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Faschistisches Vermächtnis
Wie Diktator Mussolini gerne gesehen worden wäre

Forscher haben im Mussolini-Obelisk in Rom eine Botschaft des früheren italienischen Diktators an die Nachwelt wiederentdeckt und rekonstruiert. Der lateinische Text offenbart, wie das faschistische Regime gerne von künftigen Generationen gesehen worden wäre.

31.08.2016
    Porträtaufnahme von Benito Mussolini in Uniform
    Undatierte Aufnahme von Benito Mussolini (picture alliance / dpa)
    Der Obelisk des Benito Mussolini in Rom ist ein ziemlich großer Brocken. Er ist mehr als 17 Meter hoch und besteht aus 300 Tonnen Carrara-Marmor. Er steht im "Foro Italico", ehemals "Foro Mussolini". In seinem Sockel ruht seit dem Bau 1932 eine Botschaft an die Nachwelt: 1.200 Worte auf Latein, die das Erbe des Faschismus für die Nachwelt preisen. Der sogenannte "Kodex Fori Mussolini" war über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten.
    Die BBC zitiert die Forscher Bettina Reitz-Joosse and Han Lamers, die die Botschaft wiederentdeckt und als erste versucht haben, sie aus mehreren Quellen zu rekonstruieren - das Original steckt bis heute im Sockel. Der Text sei nicht für die Zeitgenossen bestimmt gewesen, sagte Reitz-Joosse von der Universtität Groningen. Die Existenz des Textes sei überhaupt nicht überliefert worden. Erst in ferner Zukunft sollte sie entdeckt werden.
    Der Mussolini-Obelisk vor dem Olympiastadion in Rom.
    Der Mussolini-Obelisk vor dem Olympiastadion in Rom. (dpa / Andreas Gebert)
    Ironie des Textes
    Der Text besteht aus drei Teilen und erzählt von den vermeintlichen Errungenschaften des Faschismus und vom Aufstieg Mussolinis. Italien wird als Land dargestellt, das nach dem Ende des Ersten Weltkrieges am Rande des Chaos gestanden hat - um von Mussolini gerettet zu werden. Der Diktator wird als eine Art neuer römischer Herrscher beschrieben, und mithilfe von biblischen Begriffen auch als Retter des italienischen Volkes.
    Reitz-Joosse macht eine gewisse Ironie im Text aus. Sie bestehe darin, erläuterte die Wissenschaftlerin der BBC, dass der Text eigentlich erst entdeckt werden sollte, wenn der Obelisk gefallen und mithin der Faschismus gefallen sei. Die Faschisten stellten sich ihren eigenen Aufstieg und ihren eigenen Niedergang vor. (jcs/tgs/hba)