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Finanz-Standort Frankfurt
Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

"Fintech" ist das neue Zauberwort in der Finanzbranche und steht für Finanztechnologie. Wer früher einen Kredit brauchte, Geld investieren oder ein Konto anlegen wollte, musste dafür zu einer Bank gehen. Heute geht das auch mit Apps. Entwickelt werden sie von kleinen, findigen Start-Ups, für die sich jetzt auch die Finanzmetropole Frankfurt interessiert.

Von Brigitte Scholtes | 09.05.2016
    Der Doppelturm der Zentrale der Deutschen Bank am 12.02.2016 in der Innenstadt von Frankfurt am Main (Hessen).
    Die Deutsche Bank sucht die Nähe zu innovativen Fintech-Unternehmen. (dpa/picture alliance/Boris Roessler)
    "Between the Towers” – so nennt sich eine Abendveranstaltung, auf der in Frankfurt einmal im Monat die Szene der Fintechs, der Finanztechnologieunternehmen zusammenkommt. Treffpunkt ist der Campus der altehrwürdigen Johann-Wolfgang-Goethe-Universität.
    "Ich freu' mich, dass das Haus heut' wieder voll ist, wir haben uns auch schon wahnsinnig gefreut, als wir unser neues Anmeldungstool getestet haben."
    Birgit Storz ist Geschäftsführerin des Main Incubators, den sie gemeinsam mit einem Kollegen vor drei Jahren gegründet hat. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Dass die derzeit wegen Steuertricks in der Kritik steht, ist an diesem Abend kein Thema. Hier geht es um Startups aus der Szene der Finanz-Technologieunternehmen, die bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen gefördert werden sollen:
    "Twittern Sie, was das Zeug hält, wir freuen uns, wenn Sie sich da beteiligen, weil das natürlich auch auf die Veranstaltungsreihe aufmerksam macht, sowohl bei Startups aber natürlich auch in den Medien und auch bei Investoren, was dann natürlich auch wieder hilft zu wachsen und auch immer mal wieder neue Gesichter zu sehen."
    Geld anlegen mit Apps
    Fintech – die Abkürzung von Finanztechnologie – gilt vielen als die Zukunft der Finanzbranche. Derzeit überwiegend kleine Unternehmen entwickeln neue Technologien, die einen Umbruch für die die Abläufe in der Finanzwelt bedeuten: Mit der App auf dem Smartphone bezahlen, Geld überweisen, Geld anlegen – und das alles unabhängig von der Hausbank. Die Branche boomt, das Interesse daran ist groß, das zeigt sich auch an der Veranstaltung auf dem Uni-Campus.
    "Von meiner Seite ist das überwiegend persönliches Interesse an neuen Medien, an der Technologie, die dahinter steckt usw. / Uns interessiert heute, wie das Arbeiten der Zukunft aus der Perspektive von Fintechs, Finanzdienstleistungsinstituten, heraus aussieht. Da sind wir natürlich sehr dran interessiert als IT-Unternehmen, das auch selbst Informationstechnologielösungen anbietet und Services in diesem Bereich. /Wir sind von der Commerzbank in Frankfurt hier und sind Mitglied in dem Projekt "Digital Banking", und, ja, wollen uns deshalb die Branche hier nochmal ein bisschen genauer angucken, Anregungen für das Projekt finden usw., ob wir da ein paar Ideen aufschnappen können, wir die vielleicht im Projekt nochmal in der Bank entwickeln können."
    Der Main Incubator und die Commerzbank als Muttergesellschaft hoffen voneinander zu profitieren. Die FinTech- Szene gibt sich betont lässig – viele Besucher an diesem Abend sind Mittdreißiger in Jeans, T-Shirt oder Sweatshirt. Die Banker unter den Besuchern erkennt man leicht: einige von ihnen sind im Anzug hier, andere haben sich etwas angepasst und einfach nur Sakko und Krawatte für den Abend abgelegt.
    Frankfurt will den Anschluss nicht verpassen
    Die FinTech-Szene in Deutschland wächst rasch, allerdings vor allem in Berlin. Doch Frankfurt, lange zögerlich, hat allmählich begriffen, dass es den Anschluss nicht verpassen sollte. Hubertus Väth, Geschäftsführer des Finanzplatz-Vereins Frankfurt Main Finance:
    "Die Region hinkt nicht hinterher, hinkte nicht hinterher. Es war vielmehr die FinTech-Szene in Frankfurt so was wie ein Dornröschen, das wachgeküsst werden musste."
