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FC Ostelbien Dornburg
Sportbund schließt rechtsextremen Verein aus

Der FC Ostelbien Dornburg ist kein normaler Fußballverein. Fast alle Kicker haben rechte Weltanschauungen. Weil es bei Spielen immer wieder Attacken auf Gegner und volksverhetzende Sprüche gab, hat der Landessportbund Sachsen-Anhalt den Verein jetzt ausgeschlossen. Für manche eine längst überfällige Entscheidung.

Von Christoph Richter | 01.09.2015
    Das Wappen Fußballvereins FC Ostelbien Dornburg.
    Viele Spieler des Fußball-Kreisligisten FC Ostelbien Dornburg werden der rechtsextremen Szene zugeordnet. (picture alliance / dpa / Jens Wolf)
    Es war fast nicht anders zu erwarten: Das Präsidium des Landessportbunds Sachsen-Anhalt hat den Fußballverein FC Ostelbien Dornburg nach einer etwa 60-minütigen Beratung gestern Abend einstimmig ausgeschlossen. Zur Erinnerung: Bei Spielen von Ostelbien Dornburg im Jerichower Land im Osten Sachsen-Anhalts kam es immer wieder zu massiven Übergriffen, volksverhetzenden Sprüche und brutalen Attacken auf Spieler gegnerischer Mannschaften und Schiedsrichter.
    Jetzt hat der Landessportbund (LSB) einen Schlussstrich unter das Kapitel Ostelbien Dornburg gezogen und den Verein ausgeschlossen. LSB-Präsident Andreas Silbersack begründete die Entscheidung damit, dass der Verein gegen die Satzung und gegen sportliches Miteinander wiederholt und eklatant verstoßen habe.
    "Wir als Landessportbund auch der Fußballverband Sachsen-Anhalt sind verantwortlich dafür, dass die Vereine, die Spieler, die Schiedsrichter geschützt werden. Wir werden alles dafür tun, heute und in der Zukunft, damit der Schutz gewährleistet ist."
    Mehrere Mitglieder sind polizeibekannt
    Der FC Ostelbien Dornburg ist kein normaler Verein. Fast alle Kicker - die meisten mit kurz geschorenen Haaren, die Rückennummern sind in Frakturschrift - haben rechte Weltanschauungen, auch polizeibekannte Hooligans gehören dem Verein an. Einige von ihnen sind wegen schwerer Körperverletzung vorbestraft. Laut Landesverfassungsschutz sollen dem Verein 15 Rechtsextremisten angehören.
    Ostelbien Dornburg ist ein Verein, der für Angst und Schrecken sorgt. Das auch daran abzulesen ist, dass bereits vor Beginn dieser Saison vier Vereine angekündigt hatten, nicht mehr gegen Ostelbien Dornburg anzutreten. Aus Sorge um ihre Gesundheit waren nur noch drei von mehr als 60 Schiedsrichtern bereit, die Spiele des Kreisligisten Dornburg zu pfeifen.
    Noch mal LSB-Präsident Andreas Silbersack: "Wir leben in einer wehrhaften Demokratie und dazu gehört es auch, und das ist unsere Verpflichtung, dass solche Tendenzen und solche Aktionen zukünftig vermieden werden."
    Kritik am Landessportbund
    Der Ausschluss des Vereins Ostelbien Dornburg ist ein bundesweiter Präzedenzfall, weil in Deutschland noch nie ein ganzer Verein wegen rassistischer Motive ausgeschlossen wurde. Das Urteil hat keine aufschiebende Wirkung. Der Verein Ostelbien Dornburg kann jetzt beim LSB Widerspruch einlegen, ansonsten bleibt nur noch der zivilrechtliche Weg. Nachfragen waren nicht möglich, da Verantwortliche des Vereins gestern Abend nicht zu erreichen waren.
    Der sportpolitische Sprecher der Grünen im Magdeburger Landtag, Sebastian Striegel, nennt den Ausschluss der Ostelbier eine lang überfällige Entscheidung: "Seit der Gründung des Vereins ist klar, dass ist ein Verein von Neonazis für Neonazis war. Und es ist eigentlich traurig, dass es hier so lange gedauert hat, eine Entscheidung herbeizuführen."
    Widerspruch gegen Entscheidung erwartet
    Seit 2011 gibt es den Verein Ostelbien Dornburg, die Spielberechtigung hat er sich damals vor Gericht erstritten: "Die Sache hätte schon vor fünf Jahren entschieden werden können. Damals gab es lediglich ein Eil-Verfahren vor Gericht. Man muss dem Landessportbund und dem Fußballverband Sachsen-Anhalt den Vorwurf machen, dass sie nicht schon vor fünf Jahren die Entscheidung gesucht haben. Man hätte sich so eine Menge Probleme ersparen können."
    Beobachter gehen jetzt davon aus, dass der sogenannte "Nazi-Verein" alle juristischen Möglichkeiten ausnutzen wird, um seine Spielberechtigung wieder zu erlangen. Bis es zu einer endgültigen rechtskräftigen Entscheidung kommt, wird es mehrere Monate dauern. Juristen rechnen mit einer Entscheidung nicht vor Sommer 2016.