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Fall Skripal
Erstes Lebenszeichen von Julia Skripal

Julia Skripal ist auf dem Weg der Genesung: Die Tochter des Ex-Agenten Sergej Skripal hat sich zum ersten Mal seit der Vergiftung zu Wort gemeldet. Derweil versucht die britische Regierung, bei der Aufklärung des Falls aus der Defensive zu kommen.

Von Stephanie Pieper | 05.04.2018
    Yulia Skripal - hier ein Foto aus ihrem Facebook-Account vom 6. März 2018.
    Julia Skripal - hier ein Foto aus ihrem Facebook-Account. (ap/Facebook/Yulia Skripal)
    Es ist das erste Lebenszeichen von Julia Skripal, die vor einem Monat in Salisbury gemeinsam mit ihrem Vater Sergej zum Opfer eines Anschlags wurde – nach Erkenntnissen der britischen Regierung verübt mit einem Nervengift vom Typ Nowitschok aus russischer Produktion, laut London höchstwahrscheinlich in Auftrag gegeben und gesteuert vom Kreml. Viel war in den vergangenen Tagen darüber spekuliert worden, dass es der 33-Jährigen besser geht – heute kam die offizielle Bestätigung dafür. In einem von der Metropolitan Police verbreiteten schriftlichen Statement erklärt Julia Skripal:
    "Ich bin vor mehr als einer Woche aus dem Koma erwacht und bin froh, dass ich von Tag zu Tag zu Kräften komme. Ich muss vielen Menschen für meine Genesung danken – und möchte insbesondere die Bürger von Salisbury erwähnen, die mir und meinem Vater geholfen haben."
    Russisches Labor identifiziert?
    Sie dankt in der kurzen Erklärung auch den Mitarbeitern des Krankenhauses für ihre Pflege und ihre Professionalität. Zum Gesundheitszustand ihres Vaters macht sie keine Angaben. Das russische Staatsfernsehen strahlte heute ein angebliches Telefonat mit ihrer Cousine Viktoria aus, in dem Julia demnach berichtet, auch Sergej Skripal gehe es besser – er ruhe sich aus und schlafe; die Echtheit dieses vermeintlichen Gesprächsmitschnitts lässt sich zurzeit allerdings nicht verifizieren. In Skripals Statement heißt es am Ende:
    "Ich bin sicher, dass Sie verstehen, dass die ganze Episode etwas verwirrend ist, und ich hoffe, dass Sie meine Privatsphäre und die meiner Familie während meiner Genesung respektieren."
    Die britische Regierung versucht derweil, aus der Defensive zu kommen, was die Herkunft des Nowitschok angeht. Die "Times" berichtet heute, die britischen Behörden hätten das russische Labor identifiziert, in dem das mutmaßlich verwendete Nervengift produziert worden sein soll. Die Tageszeitung beruft sich auf nicht genannte Quellen aus Sicherheitskreisen; diese seien zwar nicht zu 100 Prozent sicher, hätten aber ein hohes Maß an Zuversicht, dass sie den Ort ausfindig gemacht haben. Der für Sicherheitsfragen zuständige Staatssekretär Ben Wallace bestätigte dies nicht – sagte aber:
    "Es gibt keinen Zweifel: Wir haben Nervengift gefunden; dieses Nervengift wurde, wie wir glauben, in Russland hergestellt. Wir glauben, dass dieser Typ Nervengift nur von einem Staat produziert werden kann. Hinzu kommen unsere Geheimdienstinformationen und die polizeilichen Ermittlungen – sodass wir sagen können, dass die Spur nach Russland führt."
    Russischer Botschafter bestreitet Verantwortung
    Vorgestern hatte der Chef des staatlichen Forschungslabors Porton Down gesagt, man habe die genaue Herkunft des Nowitschok bisher nicht bestimmen können – und damit die britische Regierung in die Bredouille gebracht. Der russische Botschafter in Großbritannien stritt heute bei einem Auftritt vor internationalen Journalisten in London ein weiteres Mal jede Verantwortung für den Angriff auf den früheren Doppel-Agenten Skripal und seine Tochter ab. Alexander Jakowenko forderte die Briten vielmehr erneut zu einer gemeinsamen Untersuchung auf:
    "Wir wollen die Wahrheit herausfinden. Um Antworten zu finden, müssen wir den Fall untersuchen – aber bislang finden diese Untersuchungen nicht statt. Ich selbst oder irgendjemand sonst von der russischen Seite sollte an der Untersuchung beteiligt sein, um die Wahrheit zu ermitteln."
    Jakowenko bestritt, dass Russland jemals Nowitschok hergestellt hat – daher habe das Land auch keine Vorräte davon.