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FIFA Fußball-WM 2018 in Russland
Skandale und Begeisterung: Das Sankt-Petersburg-Stadion

Heute treffen im Sankt-Petersburg-Stadion die Mannschaften von Marokko und des Iran aufeinander. Die Arena gilt als Prestige-Projekt von Wladimir Putin und gehört zu den teuersten der Welt. Zehn Jahre lang dauerte der Bau, begleitet von Skandalen. Unter anderem beklagten Bauarbeiter, sie seien ausgebeutet worden.

Von Markus Sambale | 15.06.2018
    Russische Bereitschaftspolizei vor dem Stadion in Sankt Petersburg bei einer Übung im April 2018
    Russische Bereitschaftspolizei vor dem Stadion in Sankt Petersburg bei einer Übung (AFP PHOTO / OLGA MALTSEVA)
    Es gibt eine ganze Reihe von Fußball-Stadien, die wie Raumschiffe aussehen. Das Stadion in Sankt Petersburg aber ganz besonders: Vor allem abends, wenn die kreisförmige, silbrig glänzende Arena in neonblauem Licht erstrahlt. Wenn der gigantische Bau mit den acht Pfeilspitzen auf dem Dach wie ein UFO wirkt, das gerade gelandet ist. Direkt am Ufer einer langgestreckten Ostsee-Bucht.
    Beeindruckte Fans
    Und drinnen? Da wird es dank der guten Akustik ordentlich laut – wie im vergangenen Sommer, als die russische Nationalmannschaft beim Confed-Cup-Auftakt in Führung ging:
    "Uuuund der Ball ist im Netz. Ein einziges Mal war Gluschakow vorn - und sofort ein Tor. Bravo..."
    Das russische Fußball-Team patzte zwar im weiteren Verlauf des Turniers. Doch vom Petersburger Stadion waren die Fans beeindruckt:
    "Das Beste war das Stadion, diese Atmosphäre, die gelungene Atmosphäre für ein richtiges Fest."
    "Wir sind zum ersten Mal in diesem Stadion. Es ist groß, bequem und komfortabel."
    Prestige-Projekt von Wladimir Putin
    Die Arena gilt als Prestige-Projekt von Wladimir Putin, der selbst aus Petersburg stammt. Gebaut wurde das Stadion nach den Plänen eines japanischen Architekten – mit verschließbarem Dach und 67.000 Zuschauerplätzen. Als Heimstadion für den Club Zenit Sankt Petersburg. Und als Veranstaltungsort für Shows und Konzerte. Der Chef der zuständigen Baufirma überschlug sich vor Begeisterung:
    "Es ist das schönste Stadion, einzigartig! Wenn ich das Stadion betrete, dann freut sich mein Herz."
    Zehn Jahre lang dauerte der Bau, begleitet von Skandalen: Bauarbeiter beklagten, sie seien ausgebeutet worden. Journalisten deckten auf, dass auch Arbeiter aus Nordkorea beschäftigt wurden – unter "oft entsetzlichen Bedingungen", wie selbst die FIFA intern einräumte.
    Explodierte Kosten
    Durch Korruption liefen die Kosten für den Stadion-Bau aus dem Ruder. Von fast 800 Millionen Euro war am Ende die Rede. Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny kritisierte damals:
    "Es ist das persönliche Projekt von Putin, ausgeführt von seinen engsten Petersburger Freunden und Kollegen. Das war eines der wichtigsten Bauprojekte der Russischen Föderation. Und trotzdem wurde Geld gestohlen."
    Das Stadion von Sankt Petersburg gehört zu den teuersten der Welt. Trotzdem gab es bei der Eröffnung im vergangenen Jahr Probleme mit dem Rasen, das Dach war undicht. Die WM-Verantwortlichen versprechen, jetzt alles im Griff zu haben.
    Damit die Stadionbesucher und die Fernsehzuschauer die Probleme vergessen. Und sich in den Bann ziehen lassen – vom Stadion in Sankt Petersburg, dem Raumschiff am Ostsee-Ufer.