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FIFA
"Die Zeit ist jetzt endgültig abgelaufen"

Nach der Suspendierung von FIFA-Präsident Sepp Blatter und Michel Platini, ist der Weltverband quasi führungslos. Im Deutschlandfunk äußerte sich der Schweizer Parlamentsabgeordnete Roland Büchel über mögliche Reformen und welche Strafen Sepp Blatter in seinem Heimatland drohen.

Roland Büchel im Gespräch mit Matthias Friebe | 10.10.2015
    Vor dem FIFA-Hauptquartier ist ein Baustellen-Schild zu sehen.
    Vor dem FIFA-Hauptquartier ist ein Baustellen-Schild zu sehen. (picture alliance / dpa / Walter Bieri)
    Man sei in der Schweiz nicht mehr stolz darauf, dass die FIFA ihren Sitz in Zürich habe, sagte der Schweizer Parlamentsabgeordnete und FIFA-Kritiker Roland Büchel im DLF. "In der derzeitigen Verfassung ist sie nur noch ein Klotz am Bein."
    Büchel kritisierte auch die FIFA-Ethikkommission. Diese habe jahrelang geschlafen. Nur dank der Justiz und der Medien, hätte man nun etwas geschafft, sonst wäre sicher wieder nichts passiert, sagte der Schweizer, auch wenn die Entscheidung Sepp Blatter und Michel Platini zu suspendieren "schon sehr mutig" gewesen sei.
    Weg vom 'one country, one vote'-System
    Nach aktuellem Schweizer Strafrecht drohen dem FIFA-Präsidenten bis zu sieben Jahre Gefängnis, sagte Büchel. Der auch nicht mehr mit einem Blatter-Comeback rechnet. "Die Zeit ist jetzt endgültig abgelaufen. Der Druck von außen ist zum Glück groß genug geworden."
    Die FIFA sei durchaus reformierbar, sagte der Politiker. Man müsse aber vor allem weg kommen, vom ‚one country, one vote'-System, wo die Stimme Vanuatus gleich viel Gewicht habe, wie Deutschland mit sieben Millionen Fußballern. "Dann geht es auch, dann wird auch die Korruption zurückgeben."

    "Haben noch Hebel in der Hand"
    Büchel erklärte im DLF auch die Lex FIFA, die in der Schweiz Ende September eingeführt worden sei. "Die Funktionäre sind nun exponierte Personen wie Diktatoren in der Dritten Welt." Außerdem sei noch möglich, dass die großen Sportverbände nicht mehr als kleine Sportvereine angesehen werden und damit auch ihre Steuerprivilegien verlören. "Wir haben schon noch Hebel in der Hand, wenn sie sich nicht so verhalten, wie das Schweizer Volk und auch die Sportwelt erwartet."
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 10. April 2016 nachhören.