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FIFA-Kandidaten
Der UEFA-Kritiker: David Nakhid

Weniger Geld und Einfluss für Europa, eine bessere Unterstützung der Kleinen im Weltfußball: David Nakhid möchte Anwalt sein für den Rest der Fußball-Welt.

von Matthias Friebe | 25.10.2015
    David Nakhid vor einem Werbeplakat für seine Wahlkampagne.
    Fußballer David Kakhid aus Trinidad und Tobago will Sepp Blatter nachfolgen (AFP )
    Für David Nakhid darf der nächste FIFA-Präsident nicht aus Europa kommen. "Die Probleme sind groß. Jemand, der alles hat, kann die Position des Rests der Welt, der nichts hat, nicht verstehen", sagt der Mann aus Trinidad und Tobago. Für den Rest der Welt zieht er in den Präsidentschaftswahlkampf bei der FIFA. Sportliche Meriten hat sich der 51-Jährige bisher vor allem in seinem Heimatland als Kapitän der Nationalmannschaft erworben. Beim größten Erfolg der jüngeren Verbandsgeschichte, dem dritten Platz beim kontinentalen Gold Cup im Jahr 2000 stand er auf dem Platz, bei der einzigen WM-Teilnahme Trinidads 2006 in Deutschland war er einer der Co-Trainer.
    Jetzt strebt er nach dem höchsten Funktionärsamt im Fußball und tritt mit nicht weniger als dem hehren Ziel an, den globalen Fußball gerechter zu machen. Konkret geht es ihm um eine gerechtere Verteilung der 32 Startplätze bei einer WM. Die aktuelle Organisation des Fußballs mit dem starken Einfluss der reichen europäischen Union UEFA ist Nakhid ein Dorn im Auge. Er sagt: "Wenn Du die FIFA nach vorne bringen willst, ist es unmöglich weiter zu machen mit dem Ungleichgewicht, dass eine Konföderation so mächtig ist und alle Talente aus dem Rest der Welt holt und der Rest der Welt weiter geliefert ist."
    Der Rest der Welt gegen Europa
    Immer wieder spricht er vom Rest der Welt. David Nakhid will sich profilieren als die Stimme der Kleinen. Er will aber auch als die Stimme gehört werden, die von außen kommt. Deshalb legt er Wert darauf, eine möglichst große Distanz zum FIFA-Establishment und den bisherigen Granden des Weltfußballs zu demonstrieren. Das gilt insbesondere für seinen Landsmann Jack Warner. Seit er 24 Jahre alt ist, sagt Nakhid, habe er gegen den ehemals mächtigen FIFA-Vize-Präsidenten Warner gekämpft, der jetzt wegen seiner Korruptionsverstrickungen lebenslang gesperrt ist. Warner sei vor allem ein Maßstab dafür, wie die Dinge nicht gemacht werden sollen. Denn um Warner herum gebe es eine "Kultur der Kriecherei", wie Nakhid sie nennt. Er will darum für eine neue Art der Machtverteilung im Weltfußball antreten.
    Für diesen Weg, sagte er dem US-Fernsehsender ESPN, sei er besser geeignet als seine Mitbewerber: "Sie waren Teil des Systems. Ich bin der Einzige, der durch alle Entwicklungsstufen des Fußballs gegangen ist: als Spieler, als Profi, als Trainer. Sie haben zwar größere Taschen und sind Präsidenten der Verbände, aber das bedeutet nichts für das globale Spiel."
    Außenseiter mit Sprachentalent
    Für sich selbst reklamiert Nakhid viel von diesem globalen Spiel zu wissen. Er spreche sechs Sprachen, sagt er. Außerdem habe er durch mehrere Stationen in Europa, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Libanon schon eine Menge dieser Fußball-Welt gesehen. Dort, im Libanon, betreibt er seit 2006 eine Fußball-Akademie, die sich rühmt, die Beste der Region zu sein. Aktuell werden dort rund 200 Nachwuchs-Talente ausgebildet.
    Und jetzt ist die Zeit reif für noch größere Aufgaben, meint David Nakhid: "Wir denken durch die aktuellen Umstände mit dem Rücktritt von Sepp Blatter, ist es die perfekte Gelegenheit. Und wie Sie wissen, das gilt im Fußball wie überall: Timing ist alles." Der 26. Februar 2016 also soll sein Tag sein. Der Tag, an dem David Nakhid Nachfolger von Sepp Blatter werden will. Für seine Bewerbung benötigt er die Unterstützung von fünf nationalen Verbänden. Diese sei vorhanden, gibt er an. Wer seine Kandidatur aber mitträgt wollte Nakhid noch nicht mitteilen. Klar ist nur, dass er von seinem Heimatverband aus Trinidad und Tobago unterstützt wird. Verbandspräsident Raymond Tim Kee sagt über ihn, Nakhid habe das größte Verständnis für das große Potential der Region.
    Im Konzert der Kandidaten besitzt Nakhid aber allenfalls Außenseiterchancen. Auf die über 50 Stimmen aus Europa kann er mit seinem Programm nicht zählen. Aktuell werden auf der offiziellen Facebook-Seite seiner Kandidatur rund 1.200 "Gefällt mir"-Klicks gezählt. Wo aber die FIFA-Zentrale ist, das weiß er bereits. Von 1992 bis 1994 spielte Nakhid 41mal für Grasshoppers Zürich.
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 25. April 2016 nachhören.