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Figuren aus Elektroschrott und Kupferdrähten

Ein kaputtes Handy oder ein ausrangierter Computer landen oft im Mühl. Doch für Muharrem Batman aus Berlin ist der Elektroschrott eine wahre Goldgrube. Er macht Kunst aus Tastaturknöpfen und Computerplatinen: Figuren mit Irokesenfrisur und ein mit Drähten zusammengeknüpftes Kleid. Ein Besuch in der Werkstatt von Batman.

Von Anna Deibele | 17.04.2013
    "Platinen klein geschnittene und Prozessoren und Entstörkerne mit Kupferdraht, viele Widerstände, Kondensatoren - ist alles dran."

    Stolz hält die große Schrottfrau im Schaufenster des Elektronikfachgeschäfts von Muharrem Batman in Berlin Neukölln eine kleine Weltkugel in der Hand. Zwischen Türmen aus ausrangierten Computern und Regalen mit Keyboards und Elektronikzubehör fühlt sich der 48-Jährige zu Hause. Elektronik regiert die Welt, das ist die Message, die hinter der Kunst der Batmans steckt. Die Idee stammte vom Muharrem, handwerklich umgesetzt hat sie seine Schwester Ayse Batman, eine gelernte Floristin:

    "Seit Kindheit habe ich immer gehabt, also Elektroschrott habe ich nie gedacht. Und wo ich angefangen habe, null Ahnung – ich kann nicht zeichnen, nur in meinem Kopf kann ich das machen, dann muss ich das Material kennen, dann kommt diese Idee."

    Batmans erster Rechner war ein Amiga 500

    Muharrem und Ayse Batman stammen aus der Türkei, seit 30 Jahren leben sie in Deutschland. In seiner Jugend träumte Muharrem davon, Licht- und Musiktechniker zu werden, nebenbei wollte er Platten auflegen. Dafür besorgte er sich seinen ersten Rechner – einen Amiga 500. Seitdem bastelt Batman an Computern, kauft, verkauft und repariert:

    "Also ich bin Schrottomane, sage ich mal, ich stehe auf Elektronik, weil da gibt es so schöne Teile, so schöne Bauelemente, die sehen wie Schmuck aus. Und ich habe mir als Jugendlicher damals schon immer gedacht, Mensch damit muss man irgendwas machen. Ich habe immer gesehen die Leute machen nur Ringe, Ketten und erste Idee war eigentlich, ich wollte nur einen Kopf haben aus Tastaturen."

    Der Kopf sollte als Schaufensterdekoration seines eigenen Elektronikgeschäfts dienen.

    Öfters half Batman anderen Künstlern bei technischen Problemen. Für seine eigenen kreativen Ideen fehlte ihm die Fingerfertigkeit. Zwei Jahre brauchte er, um seine Schwester Ayse Batman zu überzeugen. Sie baute ihm schließlich die Tastaturknöpfe zu einer Büste zusammen.

    In seiner Fantasie hat er ein schon Kleid für Lady Gaga gemacht

    Das war vor 15 Jahren. Inzwischen verkaufen die Batmans einen Kopf für 300 bis 1500 Euro, eine Skulptur für 15 000 bis 70 000 Euro. Muharrem Batman zeigt auf ein halbtransparentes grünes Kleid, dass aus Computerplatinen zusammengeknöpft wurde:

    "Das ist mein Lieblingsstück, das Kleid. Das ist unser Prototyp, weil ich die Platinen so schön fand. Mittlerweile wissen wir, wie wir die Teile schneiden und bohren müssen, weil das sind, alles so kleine Teile, die müssen geschnitten, gebohrt und geschliffen werden und deswegen dauert so ein Kleid ein Jahr."

    In seiner Fantasie ist Muharrem Batmans Kleid für Lady Gaga gedacht. Zu 90 Prozent werden seine Büsten und Skulpturen von Frauen gekauft. Auch der Kongress EGG für industrielle Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung "Electronics Goes Green" stellte im letzten Jahr die Kunst von Muharrem Batman aus.

    "Ich mache damit auch viel Aufklärung hier, dass Schrott kein Müll ist, dass die Leute das nicht einfach so achtlos wegschmeißen sollen, weil da stecken eine Menge wertvolle Materialien wie Gold und Silber drin – alles Edelmetalle, was wir nötig haben heutzutage."