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Fake News zur Gesundheit
Von Korallensalz bis Kurkuma

Werbung, journalistische Information und wissenschaftliche Fakten sind im Internet nicht immer ganz leicht zu unterscheiden. Das gilt besonders beim Thema "Gesundheit". Welche Interessen hier hinter einer Website stecken, ist nicht immer klar.

Von Isabelle Klein | 23.01.2018
    Patient und Arzt kommunizieren via Internet
    Viele Patienten suchen nach Heilmethoden im Internet (picture alliance / dpa / Alina Novopashina)
    Wer im Internet nach Informationen über Krankheiten sucht, wird schnell fündig: Foren, Medikamentenhersteller und verschiedenste Gesundheitsseiten liefern massig Inhalte. Gerade viele Portale wirken auf den ersten Blick professionell, seriös und unabhängig. "DrEd.com" zum Beispiel: eine Website, die zahlreiche Artikel über Krankheiten und Symptome bietet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Anbieter für kostenpflichtige Online-Sprechstunden und -Tests.
    Doch nicht immer ist es so einfach herauszufinden, wer und welche Interessen hinter einer Website stecken. Die Seite "Zentrum der Gesundheit" ist so ein Fall. Wissenschaftlich Fundiertes findet man hier eher selten, stattdessen möchten die Betreiber "am Alleinanspruch der Schulmedizin rütteln": "Mit Karottensaft gegen den Krebs" – "Antioxidantien schützen vor Diabetes" – "Kolloidales Silber - das Universal-Antibiotikum".
    Oft gibt es einseitige Informationen über Produkte
    Neben vielen Erfahrungsberichten fallen die Anzeigen für Nahrungsergänzungsmittel auf. Die Verbraucherzentrale Hamburg gab dem "Zentrum der Gesundheit" in einem Website-Check 2013 wegen mangelnder Objektivitiät und Transparenz sowie einem hohen Verkaufsinteresse eine negative Bewertung: "Kontroverse Themen, zum Beispiel 'Vitamin D schützt vor Krebs' oder 'Aspartam erhöht die Krebsrate', werden einseitig dargestellt. (…) Einseitig aufbereitete redaktionelle Inhalte dienen als Aufhänger für den Produktverkauf."
    In einer Stellungnahme von "Zentrum der Gesundheit" heißt es: "Wenn wir auf unserer Seite Werbung zulassen, dann bedeutet das nicht gleichzeitig, dass sich unsere Informationsarbeit ausschließlich auf die beworbenen Produkte bezieht."
    Halbwahrheiten und Falschnachrichten verbreiten sich schnell in sozialen Netzwerken
    Angaben darüber, wer die Artikel geschrieben hat oder über die hinter dem Portal stehende "Neosmart Consulting AG" werden hingegen nicht gemacht. Um kommerzielle Interessen und objektive Hinweise auf Gesundheitsportalen besser voneinander unterscheiden zu können, rät die Verbraucherzentrale NRW: "Es sollte für Sie deutlich werden, wer für den Inhalt der Gesundheitsinformation fachlich verantwortlich ist und welche Qualifikation der Autor bzw. Verantwortliche besitzt. Dies gilt insbesondere für Seiten deren Anbieter Sie nicht kennen und deren fachliche Kompetenz Sie nicht einordnen können."
    Neben interessengeleiteten Informationen finden sich gerade im Netz auch viele Halbwahrheiten, Mythen und Falschnachrichten, meist zu besonders kontrovers diskutierten Themen wie "Organspende" oder "Impfen", die sich gerade in den Sozialen Netzwerken schnell verbreiten.
    Unter den acht erfolgreichsten Falschmeldungen aus dem Jahr 2017 bei Facebook, aufgelistet vom Portal Buzzfeed, finden sich gleich zwei Impf-Falschmeldungen. Das Portal untersuchte nach eigenen Angaben tausende Artikel, die auf Facebook besonders viele Interaktionen generiert hatten: "Pharmaindustrie geschockt – Studie belegt: Ungeimpfte Kinder sind signifikant weniger krank".
    Diese Falschmeldung von "Anonymousnews.ru" generierte laut Buzzfeed knapp 80.000 Facebook-Interaktionen. Was ist wahr, was ist unwahr? Was wissenschaftlich belegt und was interessengeleitet? Wo hört das Hinterfragen medizinischer Studien auf und wo fangen Verschwörungstheorien an? Zusammen mit "Fake News"-Vorwürfen an "die Öffentlichkeit", stehen zunehmend auch die Fakten selbst in der Kritik.