    Die Prinzen, die wachküssen sollten, waren aber lange zurückhaltend: Das Land Hessen, die Stadt Frankfurt und die Finanzbranche zögerten lange damit, sei es mit Investitionen oder Finanzspritzen. Eine Zurückhaltung, die Dirk Eilinghoff, Geldanlageexperte des gemeinnützigen Verbraucherportals Finanztip, nachvollziehen kann:
    "Es ist wie immer, wenn es einen neuen Sektor gibt: Da kommen erstmal ganz viele neue Unternehmen, die an den Markt gehen. Nicht alle dieser Unternehmen werden überleben, das ist ein bisschen sowie im 19. Jahrhundert mit den Eisenbahngesellschaften, da gab es auch 300 Stück und am Schluss waren es noch 5, die übriggeblieben sind, weil in dieser frühen Phase nicht absehbar ist, ob die wirklich die Gewinne erzielen, die sie brauchen, um langfristig am Markt zu bleiben."
    Hessen will Start-ups in der Region etablieren
    Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir will nun aber die jungen Start-Ups in Frankfurt und in der Region etablieren helfen:
    "Wir werden Frankfurt gemeinsam mit den Universitäten, den Unternehmen und der Stadt als Top-Standort für IT-getriebene Start-ups im Finanzsektor – den sogenannten FinTechs – positionieren. Ein Gründerzentrum, der Fintech-Hub, ist gerade im Aufbau. So entsteht der Finanzplatz der Zukunft."
    Tarek Al-Wazir sitzt vor einem grün-weißen Hessen-Löwen
    Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir will mehr in junge Start-ups investieren. (Boris Roessler/dpa)
    Inzwischen gibt es in Deutschland einige hundert Fintechs. In den USA ist man viel weiter, eines der ersten war da um die Jahrtausendwende das Online-Bezahlsystem Paypal. In Europa liegt London weit vorn, aber Deutschland und inzwischen Frankfurt-Rhein-Main holen eben auf, meint Hubertus Väth:
    "Wir reden in der Region von 56 Unternehmen. Das ist so klein nicht. Trotzdem muss man das Ganze noch in Relation sehen, in Relation insbesondere zu den USA. Dort in Silicon Valley und in New York ist das Welt-Fintech-Zentrum. Und dort werden Investitionen in Größenordnungen getätigt, von denen wir heute hier nur träumen können und von denen wir wirklich nur Bruchstücke sehen."
    Immerhin arbeiten inzwischen - auch ohne bisher größere politische Unterstützung - in Deutschland 13.000 Menschen bei den insgesamt 250 Fintech-Unternehmen, hat die Unternehmensberatung EY, früher Ernst & Young, in einer Studie ermittelt. Knapp 580 Millionen Euro an Risikokapital wurden im vergangenen Jahr in diese kleinen Firmen gesteckt – fast dreimal so viel wie 2014. In London, dem größten Fintech-Standort Europas, wurden 2015 mehr als 700 Millionen Euro investiert, allerdings sind dort auch schon 61.000 Menschen in diesem Sektor beschäftigt.
    Lars Reiner, Gründer und Chef von Ginmon, entspannt beim Billard. Der Spieltisch steht im Flur der Frankfurter Büros, die das zwei Jahre alte Fintech-Unternehmen bezogen hat. Während man in einzelnen Banken allenfalls Bürogolf spielt, herrscht auch hier betonte Lässigkeit:
    "Üblicherweise hat man natürlich den Kicker da. Wir sind da ein bisschen anders, wir haben einen Billardtisch im Flur und haben kleine Drohnen, mit denen wir hier Slalom im Flur fliegen. Also, so gesehen haben wir da ein bisschen andere Sachen. Wenn man viel arbeitet, dann braucht man natürlich auch die Möglichkeit, zwischendurch mal zu entspannen und zu relaxen, und da gehört eben so was auch mit dazu."
    Automatisierte Anlageberatungen ohne Risiko
    Ginmon hat seine Büros im Main-Incubator bezogen, einem Zentrum, das die Commerzbank finanziert. Das kleine Unternehmen mit 14 Mitarbeitern ist ein Robo-Advisor. Das sind automatisierte, kostenlose Anlageberatungen, die dem Kunden Vorschläge unterbreiten, wie er sein Geld anlegen kann. Dahinter steht also eine Software, die günstiger ist als ein Bankangestellter oder ein Honorarberater, bei dem der Kunde in Vorleistung gehen muss. Lars Reiner erklärt das Geschäftsmodell:
    "Wir bieten im Prinzip eine automatisierte kostenlose Anlageberatung, bieten Anlagevorschläge. Und wenn der Kunde sich dann entscheidet, mit uns Geld anzulegen, dann zahlt er quartärlich nur das, was er auch angelegt hat. d.h. wenn er sich nach drei Monaten wieder entscheidet, das aufzulösen, dann hat er nichts verloren, sondern er zahlt dann nur eine sehr niedrige Gebühr für drei Monate, zahlt keine Ausgabeaufschläge oder sonstigen Einrichtungsgebühren, d.h. er geht dann auch gar kein Risiko ein."
