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Fest mit Prominenz

In der ersten Studienwoche wechseln sich Arbeit und Vergnügen noch ab: Nach der Campus-Rallye am Montag und der Vorlesung am Dienstag steht für Jura-Studienanfängerin Sophie Doering heute die Immatrikulationsfeier auf dem Programm.

Von Jens Rosbach | 14.10.2009
    "Es gibt eine interessante Untersuchung zu der Frage: Wer studiert eigentlich was - und warum vor allen Dingen? Und dabei kam heraus, dass Pädagogen häufig Leute sind, die nichts von Kindern verstehen und mit denen nicht umgehen können. Dass Psychologen häufig psychische Probleme haben - und dass Juristen ein Problem mit dem Recht haben. Wir wollen das nicht weiter ausführen. Sicher ist jedenfalls, dass die Klaurate an Büchern in diesem Fachbereich die höchste ist."

    Studienanfängerin Sophie Doering staunt: Ist doch der Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen, höchstpersönlich bei der Immatrikulationsfeier ihres Fachbereichs Jura aufgetaucht. Schon am dritten Uni-Tag bekommt die 19-Jährige den Chef der 30.000-köpfigen Hochschule live zu Gesicht! Und wie locker der Professor redet! Sophie hat sich für die Feier schick gemacht: Ihre schulterlangen blonden Haare sind frisch frisiert; ihre weiße Bluse strahlt. Es kann losgehen.

    "Student sein - ja, das ist auf jeden Fall ein ganz neues Leben."

    Sophie hat in den vergangen Tagen Infotreffen für "Erstis" besucht und eine Auftakt-Vorlesung, in der sie viele praktische Tipps bekam. Die Begrüßungs-Zeremonie heute ist für sie genauso wichtig - als symbolischer Uni-Start.

    "Ein ganz neuer Lebensabschnitt, weil man jetzt einfach erwachsen ist und vielleicht auch ein bisschen verantwortlich für sein eigenes Leben. In der Schule wird einem ja ziemlich klar gesagt, was muss ich wann lernen. Das ist hier beim Studium ja nun nicht mehr so. Heute sind schon die ersten nicht zu den Vorlesungen gekommen, weil sie gesagt haben: Das wählen wir sowieso nicht. Ja, und da sieht man einfach: Alles wird selbstbestimmt jetzt."

    Bei der "Immafeier" findet Sophie Doering Bestätigung: Dozenten, Studienberater, Bibliothekschef und Studierendenvertreter rufen die mehr als 300 Erstsemester auf, sich auch selbstbestimmt Hilfe zu holen. Jura-Professor Franz Jürgen Säcker etwa hält nichts von Berührungsängsten.

    "Professoren sind zum Anfassen da! Ihre akademischen Lehrer sind nicht unnahbar, sondern dialogbereit. Sie betrachten den Studenten nicht mehr als Störfaktor in der Universität, wie das vielleicht früher gewesen sein mag."

    Bereits vor der offiziellen "Hochschulweihe" hat Studienanfängerin Sophie eine Immatrikulationsbescheinigung zugeschickt bekommen - mit einer siebenstelligen Matrikelnummer. Die will sie aber nicht verraten. Datenschutz!, erklärt sie. Die Nummer tauche bald in öffentlichen Uni-Listen auf - zusammen mit ihren persönlichen Prüfungsnoten.

    "Die ersten Zahlen sind: 4378 und 1. Der Rest bleibt ein Geheimnis."

    Sophie zeigt stolz einen weiteren Status-Beleg: den blauen Studierendenausweis der FU Berlin. Den trägt sie Tag - und Nacht- in einer Klarsichthülle mit sich herum. Denn der ist bares Geld wert.

    "Kinos, Museen, ich kann jetzt ganz viel billiger bekommen. Auch das Essen in der Mensa bekomme ich mit dem Studentenausweis billiger. Von daher hat das Studentenleben wohl doch viele Vorteile."

    Immafeier, Immabescheinigung, Matrikelnummer: Die Berlinerin Sophie ist glücklich, nun an der Hochschule aufgenommen worden zu sein - mit allem Drum und Dran. Inklusive Unipräsident.

    Dieter Lenzen: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich wohlfühlen! Und - so wir uns nicht mehr sehen - ein schönes Leben!"

    Sophie Doering: "Ist auf jeden Fall ein guter Weg und auch irgendwo ne Auszeichnung, dass man schlau genug ist, um ein Studium anzufangen. Und es ist schon ein Zeichen, dass man es irgendwie geschafft hat."

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