Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Fastfood
Döner 2.0 - neue Varianten eines Imbissklassikers

Anfang der 70er-Jahre soll der Döner in Berlin erfunden worden sein. Bis heute gehört er zum Alltag in der Hauptstadt: als kalorienreiche Unterlage für die Kneipentour oder als schneller Sattmacher für zwischendurch. Doch inzwischen machen ihm ganz neue Interpretationen Konkurrenz - von süß bis vegan.

Von Monika Hebbinghaus | 18.08.2014
    Spieß in veganer Imbiss-Stube aus dem Fleischersatz Seitan
    Ein Döner kann so viel mehr sein als Fleisch zweifelhafter Herkunft in einem pappigen Weißbrot - zum Beispiel, wie hier im Bild, aus dem Fleischersatz Seitan. (dpa picture alliance / Uwe Zucchi)
    "Also, es hat natürlich viel mit Gewürzen zu tun, und dass die Zusammensetzung optimal ist, von Salat und Fleisch und Soße und so weiter. Und vor allem mit dem Fleisch, dass es gut gebraten ist. Dass es nicht zu trocken ist, aber dass es wirklich kross ist."
    Schoko-Döner
    Das ist er, der perfekte Döner. Trotzdem dürfte es Fastfood-Konsumenten geben, die sich nach diversen Gammelfleisch-Skandalen schaudernd von ihm abgewandt haben. Doch ein Döner kann so viel mehr sein als Fleisch zweifelhafter Herkunft in einem pappigen Weißbrot. Wie wäre es zum Beispiel mit dieser Variante: der Schoko-Döner.
    Am Mehringplatz in Kreuzberg hat sich diese auf den ersten Blick verstörende Döner-Variante angesiedelt. Taste Away heißt der Laden, und schon die weiß-rosa Einrichtung weist darauf hin: Es wird süß!
    "Man mischt den ganz besonderen Teig an, darauf kommt Sahne, hier wird die Schokolade abgeschnitten und dann kommt die Soße. Das alles kann man mit Früchten kombinieren."
    Das Ergebnis sieht verdächtig nach einem gefüllten Crepe aus. Wieso wird hier der Döner bemüht? Es geht um die Zubereitungsart, erklärt Verkäufer Ljubomil. Denn die Schokolade hobelt er von einem aufrecht stehenden Spieß runter.
    "Es ist ja Schoko-Kebap. Und wie ich mich erinnern kann, ist ja der Kebap das Fleisch, was am Spieß ist."
    Und wer isst so was?
    Touristen, die diesen Gag für eine Berliner Spezialität halten. Und konsumfreudige Hedonisten, die sich ihren süßen Kick auch von Sprühsahne und Fertigteig nicht verderben lassen. Dann doch lieber Variante Zwei.
    Der vegane Döner
    Vor Mustafas Gemüsekebap am Kreuzberger Mehringdamm herrscht babylonisches Sprachengewirr. Seit der Laden als angeblich "bester Döner Berlins" in den Reiseführern steht, muss man hier schon mal zwei Stunden auf sein gefülltes Fladenbrot warten. Das Besondere: Hier werden sogar Veganer satt.
    "Wir bereiten ja unser Gemüse, was wir braten, separat zu, und das kommt nicht in Berührung mit dem Fleisch, und da ist ja nur Gemüse drin und Salat. Und der vegane ist eben ohne Soße – außer die scharfe Soße, die ist vegan – und das Brot ist nicht vegan. Aber die meisten Veganer sagen, egal, heute bin ich mal nicht so streng und ess mal im Brot."
    Veganer, die es nicht ganz so locker nehmen, bekommen hier also genau genommen einen Teller gebratenes Gemüse.
    Und wer isst sowas?
    Menschen, die alles wollen: Döner essen und ein gutes Gewissen. Und Menschen mit extrem langer Mittagspause. Und zum Schluss:
    Der Anti-Döner
    Seit sich ein paar der alten Berliner Markthallen zu Tempeln des alternativen Fastfoods gewandelt haben, heißt es "Streetfood" und wird auch von Menschen mit kulinarischen Ansprüchen verzehrt. Die Arminius-Halle in Moabit ist hier noch ein Geheimtipp. Aber auch da bekommt man die klassische Kombi, Fleisch im Brot mit Salatbeilage.
    "Wir haben extra aus den Staaten einen Smoker importiert, da wird über Holzpellets über Stunden und Aberstunden geräuchert, bei einer niedrigen Temperatur. Konsequenz ist dass das Fleisch ganz zart ist und quasi schon zerfällt, wenn man es aus dem Smoker dann irgendwann rausnimmt."
    Doch halt - das Fleisch stammt vom feinsten Bio-Schwein. Damit ist das "Pulled Pork Sandwich" eigentlich der Anti-Döner schlechthin.
    "Also Anti-Döner deshalb, weil es einfach Fleisch pur ist. Unser Motto ist "More better meat", wir sind dafür Fleisch zu essen, und unsere Kunden essen gerne Fleisch. Aber es muss halt gut damit umgegangen werden im Produktionsprozess."
    Wer isst so was?
    Menschen, die sich vom veganen Trend nicht beeindrucken lassen. Und Individualisten, denen ein klassischer Döner einfach zu gewöhnlich wäre.