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Feinstaub
Belastung durch Holzöfen

Der Straßenverkehr ist immer noch eine der Hauptquellen für Feinstaub. Aber auch Holz als Brennstoff ist eine Belastung für Umwelt und Gesundheit. Das zeigt eine neue Studie. Besonders die Verbrennung von Scheitholz in Kaminöfen kann gefährlich sein, sagte Marion Wichmann-Fiebig vom Umweltbundesamt im DLF.

Marion Wichmann-Fiebig im Gespräch mit Georg Ehring | 17.09.2015
    Ein Feuer brennt im Kamin in einer Almhütte bei St. Kassian in Südtirol, aufgenommen im Juli 2005.
    Wenn Scheitholz nicht richtig verbrannt wird, steigt die Feinstaub-Belastung. (picture-alliance / dpa / Udo Bernhart)
    Wichmann-Fiebig betonte, dass es zwar keine steigenden Todesfälle durch Luftbelastung gebe und die Luft insgesamt besser geworden sei. Mit Blick auf die Holzheizungen in vielen Haushalten mahne sie aber: "Wir müssen gegensteuern und aufpassen, dass nicht dieser neue Verursacher uns plötzlich wieder Probleme schafft". Ein Vorschlag wären Filtersysteme für Einzelöfen in den Haushalten, damit sich die Verbraucher guten Gewissens eine solche Anlage ins Haus stellen könnten.
    Der Verbraucher ist gefragt
    Generell seien Pellet-Heizungen zu bevorzugen, da in diesen das Holz vollständig verbrennen. Eher kritisch seien Kaminöfen, die mit Holzscheiten befeuert werden. Der Brennraum werde häufig überladen, es werde feuchtes Holz benutzt, und das verhindere die vollständige Verbrennung. Das sei besonders schlecht für die Gesundheit, weil dadurch krebserregende Substanzen freigesetzt würden: "Wenn der Verbraucher sich informiert, wie er richtig heizt, dann kann er schon eine Menge dazu beitragen, das Problem zumindest zu verringern".
    Angesprochen auf die Feinstaubbelastung durch den Verkehr lobte Wichmann-Fiebig die Wirksamkeit der Umweltzonen. In den Innenstädten seien Fahrzeuge mit bessere Abgwaswerten und niedrigeren Feinstaubemissionen unterwegs. Das Potenzial sei hier aber weitestgehend ausgereizt, sagte Wichmann-Fiebig mit Blick auf die neuen Euro-VI-Fahrzeuge. Die Abgastechnik führe dazu, dass kaum noch Feinstaub aus dem Auspuff komme. Problematisch seien dagegen die Busse, die teilweise noch mit hohen Abgaswerten in den Innenstädten fahren – hier sei noch etwas zu tun.
    Das Interview in voller Länge
    Georg Ehring: Dicke Luft auch in Deutschland - das ist nicht nur schlecht für das Wohlbefinden, auch die Gesundheit leidet darunter. Forscher sind weltweit den Quellen des Feinstaubs nachgegangen und sie stießen auf so unterschiedliche Dinge wie Straßenverkehr, Kohlekraftwerke, Holzöfen und Sahara-Sand. Gefährlich sind gerade besonders kleine Partikel, unabhängig von ihrer Herkunft. Für Deutschland errechnen die Forscher 34.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr und wir wollen darüber reden mit Marion Wichmann-Fiebig vom Umweltbundesamt. Guten Tag, Frau Wichmann-Fiebig.
    Marion Wichmann-Fiebig: Einen schönen guten Tag, Herr Ehring.
    Ehring: Frau Wichmann-Fiebig, wo kommt denn der Feinstaub bei uns vor allem her?
    Wichmann-Fiebig: Nun, er kommt einerseits nach wie vor aus dem Verkehr. Das ist die Quelle, die wir kennen. Was die meisten noch nicht wissen ist, dass uns der Einsatz von Holz als Brennstoff immer mehr zu schaffen macht. Das ist einerseits gut fürs Klima, aber schlecht für die Luftbelastung und gerade in Wohngebieten ist die Feinstaubbelastung aufgrund dieser Quelle in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
    Ehring: Welche Krankheiten sind es, wenn man an Feinstaubfolgen stirbt?
