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Fettnäpfchenfalle Büro
Das Handy gehört nicht auf den Kantinentisch

In Firmen geht es heute lockerer zu als vor 20 Jahren: flache Hierarchien, Chefs werden eher geduzt, Dresscodes sind flexibler. Allerdings gibt es ein paar Regeln, die man kennen sollte, um sicher durch den Büroalltag zu kommen. Coaches sorgen für den Feinschliff im Umgang.

Von Astrid Wulf | 04.05.2017
    Auf dem Display eines iphone 6 ist ein Chatverlauf der App "WhatsApp" zu sehen.
    Fein, sauber, ordentlich: Portemonnaie, Handy und Autoschlüssel auf dem Tisch in der Kantine sind ein "No go". (dpa/picture alliance/Britta Pedersen)
    Mann:"Gestern Morgen zum Beispiel. Ich kam ins Büro, und da stand mein Chef mit einem Angestellten, und ich stand dann da, und anstatt rauszugehen, habe ich da gestanden und darauf gedrängt, dass der eine rausgeht, so ungefähr."
    Frau: "Ja das ist ja so eine Sache, wem man die Hand gibt zum Beispiel. Wer gibt nun wem die Hand: der Höhergestellte? Oder eben ... ja. Aber wahrscheinlich muss man warten, bis der Chef die Hand gibt."
    Für den ersten Eindruck drei Sekunden Zeit
    Genau so ist es richtig: Derjenige, der in der Hierarchie höher steht, gibt die Hand, der Rangniedere grüßt allerdings zuerst. Gar nicht so einfach, immer die richtigen Verhaltensregeln im Job parat zu haben – aber gerade bei wichtigen Terminen wie Kundenpräsentationen oder Vorstellungsgesprächen sollte man zumindest die wichtigsten Verhaltensregeln kennen, um souverän rüberzukommen, sagt Coach Iris Hoffmeyer:
    "Diese Kleinigkeiten sorgen dafür, dass man einen ersten Eindruck hat. Und für den ersten Eindruck hat man, sagen Wissenschaftler, drei Sekunden Zeit. Nach diesen drei Sekunden hat es der andere sehr viel schwerer, den ersten Eindruck zu revidieren."
    "Nicht unangenehm auffallen"
    Andreas Kiparenko aus der Nähe von Lübeck arbeitet in der Gastronomie und möchte künftig einen noch besseren Eindruck machen und grundsätzlich besser vor Fettnäpfchen im Job gefeit sein. Deshalb nimmt er an Iris Hoffmeyers Business-Knigge-Workshop teil.
    '"Man möchte schon gut rüberkommen. Man möchte sich vernünftig artikulieren können, man möchte auch nicht unangenehm auffallen. Und in meinem Beruf ist es nicht verkehrt, dass man neutral, aber nicht auffällig und dezent rüberkommt."
    Penetrante Klingeltöne, gedankenloses E-Mail-Bombardement
    Workshop: "Also, wenn jemand eintritt und auf Sie zukommt, Sie sitzen am Schreibtisch, in der Kantine, wo auch immer, und sie möchten denjenigen begrüßen, dann ist es völlig egal, ob ein Mann oder eine Frau den Raum betritt, ob der Mann oder die Frau sitzt: Man steht immer auf."
    Gerade wenn man viel mit E-Mails kommuniziert oder jeder wie selbstverständlich das Handy mit ins Büro bringt, lauern jede Menge Fettnäpfchen. Laute und penetrante Klingeltöne fallen unangenehm auf, sagt Businesscoach Hoffmeyer.
    Während wichtiger Gespräche sollte höchstens der Vibrationsalarm eingestellt sein – und das eigentlich auch nur, wenn dringende Anrufe erwartet werden und der Gesprächspartner darüber informiert wird.
    Was für die Expertin auch gar nicht geht: gedankenloses E-Mail-Bombardement.
    "Danke, dass Sie mir eine Mail geschrieben haben. Danke, dass Sie sich für die Dankesmail bedankt haben ... Unsere E-Mail-Postfächer sind überflutet mit Emails, die wir eh nicht lesen wollen, also überlegen Sie: Was ist so wichtig, dass ich jetzt schreiben muss."
    Achtung bei Geschäftsessen oder gemeinsamer Mittagspause
    Auch das Geschäftsessen oder die gemeinsame Mittagspause mit dem Chef oder mit dem Abteilungsleiter: äußerst Fettnäpfchen-vermintes Gelände. Der Klassiker ist für Iris Hoffmeyer das Proletenbesteck.
    "Das Proletenbesteck ist das Besteck, das nicht auf den Tisch gehört. Ihr Handy, Ihr Geldbeutel, der Schlüssel. Das Handy heißt: so, ich bin jederzeit erreichbar, der Geldbeutel heißt; Wenn ich schnell bezahle, bin ich weg, der Schlüssel bedeutet: ich muss gleich wieder los. Mein Auto wartet. Das ist alles unbewusst, aber das nimmt der andere wahr."
    "Blicken Sie ihrem Gegenüber in die Augen"
    Die wichtigste Botschaft der Benimm-Trainierin: Wer seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit schenkt, macht schon ganz viel richtig. Sie empfiehlt: Machen Sie beim Telefonieren nichts nebenbei. Blicken Sie ihrem Gegenüber in die Augen, wenn Sie ihm die Hand schütteln. Und wenn Sie vor dem nächsten wichtigen Kundentermin wieder ratlos vorm Kleiderschrank stehen, oder Sie sich als Mann fragen, ob Sie ihrer Kundin nach dem gemeinsamen Essen in die Jacke helfen sollten, empfiehlt die Expertin: Ziehen Sie im Zweifel das Kostüm oder den Anzug an – und seien Sie im Zweifel lieber Gentleman.
    "Lieber ein ganz bisschen Zuviel, als das kleine Stück zuwenig, dass dann unangenehm auffällt."