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FIFA-Skandal
Erste Reaktionen der Sponsoren

Als einer der ersten Hauptsponsoren der FIFA zieht der Kreditkartenanbieter Visa Konsequenzen aus dem Korruptionsskandal bei der FIFA und werde das Sponsoring überprüfen, hieß es. Andere Sponsoren, wie der Sportartikelhersteller Adidas, bleiben der FIFA anscheinend weiter treu ergeben. Denn es geht um viel Geld.

Von Brigitte Scholtes | 28.05.2015
    Die europäische Fußballorganisation UEFA wird an der Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten morgen teilnehmen. Aber sie wird mehrheitlich für den Gegenkandidaten von Joseph Blatter stimmen, den jordanischen Prinzen Ali Bin
    Al-Hussein. UEFA-Präsident Michel Platini hat zudem für den Fall eines Wahlsiegs Blatters einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben nicht ausgeschlossen. Deutlicher noch fällt die Reaktion der Sponsoren aus. So drückte der weltgrößte Kreditkartenanbieter Visa seine Enttäuschung und Betroffenheit angesichts der jüngsten Entwicklungen aus:
    "Es ist wichtig, dass jetzt ein Wandel herbeigeführt wird. Wir haben die FIFA informiert, dass wir unser Sponsoring überprüfen werden, sollte die FIFA das nicht schaffen."
    Visa ist einer der sechs Hauptsponsoren der FIFA, der Konsequenzen wegen der Korruptionsaffäre androht. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas gehört auch dazu. Er ließ zwar wissen, er lege an sein eigenes Verhalten höchste ethische Maßstäbe an und erwarte dies auch von seinen Partnern. Aber weitergehende Konsequenzen zieht Adidas nicht.
    Internationale Aufmerksamkeit versus Moral
    177 Millionen Dollar haben die sechs Hauptsponsoren der FIFA im vergangenen Jahr gezahlt, viel Geld, aber eine Investition, die sich eigentlich lohne, meint Alfons Madeja, Unternehmensberater aus Nürnberg:
    "Diese internationale Aufmerksamkeit, die können Sie als Unternehmen nicht bezahlen. Von daher gehen Sie davon aus, dass das was die FIFA verlangt, ca. 50 Prozent ist dessen, was die aufwenden müssten, wenn sie selber in den Markt reingehen."
    Dennoch hatten der japanische Elektronikkonzern Sony und die Fluggesellschaft Emirates aus Dubai Ende vergangenen Jahres schon ihren Vertrag mit der FIFA nicht verlängert – auch wegen der Vorwürfe um Korruption bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 nach Katar. Und auch Hyundai und Coca-Cola äußerten jetzt Kritik am Verhalten der FIFA. Die Sponsoren müssten Druck machen, forderte heute auch Dietmar Schäfers, stellvertretender Vorsitzender der IG Bau:
    "FIFA, so geht's nicht weiter, ihr müsst euch radikal verändern, der Sport muss wieder im Mittelpunkt stehen und nicht Korruption und Unmoral."
    Kritik an Katar wächst
    Die IG Bau hatte heute zusammen mit Amnesty International die immer noch menschenunwürdigen Zustände auf den Baustellen für die WM in Katar kritisiert. Dietmar Schäfers:
    "Die Arbeitsbedingungen waren vorher beschissen und sind auch heute noch beschissen. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum ich sage, nicht von Anfang an einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar durchzuführen, sondern die Chance zu nutzen der Fußball-Weltmeisterschaft, auch dafür Sorge zu tragen, dass die Arbeitsverhältnisse sich verbessern. Die FIFA muss die Vergabebedingungen für solche Fußball-Weltmeisterschaften verändern, und da hat sie bisher noch überhaupt nichts dran getan."
    Die inzwischen gut 1,5 Millionen Gastarbeiter müssten bis zu 14 Stunden am Tag in der großen Hitze schuften. Von denen sterbe im Schnitt einer pro Tag an Erschöpfung oder Herzversagen. Dabei hat der Bau der Stadien noch nicht einmal begonnen.