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Financial Fairplay
Denkzettel oder Alibi-Bestrafung?

Die UEFA bestraft Manchester City und Paris St. Germain wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay mit hohen Geldstrafen. Doch die Vereine geben sich wenig beeindruckt.

Von Bastian Rudde | 17.05.2014
    "Sehr konsequent." Mit diesem Lob hat Karl-Heinz Rummenigge auf die Strafen der UEFA reagiert. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München und Chef der europäischen Clubvereinigung hatte von dem Verband immer Taten verlangt, allerdings ohne Zweifel an der UEFA oder deren Präsident Michel Platini.
    "Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sich Platini und die UEFA es sich erlauben können, die Dinge nicht seriös einzufordern."
    Insgesamt neun Vereine hat die UEFA jetzt bestraft, vorneweg die Scheich-Klubs Paris St. Germain und Manchester City. Vom englischen und französischen Meister will die UEFA jeweils 60 Millionen Euro einbehalten, weil sie sich in den letzten Jahren nicht an die Grundidee hinter Financial Fairplay gehalten haben: Nur noch soviel Geld ausgeben, wie sie einnehmen – egal, wie dick das Konto eines Investors ist. Allerdings können PSG und ManCity 40 der 60 Millionen Euro Strafe zurückbekommen, wenn sie sich bessern. Unangebrachte Milde, findet die Vorsitzende des Sportausschusses im Europäischen Parlament, Doris Pack.
    "Eine Zurückzahlung finde ich lächerlich, dann ist es keine richtige Strafe mehr. Denn sie werden ja bestraft für Vergangenes. Und dass sie sich jetzt zukünftig besser verhalten, ist eigentlich normal."
    Mit ihrem Strafmaß will die UEFA verschiedene Interessen erfüllen, glaubt Henning Vöpel vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut, ein Fachmann für Fußballfinanzen. Einerseits den Vereinen einen Denkzettel verpassen, der aber nicht zu groß ist und möglicherweise eine Klage nach sich zieht, andererseits öffentliche Erwartungen erfüllen. Dass sich die UEFA dabei offenbar auf Verhandlungen mit den betroffenen Klubs eingelassen hat, hält Vöpel für falsch.
    "Es müsste eigentlich einen ganz klar definierten Verfahrens-Automatismus geben. Das heißt, es gibt klar definierte Verstöße und dann wird es klar definierte Sanktionen geben. Hier scheint es so zu sein, als ob man vermeiden wollte, einen echten Präzedenzfall zu schaffen. Es sieht eher nach einer Verhandlungslösung hinter verschlossenen Türen aus."
    Schmerzhafter als die Millionenzahlungen könnten für ManCity und PSG andere Sanktionen werden, die die UEFA zusätzlich verhängt hat: Etwa eine Kaderreduzierung von den üblichen 25 auf 21 Spieler. Das dürfte bewirken, dass die arabischen Besitzer nicht mehr nach Lust und Laune Spieler kaufen. Trotzdem – der Präsident von Paris St. Germain hat die Sanktionen gelassen hingenommen. Ein Zeichen dafür, dass die UEFA noch nicht so hart vorgeht, wie es irgendwann vielleicht nötig wird.