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FIFA-Skandal
Warner lebenslang gesperrt

Der Fußballfunktionär Jack Warner ist von der FIFA-Ethikkommisssion lebenslang gesperrt worden. Dem früheren Vizepräsidenten des Weltverbandes wurde in der Vergangenheit häufig Korruption vorgeworfen, zuletzt bei einem Geschäft um TV-Rechte, an dem auch FIFA-Präsident Sepp Blatter beteiligt gewesen war. Die Schweiz will derweil einen verhafteten Funktionär an die USA ausliefern.

29.09.2015
    Sepp Blatter und Jack Warner herzen sich bei der U17-WM in Südkorea 2007 - gegen Warner gibt es zahlreiche Korruptionsvorwürfe
    Sepp Blatter und Jack Warner herzen sich bei der U17-WM in Südkorea 2007 - gegen Warner gibt es zahlreiche Korruptionsvorwürfe (imago Sportfoto)
    Von seinen Ämtern war Warner 2011 wegen der Korruptionsvorwürfe ohnehin bereits zurückgetreten. Bis dahin war er Vize-Präsident der FIFA, Präsident des Nord- und Mittelamerikanischen Kontinentalverbandes CONCACAF sowie Präsident des karibischen Verbandes CFU. Die von dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert geleitete Kommission teilte mit, dass Warner "in seiner Position als Fußballfunktionär eine Schlüsselrolle beim Anbieten, Annehmen und dem Empfangen von geheimen und illegalen Zahlungen" eingenommen habe.
    Das schweizerische Bundesamt für Justiz (BJ) bewilligte derweil die Auslieferung von Eduardo Li Sanchez an die USA. Der frühere Präsident des costa-ricanischen Fußballverbands war Ende Mai zusammen mit sechs weiteren Funktionären aufgrund der Ermittlungen der US-Justiz in Zürich festgenommen worden. Allerdings kann er die Entscheidung innerhalb von 30 Tagen anfechten.
    Viele Korruptionsvorwürfe gegen Warner
    Zuletzt kam ein weiterer Fall um Warner an die Öffentlichkeit. Laut eines Berichts des Schweizer Rundfunk und Fernsehens (SRF) zufolge soll Warner vor zehn Jahren TV-Übertragungsrechte deutlich unter dem Marktwert von der FIFA gekauft haben. Der - wahrscheinlich - im Februar 2016 aus dem Amt scheidende FIFA-Präsident Sepp Blatter soll den Vertrag mit dem damaligen Chef der karibischen Fußball-Union (CFU), Jack Warner, abgeschlossen und laut des Berichts des SRF auch unterzeichnet haben. Demzufolge verkaufte Blatter die Übertragungsrechte für die WM in Südafrika für 250.000 Dollar, die für die WM in Brasilien für 350.000 Dollar. Warner soll die TV-Übertragungsrechte zwei Jahre später nach Schätzungen in Medien dann für 15 bis 20 Millionen Dollar wieder weiterverkauft haben.
    Warner ist in den USA zudem wie mehrere weitere FIFA-Funktionäre im jüngsten Skandal um den Weltverband angeklagt. Am 16. September hatte der neue Generalstaatsanwalt in Warners Heimat Trinidad und Tobago darauf verzichtet, dem zuständigen Gericht in der Hauptstadt Port of Spain fristgerecht die Papiere zuzustellen, mit denen das von den USA beantragte Auslieferungsverfahren gegen den ehemaligen Fußball-Funktionär Jack Warner angeschoben worden wäre.
    Gegen Blatter ermittelt das Schweizer Bundesamt für Justiz, wie am vergangenen Freitag bekannt wurde. Dem Präsidenten wird unter anderem "eine treuwidrige Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken im Februar 2011 zu Lasten der FIFA" vorgeworfen. Europas Kandidat Platini als Topfavorit auf die Nachfolge Blatters. Sollte auch Platini zum Beschuldigten werden, wäre seine Bewerbung hinfällig.
    Platini und Blatter beteuern ihre Unschuld. Blatter hat bislang einen Rücktritt ausgeschlossen und will bis zu dem bislang für den 26. Februar geplanten FIFA-Kongress und einer Neuwahl im Amt bleiben.
    Ethikkommission selbst oft in der Kritik
    Die Ethikkommission, die nun auch gegen Blatter und Platini ermittelt, hat schon zahlreiche FIFA-Funktionäre wie Chuck Blazer gesperrt, steht aber selbst in der Kritik. Oft wird ihr mangelnde Unabhängigkeit vorgeworfen. Als der US-amerikanische Anwalt Michael J. Garcia die Hintergründe der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an Russland und Katar im Auftrag der Kommission ermittelte, gab es hinterher große Differenzen. Am 5. September hatte Garcia seinen Abschlussbericht an die FIFA geschickt, die diesen jedoch nicht veröffentlichte. Daraufhin trat Garcia als Chefermittler zurück. So sprach sich die FIFA am Ende selbst von den Vorwürfen um die WM-Vergaben frei. 2011 war der ehemalige Präsident des Bundesgerichtshofes, Günter Hirsch aus der Ethikkommission zurückgetreten und warf ihr mangelndes Interesse, sich an ethische Regeln zu halten.
    (nch/tzi)