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Fernbuslinien
MeinFernbus und Flixbus stehen vor Fusion

Die Einführung der neuen Fernbuslinien vor zwei Jahren war für preisbewusste Kunden eine kleine Revolution. Seit der Liberalisierung der Fernbuslinien tobt ein Kampf der Anbieter. Jetzt wollen die zwei größten Anbieter, MeinFernbus und Flixbus, noch mächtiger werden - und schließen sich zusammen.

Von Dieter Nürnberger | 07.01.2015
    Ein Schild weist auf eine Haltestelle für Fernbusse am 09.05.2014 in Leipzig (Sachsen) hin.
    Details zu ihrer Fusion wollen die beiden Fernbusanbieter am Freitag bekannt geben. (dpa / Jan Woitas)
    Auch am Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin stiegen die Fahrgastzahlen seit der Öffnung des Marktes vor rund zwei Jahren rasant an. So wurden 2013 noch rund 100.000 Busse abgefertigt, im vergangenen Jahr bereits 170.000. Der ZOB der Hauptstadt platzt längst aus allen Nähten.
    Die Branche hat in den vergangenen zwei Jahren vor allem durch Preisdumping viele neue Kunden gefunden. Der Wettbewerb jedoch war hart, Experten rechneten deshalb schon seit Längerem mit einer Marktbereinigung. 2014 zogen sich bereits erste Unternehmen zurück oder meldeten Insolvenz an, auch der ADAC, der mit den Postbussen eine Kooperation hatte, stieg aus.
    Mit der Fusion sind auch neue Linien geplant
    Das Jahr 2015 beginnt hingegen mit einer Großfusion. Das Berliner Unternehmen MeinFernbus und der Münchner Anbieter Flixbus wollen künftig zusammen am Markt bestehen. MeinFernbus-Sprecherin Marie Gloystein:
    "Wir waren die Nummer eins und die Nummer zwei auf dem deutschen Fernbusmarkt. Und es ist nicht nur so, dass unsere beiden Netze jetzt einfach so zu einem kombiniert werden, sondern wir werden jetzt gemeinsam daran arbeiten, sowohl hier in Deutschland, als auch im europäischen Ausland viele neue Halte dazu zu bekommen. Wir wollen auch neue Linien starten."
    Die MeinFernbus-GmbH wurde 2011 in Berlin gegründet, im vergangenen Jahr seien bereits erstmals schwarze Zahlen geschrieben wurden, so das Unternehmen. Der Marktführer steuert inzwischen rund 240 Ziele in Deutschland an. Beide Unternehmen dürften gemessen an den Fahrgastzahlen rund die Hälfte des hiesigen Fernbusmarktes abdecken. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer geht aber nicht davon aus, dass die geplante Fusion kartellrechtliche Bedenken nach sich ziehen könnte. Matthias Schröter ist Sprecher des Dachverbandes:
    "Zum Beispiel neben der Bahn - nehmen wir einfach die Vergleichszahlen: 2013 wurden etwas mehr als acht Millionen Menschen mit Fernbussen befördert, im Fernverkehr der Deutschen Bahn waren es mehr als 130 Millionen."
    Vieles ist derzeit noch unklar: Beide Unternehmensnamen sollen bis auf Weiteres erhalten bleiben, Arbeitsplätze nicht wegfallen. Keine Auskunft gibt es derzeit auch über das finanzielle Engagement des Investmenthauses General Atlantic, welches die Fusion als Kapitalgeber unterstützt.
    Auf jeden Fall aber sehen sich MeinFernbus und Flixbus nun gemeinsam den künftigen Herausforderungen des Marktes gewachsen.
    Zukunft des Marktes
    Ob der noch anhaltende Boom der Fernbuslinien weitergeht, ist unter Experten noch nicht ausgemacht. Generell wird davon ausgegangen, dass die Niedrig- oder Kampfpreise nicht dauerhaft sein können. Matthias Schröter vom Dachverband der deutschen Omnibusunternehmer.
    "Der Fernbus hat gezeigt, was für ein komfortables, sicheres und sauberes Verkehrsmittel der Bus ist. Der große Vorteil ist natürlich, dass dauerhaft die Preise für Fernbusfahrten günstiger sein werden, als die von anderen Mobilitätsanbietern. Ob das auf der Straße, der Schiene oder auch in der Luft ist."
    Details zu ihrer Fusion wollen die beiden Fernbusanbieter am Freitag bekannt geben.