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FIFA-Präsident
Geldgeschenke für das FIFA-Volk

Gianni Infantino ist der neue FIFA-Präsident. Was hat den Ausschlag gegeben für die Wahl des Schweizers beim FIFA-Kongress in Zürich? Für DLF-Redakteur Philipp May waren es vor allem Infantinos finanzielle Versprechungen.

Von Philipp May | 27.02.2016
    Infantino steht am FIFA-Redepult, lächelt, spricht und gestikuliert vor einem schwarzen Hintergrund.
    Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino am 26.2.2016 beim FIFA-Kongress in Zürich nach seiner Wahl. (Alexander Vilf / Sputnik / dpa)
    Vielleicht war sich Scheich Salman, der eigentliche Favorit, seiner Sache schon zu sicher. Er sei nicht bereit, Geld an alle zu verteilen, ließ er den Kongress bei seiner Rede wissen. Während Salman also schon den Präsidenten spielte, krempelte Widersacher Gianni Infantino noch die Ärmel hoch. Wahlkampfmodus:

    "The money of FIFA is your money. It is not the money of the FIFA-President."
    Geldgeschenke für das FIFA-Volk. Das kommt an und sichert die entscheidenden Stimmen. 1,2 Milliarden US-Dollar will Infantino in den nächsten Jahren unter den Mitgliedsverbänden verteilen. Dumm nur, dass die FIFA gerade gar nicht auf Rosen gebettet ist, wie Finanzchef Markus Kattner auf dem Kongress erläuterte.
    "As you know, FIFA is currently in a difficult situation. On one side we have significant unforeseen costs, on the other side the process for the commercialization of rights is delayed."
    Frei übersetzt: Astronomische Anwaltsgebühren und keine neuen Sponsoren! Das sind die Kosten der Krise. Heißt: Über eine halbe Milliarde US-Dollar fehlt in der FIFA-Kasse, die Rücklagen schrumpfen.
    "We are currently about 515 million US-Dollar behind our goals."
    Die Wahlversprechen des neuen FIFA-Chefs wirken da irgendwie unbezahlbar? Nein, nein, sagt Infantino. Er wisse eben, worauf es ankommt.
    "Ich werde natürlich auf die kommerziellen Partner und Sponsoren zugehen, auf die Broadcaster. Die müssen wieder Vertrauen in die FIFA haben. Und wenn wir das machen können und das werden wir machen, mit der Art und Weise, wie wir arbeiten werden. Dann werden auch die Einnahmen steigen."
    Alles ist also ganz einfach, findet der Schweizer. Und bekommt dafür die Rückendeckung seiner Unterstützer, den reichen europäischen Fußballverbänden. Man muss eben auch geben können, findet DFB-Interimspräsident Rainer Koch.
    "Da ist auch von unserer Seite Solidarität gefordert. Und von daher finde ich es gut und richtig, dass die FIFA Organisationen auch viele Mittel zur Verfügung stellen will, um in diesen Ländern Projekte zu unterstützen."
    Es ist die Schlusspointe dieses FIFA-Kongresses. Über Jahre haben die Europäer vergeblich versucht, Sepp Blatter vom Fußball-Thron zu stürzen. Und jetzt, wo es um sein Erbe geht, sichern sie sich die Macht ausgerechnet auf Blatter Art – einfach die Kleinen mit Geld zuschütten. Der gesperrte Ex-Chef meldete sich dann übrigens auch noch zu Wort. Via Schweizer Fernsehen ließ er seine Glückwünsche an Infantino übermitteln:
    "Es freut mich. Ich gratuliere ihm",
    sagte Blatter und wirkte dabei alles andere als glücklich. Blatter und Infantino, die beiden Schweizer aus dem Bergkanton Wallis, sollen sich nicht sonderlich leiden können. Wahrscheinlich, weil sie sich ziemlich ähnlich sind.