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Farmer aus Zimbabwe bekommen neues Land in Mosambik

Die Regierung von Zimbabwe hat in den vergangenen Jahren fast 4000 weiße Landwirte von ihren Höfen vertrieben und das Land an Anhänger von Staatschef Robert Mugabe abgegeben. Die Vertreibung von rund 90 Prozent der weißen Großfarmer hinterlässt eine Lücke in der Ernährungswirtschaft des südafrikanischen Landes, die bisher nicht geschlossen werden konnte. In den Nachbarländern Zimbabwes werden die Vertriebenen zum Teil mit offenen Armen empfangen - so auch in Mosambik.

Von Nina Gruntkowski | 15.11.2005
    Kräftig leuchtet das Grün der Tabak- und Paprika-Pflanzungen in der klaren Höhenluft. Die zentralmosambikanische Provinz Manica liegt auf einem Hochplateau. Die Böden sind fruchtbar. Am Horizont zeichnen sich hohe Berge ab, die bereits zu Zimbabwe gehören. Von dort sind in den letzten Jahren etwa 100 Farmerfamilien über die Grenze nach Manica gekommen, schätzt Gideon Bernardie:

    "Die Farmer sind mit einer Idee hierher gekommen: Sie wollen produzieren. Es ist anders als in Zimbabwe, wo uns das Land gehörte. Hier gehört es der Regierung, aber wir sind zufrieden damit. Alles, was die Farmer wollen, ist endlich wieder Arbeiten und Produzieren."

    Auch die Familie Bernardie musste ihre Farm in Zimbabwe verlassen und ist froh über die neue Chance in Mosambik: Hier können Zuwanderer Land vom Staat pachten, solange die Einheimischen die Neuankömmlinge willkommen heißen. An fruchtbarem Ackerland mangelt es in dem süd-ostafrikanischen Land nicht. Was oft fehlt, ist die grundlegende Infrastruktur: Zufahrtswege müssen gerodet, elektrische und Wasserleitungen gelegt und Häuser gebaut werden. Und das kostete Geld. Geld, das die meisten Zimbabwer nicht haben. Denn in Zimbabwe verloren sie nicht nur ihre Farmen und Wertanlagen, sondern mussten auch ihre landwirtschaftlichen Maschinen zurücklassen. Die Farmerfrau Anneline Thorie, die vor eineinhalb Jahren nach Mosambik kam, erinnert sich, wie schwierig es war, noch mal ganz von vorne anzufangen:

    "Es ist nicht wie in Zimbabwe, wo du zur Bank gehst, einen Kredit bekommst, dein Saatgut und die Ausrüstung kaufst und mit dem Anbau beginnst. Dann am Ende der Saison zahlst du das Geld zurück. Die Mosambikaner kennen dieses System nicht, auch wenn sie langsam anfangen, Kredite zu vergeben. Aber am Anfang war es für uns schwierig, eine Startfinanzierung zu finden."

    Die Thories bekamen schließlich Saatgut und einen finanziellen Vorschuss vom multinationalen Tabak-Konzern Diamond. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, die gesamte Ernte zu einem festgelegten Preis an den Konzern zu verkaufen. Solche Abmachungen mit multinationalen Konzernen sind für viele Farmer die einzige Möglichkeit, mit dem Anbau von Tabak oder Paprika zu beginnen. Dieser exportorientierte Anbau verhindert auch den Konflikt mit den einheimischen Bauern, hofft David Lombard:

    "Wenn jemand auf einen Schlag hundert Hektar Mais auf den lokalen Markt bringt, reicht das schon, um den Preis kaputt zu machen. Für Kleinbauern ist der lokale Markt der wichtigste. Wenn du den kaputt machst, hast du bald viele Feinde in der Umgebung. Wir versuchen, uns auf den Export zu konzentrieren. Das bringt Devisen nach Mosambik und schützt die lokalen Absatzmärkte der Kleinbauern. So wachsen wir zusammen."

    David Lombard kam vor drei Jahren nach Mosambik. Auf seiner neuen Farm baut er Paprika an und beschäftigt 140 Arbeiter. In naher Zukunft möchte er neue Flächen hinzunehmen, was 300 weitere Arbeitsplätze schaffen könnte. Der Zimbabwer stellt ausschließlich Mosambikaner ein. Einige hatten schon früher in Zimbabwe für ihn gearbeitet und durch die Farmbesetzung ihre Arbeit verloren:

    "Wir fragten sie, ob sie mit uns zurück in ihr Heimatland Mosambik gehen wollten. Und sie waren sehr froh darüber, denn so gab es auch für sie wieder eine Zukunftsperspektive. Hier ermutigen sie die anderen Mosambikaner, neue Fertigkeiten zu lernen. Denn in Mosambik kennt man die kommerziellen Arbeitsmethoden nicht. Autofahren, Maschinen bedienen und Düngemittel einsetzen. All das mussten wir ihnen beibringen. "

    Nicht alle zimbabwischen Farmer bringen diese Geduld auf. Und so beschäftigen einige lieber die besser ausgebildeten zimbabwischen Farmarbeiter, die nun auch über die Grenze kommen, weil sie in Zimbabwe kein Auskommen mehr finden können. Einen offenen Konflikt zwischen den Mosambikanern und Zimbabwern gibt es bislang jedoch nicht, auch wenn…

    "…ein paar sagen, diese Menschen nehmen uns unser Land weg, das ist ja wie früher. Damals haben sie die Portugiesen vertrieben und jetzt kommen die Zimbabwer. Es gibt da ein paar Vorbehalte, aber es ist die Aufgabe der Regierung, sich zu entscheiden, ob sie nun Entwicklung will oder nicht."