Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Fiasco dans la famille!

Frankreichs Politiker hören nach dem blamablen WM-Aus nicht auf , sich plötzlich intensivst um den französischen Fussball zu kümmern: Ein Staatspräsident, der eine Krisensitzung zu diesem Thema einberuft, eine Ministerin, die vor dem Parlament eine Stellungnahme abgibt und jetzt der auch für den Sport zuständige Kulturausschuss des Parlaments.

Von Hans Woller | 30.06.2010
    Obwohl die FIFA gestern bereits ein zweites Mal unmissverständlich klargestellt hat, Frankreichs Politiker mögen von jeder Einmischung in die Politik des französischen Fussballverbandes Abstand nehmen und bei Zuwiderhandeln gar mit Sanktionen gedroht hat, haben Frankreichs Parlamentarier im Kulturausschuss Verbandspräsident Jean-Pierre Escalette und Trainer Raymond Domenech einvernommen – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit Zugang durch eine Hintertür – beim einmütigen Phototermin konsultierte Domenech demonstrativ gelangweilt sein Handy. Einige Abgeordnete sprachen im Zusammenhang mit dieser Anhörung von einem Spektakel und von Gestikulation - andere aber fordern tatsächlich immer noch sogar einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss über das Fiasko des Tricoloreteams in Südafrika. Der ehemalige Minister, Geschäftsmann und Präsident von Olympique Marseille, Bernard Tapie appelliert an die Vernunft:

    "Die Politiker scheinen auf den Kopf gefallen zu sein. Domenech verdient eher einen Tritt in den hintern, als dass er von einem parlamentarischen Ausschuss angehört wird . Er und die Spieler haben Dummheiten gemacht, unter den Spielern sind manche sehr unreif, aber man muss sich langsam wieder beruhigen. Die Politik soll sich um die Arbeitslosigkeit oder um die Auswirkungen der Krise kümmern und soll die Fussballer in Frieden lassen."

    Derweil schreibt das Sportmagazin France Football , Frankreichs allseits verachteter Teamchef Domenech habe nach dem Trainingsstreik der Nationalelf in Südafrika bereits die Koffer gepackt gehabt und habe erst im letzten Moment überzeugt werden können, nicht unmittelbar nach Frankreich zurück zu reisen und der dritter Torwart des Teams hat inzwischen bestätigt, was bislang stark vermutet wurde: die Anführer des Streiks wie Kapitän Evra, Ribery, Gallas und Abidal hätten sehr wohl heftigsten Druck auf die Spieler ausgeübt, die sich an dem Streik nicht beteiligen wollten – von wegen die Gruppe sei stets einer Meinung gewesen.