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Fed nach der EZB-Entscheidung
Starker Dollar unter Druck

Während die EZB nach amerikanischem Vorbild Staatsanleihen aufkaufen will, gehen die USA den umgekehrten Weg: Analysten erwarten, dass die Fed den Geldhahn wieder zudreht und die Zinsen mittelfristig steigen. Mit Spannung hat man deshalb das jüngste Treffen der US-Notenbank beobachtet, das gestern zu Ende gegangen ist.

Von Miriam Braun | 29.01.2015
    Noch nicht mal eine Pressekonferenz war angesetzt für das Ende der Notenbanksitzung. Der TV Reporter Hampton Pearson liest aus der Mitteilung vor. Die Notenbank bleibe geduldig in Anbetracht der Frage wann die Geldpolitik wieder normalisiert werde bzw. wann sie die Zinsen anhebt. Die Formulierungen seien die Gleichen, wie beim letzten Treffen im November. "Sie halten die Luft an", wetterte sein Kollege im Studio kurz danach.
    Wall Street zweifelt
    Noch bis vor kurzem war das Gros der Analysten in New York der Meinung, dass die US Notenbank vielleicht sogar schon ab Juni ihre Leitzinsen wieder erhöht. Aber der Zweifel breitet sich aus an der Wall Street. Denn das war, bevor Mario Draghi und seine Kollegen von der EZB ihre Hähne in Europa aufdrehten, sagt Professor Merih Uctum vom The Graduate Center der City University of New York.
    "Jetzt wo der Euro sinkt, setzt das im Umkehrschluss den Dollar unter Druck. Eine moderate Aufwertung ist ok, das kann gut sein für die Exporte der USA. Aber wenn wir jetzt hier die Zinsen erhöhen, würde der Dollar noch stärker und die USA noch weniger wettbewerbsfähig sein. "
    Auch die Großbank Morgan Stanley ,die vor zwei Tagen, also rund eine Woche nach der EZB, stimmt zu ihre Einschätzungen bezüglich der US Geldpolitik noch mal angepasst zu haben: Eine Zinserhöhung Mitte dieses Jahres werde immer unwahrscheinlicher, hieß es. Der günstige Ölpreis und der starke Dollar halten die Inflation gering. Vor Anfang 2016 rechnen die Analysten der Bank nicht mit Zinsänderungen.
    Wirtschaftlicher Aufschwung in den USA
    Das Aufkaufen von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren und die Niedrigzinsen werden in den USA von einigen für den Aufschwung verantwortlich gemacht: Die Arbeitslosenquote in den USA ist so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. 2,9 Millionen Menschen hatten im vergangenen Jahr Arbeit gefunden, so viele wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das Wirtschaftswachstum liegt bei fünf Prozent und die ersten Unternehmensergebnisse dieser Berichtssaison sahen moderat aus. Nicht verwunderlich, dass Mario Draghi das auch für den Euroraum möchte.
    Professor Merih Uctum: "Die Wirkung wird wahrscheinlich nicht die Gleiche sein. Wenn man Geld in den Markt gibt in einer Ökonomie, wie das in der Realwirtschaft ankommt, das unterscheidet sich. In Europa laufen Investitionen und Finanzierungen hauptsächlich über den Bankensektor. "
    In den USA hingegen gäbe es einen riesigen weiteren Kapitalmarkt, der ebenfalls davon profitiere. Deswegen sei das Quantitative Easing in den USA effektiver als in der Eurozone, meint Professor Uctum.