    Wichmann-Fiebig: Zunächst mal ist die Lunge betroffen, beginnend mit Beschwerden wie Asthma, dann Erkrankungen bis wirklich zum Krebs, Lungenkrebs. Aber auch das Herzkreislaufsystem ist sehr stark belastet, wenn wir viel Feinstaub einatmen, und ein Großteil der Todesfälle ist dann wirklich auf Krankheiten dieser Art zurückzuführen, nicht nur auf Krebsfälle.
    "Kritisch sind die Einzelöfen, die mit Scheitholz befeuert werden"
    Ehring: Sie haben gerade die Holzheizungen als eine, vielleicht überraschende Quelle angeführt. Welche Bedeutung hat das?
    Wichmann-Fiebig: Wir sehen zum Glück keine steigenden Todesfälle durch Luftbelastung in Deutschland. Die Luft ist tatsächlich besser geworden. Wir müssen aber gegensteuern. Wir müssen aufpassen, dass nicht dieser neue Verursacher uns plötzlich wieder Probleme schafft, und hoffen, dass wir in absehbarer Zeit vielleicht auch Filteranlagen für diese Kleinfeuerung für die Einzelöfen in den Haushalten haben, sodass der Verbraucher guten Gewissens so eine Anlage in sein Haus stellen kann und nicht die Luft ungewollt belastet.
    Ehring: Kann denn der Anlagenbetreiber heute schon etwas tun? Wenn ich eine Holzheizung habe, die kann ich ja nicht einfach im Winter nicht mehr befeuern.
    Wichmann-Fiebig: Na ja. Zunächst mal sind diese Pellet-Feuerungen, die dann das ganze Haus befeuern, ohnehin schon die besseren unter den nicht ganz so guten, weil die nämlich das Holz vollständig verbrennen. Das sind ja eh diese kleinen Pellets. Eher kritisch sind die Einzelöfen, diese Kaminöfen, die mit Scheitholz befeuert werden. Dort wird der Brennraum häufig überladen, es wird feuchtes Holz reingetan, und wenn Holz unvollständig verbrennt, dann ist dies besonders schlecht für unsere Gesundheit. Dann entstehen auch krebserregende Substanzen. Wenn der Verbraucher sich informiert, wie er richtig heizt, dann kann er schon eine Menge dazu beitragen, das Problem zumindest zu verringern.
    "Beim Pkw-Bereich sind wir schon sehr, sehr weit gekommen"
    Ehring: Und da ist trockenes Holz besonders wichtig?
    Wichmann-Fiebig: Trockenes Holz ist ganz wichtig und, wie ich schon sagte, den Brennraum nicht überladen. Dann kommt zu wenig Sauerstoff an das Holz, es brennt nicht mit den hohen Temperaturen, und das ist schlecht.
    Ehring: Die Umweltzonen sind bekannt und die Dieselabgase als Quelle von Feinstaub. Wirken die Umweltzonen denn?
    Wichmann-Fiebig: Die Umweltzonen, wenn wir auf Feinstaub gucken, würde ich sagen, haben gewirkt. Wir haben eine doch ganz erhebliche Flottenerneuerung zu beobachten. Das heißt, es fahren Fahrzeuge mit besseren Abgaswerten, mit niedrigeren Feinstaubemissionen jetzt gerade in den Innenstädten. Mittlerweile ist das allerdings weitestgehend ausgereizt. Wir bekommen jetzt noch die Euro-VI-Fahrzeuge, die sind im Augenblick durch diese Kennzeichnungsverordnung noch nicht erfasst. Dann kann man aber wirklich sagen, man kann eigentlich nur noch durch weniger Verkehrsaufkommen, durch weniger Fahrzeuge in den Innenstädten etwas machen, zumindest wenn man sich die Pkw anguckt. Die Abgastechnik führt dann dazu, dass eigentlich wirklich kaum noch Feinstaub aus dem Auspuff kommt. Ein Problem sind immer noch Busse, die teilweise auch von den Verkehrsbetrieben noch in den Innenstädten mit hohen Abgaswerten fahren. Da gibt es noch was zu tun. Aber beim Pkw-Bereich sind wir schon sehr, sehr weit gekommen.
    Ehring: Marion Wichmann-Fiebig vom Umweltbundesamt war das zum Thema Luftbelastung in Deutschland. Herzlichen Dank.
    Wichmann-Fiebig: Sehr gerne.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.