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Familienstreit beim Front National
Vater Le Pen wehrt sich gegen Rauswurf

Jean-Marie Le Pen wirft seiner Tochter Marine Verrat vor. Die Suspendierung seiner Mitgliedschaft werde er nicht akzeptieren, sagte der Gründer des rechtsextremen Front National. Er erwarte außerdem, dass die Parteichefin ihren Familiennamen ändere.

Von Ursula Welter | 05.05.2015
    Jean-Marie le Pen, der langjährige Vorsitzende des rechtsextremen Front National, aufgenommen am 6.12.2014 in Orléans.
    Er schäme sich, wenn seine Tochter weiter seinen Namen trage, ließ Vater Le Pen verlauten. (picture-alliance / dpa / Eric Malot)
    "Verrat", rief Jean-Marie Le Pen in den vergangenen Stunden mehrfach. "Diese Entscheidung des Exekutivbüros, das von Marine Le Pen gelenkt wird, ist ein Treuebruch, den ich nicht akzeptiere."
    43 Jahre, nachdem er die Partei mit aus der Taufe gehoben hatte, drängt ihn die Tochter mit aller Macht Richtung Ausgang. Die Mitgliedschaft des Vaters ist suspendiert bis binnen drei Monaten die Mitglieder befragt worden sind, ob sie mit einer Statutenänderung einverstanden sind - eine Statutenänderung, mit der der Passus Numero 11 gestrichen werden soll - jenes Instrument mit dem Jean-Marie Le Pen vor vier Jahren Ehrenpräsident des Front National wurde, als der Parteivorsitz an seine Tochter Marine überging. Der Absatz soll gestrichen werden und mit ihm der Posten für den Parteigründer.
    Marine soll mit Heirat Namen ändern
    "Ich erwarte, dass die Chefin des Front National ihren Namen ändert", sagte Jean-Marie Le Pen im Fernsehsender BFMTV. Er möchte nicht mehr, dass die Tochter so heißt wie der Vater.
    Sie könne ja heiraten, Louis Aliot etwa. Aliot ist einer der Stellvertreter der Parteichefin ist und deren Lebensgefährte. Oder Florian Philippot, Vize-Präsident der Partei und von Vater Le Pen verdächtigt, schlechten, politischen Einfluss auf die Tochter auszuüben.
    Sie solle also heiraten, wer auch immer gerade verfügbar sei, schimpfte der Vater, denn er schäme sich und es störe ihn, dass jemand den Namen Le Pen trage, der ohne Ehre und Anstand sei. Jean-Marie Le Pen will mit allen Mitteln gegen die Entscheidung kämpfen, wie er sagte. Und zu diesen Mitteln gehört, die Tochter zu diskreditieren.
    Rückhalt für den Vater bei den Mitgliedern?
    Nein, erklärte er dem Radiosender Europe 1, er glaube nicht, dass Marine Le Pen eine gute Staatspräsidentin sein könne. Denn es wäre skandalös, würden die Moralvorstellungen der Tochter Frankreich regieren. Im Übrigen glaube er, sagte Vater Le Pen, dass die Parteimitglieder die Entscheidung des Exekutivbüros, seine Mitgliedschaft auszusetzen, nicht gutheißen würden.
    Und in der Tat hat Marine Le Pen hoch gepokert, als sie dem Vater den Stuhl vor die Parteitür und die Aberkennung des Ehrenvorsitzes in Aussicht stellte.
    "Wie kann man sich derart eines Vaters entledigen, der die Partei gegründet hat? Der einer gegen alle gekämpft hat, der viel Zuspruch erhalten hat?", sagte dieser FN Anhänger:
    "Ich werde nicht zögern mich von Marine Le Pen zu lösen, um mich hinter Herrn Le Pen zu stellen, ich werde ihr sagen, ich kämpfe für die nationale Rechte, links interessiert mich nicht."
    Dem Front National steht mit der Entscheidung eine inhaltliche Debatte ins Haus, die der verstoßene Vater befeuern will. Seine Tochter sei schlimmer als Sozialisten und Konservative, sagte Jean-Marie Le Pen, im Falle von Marine Le Pen greife der politische Gegner nämlich von hinten an.