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Fed-Chefin Janet Yellen
Hüterin des billigen Geldes

Morgen ist Janet Yellen seit 100 Tagen die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve. Beobachter hatten vor ihrer Amtseinführung geunkt, dass sich womöglich nicht viel ändern wird, sie einen ähnlichen Kurs wie ihr Vorgänger Ben Bernanke fahren werde. Dies scheint sich bestätigt zu haben.

Von Miriam Braun | 16.05.2014
    "Ja, also, äh, so was kann man natürlich schwer definieren, also einen Zeitrahmen, nun, sie wissen schon, so was wie vielleicht, ja äh so sechs Monat, oder so."
    Janet Yellens berühmte Worte nach ihrer ersten Sitzung als Chefin der US Notenbank im März auf die Frage, wann denn die Leitzinsen erhöht würden. Ja, äh. Sechs Monate - oder so. Die Aktienkurse taumelten daraufhin ein paar Tage im Minus. David Wessels von der unabhängigen Denkfabrik "Brookings Institution" im Gespräch mit dem öffentlichen Rundfunk NPR.
    "Einige Analysten hatten den Ausblick der Notenbank ohnehin so gedeutet, dass einige Notenbänker die Leitzinsen gerne früher, noch in 2015 erhöhen wollen. Und als Janet Yellen sich dann ungeschickt ausdrückte war es geschehen."
    Janet Yellen hat den Kurs nicht geändert
    "Ungeschickt" - damit war sich die Beobachterschaft nahezu einig. Dabei hat Janet Yellen in ihren hundert Tagen im Amt, den Kurs von Vorgänger Ben Bernanke nicht wirklich geändert. Schon er hatte im Dezember vergangenen Jahres angefangen das Aufkaufen von Staatsanleihen um monatlich 10 Milliarden US Dollar zu drosseln - Inzwischen ist man bei 45 Milliarden monatlich angelangt. Und unabhängig von der 6-Monats Aussage hält sie an den alten Richtlinien fest. David Wessels:
    "Sie hat explizit noch mal gesagt, dass das jetzt nicht Änderung der Politik bedeuten soll. Sie hat versucht zu sagen, dass die Notenbank mit dem Fuß auf der Bremse bleibt, solange der Arbeitsmarkt sich nicht weiter erholt."
    Schwacher Arbeitsmarkt in den USA
    Bei gleichzeitig ausbleibender Inflation. Zwar ist die Arbeitslosenquote zuletzt auf 6,3 Prozent gesunken, so niedrig war sie seit dem Beginn der Wirtschaftskrise nicht mehr. Allerdings weise das keine robuste Erholung aus, machte Yellen in den vergangenen Monaten immer wieder klar. Zu viele Menschen würden sich nicht mehr arbeitslos melden und tauchten deswegen nicht in den Statistiken auf.
    "Fünf Prozent der Arbeitskräfte in den USA hätten nur einen Halbzeitjob obwohl sie einen vollen wollen. Auch sieht die Notenbank keine Steigerung der Löhne, auch ein Zeichen für einen schwachen Arbeitsmarkt."
    Zurückhaltend und bescheiden
    Yellen wirkt bei ihren Auftritten zurückhaltend und bescheiden. Während ihr Vorgänger den Stempel "Helicopter Ben", der harsch wie ein Hubschrauber Geld übers Land streut, nicht mehr loswurde, wird Janet Yellen "die Taube" genannt. Und auch die Art der zierlichen, gerade mal 1,50 Meter großen Person sei "dovish"- wörtlich übersetzt taubenartig. Auch ist damit eine "friedliche Geldpolitik" gemeint. Analysten warnen vor der Ruhe und der Unschuld in der Stimme, denn ihre Aussagen seien sehr wohl sehr direkt und schwerwiegend. Yellen in der vergangenen Woche bei einer der regelmäßigen Anhörungen vor dem US Kongress in Washington:
    "I am very concerned about rising inequality. It is a long term trend that I think is very disturbing and that is something public policy makers should focus on."
    Die steigende Einkommensungleichheit im Land erschrecke sie, das sei ein "verstörender Trend". Ein Trend den nur die Politik mit den richtigen Mitteln angehen könne. Damit spielt sie mit hochgezogenen Augenbrauen und anklagender Mimik den Ball zurück. In das Feld derer, die sie hier verhören, die Abgeordneten in Washington.