsgefühl: Knapp die Hälfte aller Befragten fühlt sich beim Radfahren nicht sicher.

    Was fordert denn jetzt der ADFC, um Fahrradfahren noch einfacher, noch sicherer zu machen?

    Wege müssen besser werden. Radfahrer müssten bei der Planung von Straßen und Wegen eingeplant werden: Wo sollen die Radler fahren? Dieser Aspekt werde zu oft noch vergessen, klagt der ADFC. Wenn dann Radwege eingeplant und ausgebaut werden, müsste es fahrradfreundliche Ampeln geben, die automatisch grün werden - ohne dass man vorher auf einen Knopf drücken muss. Das größte Potenzial sieht der ADFC auf dem Land, wo 84 Prozent der Menschen mehrmals pro Woche mit dem Auto fahren. Um diese Menschen zum Umstieg zu bewegen, müsste es leichter werden, Räder im Zug mitzunehmen. Außerdem sollten an Bahnhöfen und Haltestellen Fahrrad-Parkplätze eingerichtet werden, damit sich öffentlicher Nahverkehr und Radfahren besser verbinden lässt.

    Ich sagte es schon: Fahrrad fahren, vor allem in der Stadt, kann ganz schön gefährlich sein, da gibt es immer noch Grundkonflikte mit dem Autoverkehr - wie will man aus Sicht der Fahrradlobby diese Konflikte entschärfen?

    Da hat der Fahrradclub zwei Rezepte. Erstens: Mehr Radfahrer. Wenn mehr Menschen Rad fahren, würden die Autofahrer automatisch ruhiger. Das halte ich für eine kühne These, die nur aufgehen kann, wenn auch Rezept zwei umgesetzt wird: Mehr und vor allem breitere Radwege - und zwar nicht auf dem Bürgersteig, sondern - und das mag erstmal widersprüchlich klingen - auf der Straße:

    "Hier in Berlin wird das zum Beispiel ganz viel jetzt gemacht, was den Vorteil hat, dass Autofahrer die Radfahrer immer im Blick haben und dadurch passieren weniger Unfälle."

    Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Diese Fahrradspuren sind selten zugeparkt, haben einen viel besseren Belag und sind sicher auch billiger anzulegen, weil nur neue Fahrbahnmarkierungen gemalt werden müssen.

    Riesenthema in der deutschen Fahrradwelt ist das Thema Helmpflicht - wie positioniert sich der ADFC da?

    Ziemlich eindeutig:

    ""Niemals. Keine Helmpflicht für Radfahrer. Wenn man das einführt, werden weniger Menschen Radfahren und dann wird es viel unsicherer für alle Verkehrsteilnehmer","

    sagt ADFC-Sprecherin, Bettina Cibulski. Auch hier wieder das Argument: Weniger Radfahrer gleich weniger Sicherheit. Das in diesem Bereich aber noch etwas zu tun ist, zeigt nicht zuletzt der repräsentative Fahrrad-Monitor des ADFC. Danach trägt nur knapp ein Viertel der Befragten immer oder meistens einen Fahrradhelm. Weit über die Hälfte setzt so was nie auf.

    Die vollständige Studie finden Sie hier:
    Fahrrad-Monitor 2011 des ADFC