    Schnell und flexibel – das ist etwas, das die Kunden schätzen, was aber die traditionellen großen Banken kaum noch bieten, weil sie häufig zu behäbig geworden sind. Das bestätigt Reiner, der vor der Gründung von Ginmon bei der Deutschen Bank gearbeitet hat:
    "Es ist für eine große Bank einfach schwierig, diesen Wandel zu durchlaufen und auch mit den niedrigen Margen in dem Bereich leben zu können. Und so hat sich relativ schnell ergeben, dass das eigentlich etwas ist, was man außerhalb der Bank am besten macht, was man unabhängig macht und was auch eben von der Unabhängigkeit lebt. Denn Anlageberatung muss eigentlich unabhängig sein, und das kann es nur, wenn es in unabhängiger Flagge geführt wird."
    Es gibt schwarze Schafe
    Solche Erfahrungen haben viele frühere Banker gemacht. Die stärkere Hinwendung zum Kunden ist das Eine, was die Fintechs attraktiv macht. Und doch sollte man auch hier genau hinsehen, mahnt Verbraucherexperte Eilinghoff von Finanztip:
    "Es gibt auch einige schwarze Schafe, die dann beispielsweise so tun, als ob man irgendwie ein Sparprodukt hat wie so eine Art Sparbuch, und dann ist es in Wirklichkeit eine Anlage in Wertpapieren, die der Kunde vielleicht gar nicht möchte."
    Ein Teil dieser kleinen Firmen hat sich auf solche B2C-, also Business-to-Consumer-Modelle wie Anlageberatung, die sich direkt an den Kunden richten, konzentriert. In Frankfurt aber ist ein anderer Typus fast noch naheliegender, erklärt Hubertus Väth von Frankfurt-Main-Finance: B2B nämlich, Business to Business, Lösungen für andere Finanzdienstleiste. Dazu gehören z.B. die Video-Identifikation der Kunden, die Automatisierung von Abrechnungen oder von Kundendienstleistungen:
    "Wir glauben, dass ein Großteil der möglichen Effizienzen, ein Großteil der Chancen, die in der Digitalisierung der Finanzindustrie liegen, in der Tat im B2B-Bereichzu finden sind. Wir halten diesen Markt für den größeren der beiden und für den attraktiveren. Der findet im öffentlichen Bewusstsein aber kaum statt."
    Väth vergleicht das mit den Autoherstellern: BMW, Mercedes oder Volkswagen kennt man, deren zahlreiche Zulieferer aber meistens nicht.
    Ein solches Beispiel ist etwa WebID, ein führendes Unternehmen der Branche, das verschiedene Lösungen zur Personenidentifikation oder Altersprüfung online anbietet – die erleichtern zum Beispiel die Kontoeröffnung. WebID will nun seinen Sitz von Berlin nach Frankfurt verlegen. Für Hubertus Väth ist das ein logischer Schritt:
    "Hier sitzen die Kunden und zum Zweiten: Frankfurt ist das Tor zur internationalen Finanzwelt. Der Markt der Fintechs, der Markt der Finanzen ist ein globaler. Der Finanzmarkt ist ein weltweiter. Deswegen ist es eminent wichtig, sehr frühzeitig sich aufzustellen für eine Internationalisierung ihrer Strategie. Und wir sagen, das geht nirgendwo besser als am Standort Frankfurt."
    Kreatives Arbeitsumfeld zieht Start-Ups an
    Ein solch größeres Unternehmen ist auch die Fintech-Group, gegründet von Frank Niehage vor etwa zehn Jahren. Niehage ist im vergangenen Jahr aus dem bayerischen Kulmbach nach Frankfurt gekommen und hat nun mehrere Etagen eines modernen Bürohauses im industrieschicken Frankfurter Westhafenviertel angemietet. Auf seiner mondänen Sonnenterrasse erklärt er seinen Ansatz:
    "Wir finden gerade vor dem Hintergrund des Fintech-Konzepts wichtig, dass man ein kreatives Arbeitsumfeld hat direkt am Wasser, am Main, mit kreativen Arbeitsplätzen, einer großzügigen Terrasse, wo Mitarbeiterinnen und –Mitarbeiter draußen und drinnen arbeiten können. Darum fühlen wir uns hier sehr wohl. Wir haben das Bankenviertel im Blick, wir haben hier die Hälfte der Kosten, und wir haben ein Umfeld mit Restaurants und Infrastruktur, die alles erlauben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Fitness-Studio unten im Gebäude, können während der Arbeit nach anstrengenden Arbeitsphasen auch mal Work-Life-Balance in Einklang bringen und hier Sport machen. Wir haben Fahrräder, mit denen man schnell in die Stadt fahren kann. Also, es ist eigentlich für alles gesorgt, und wir fühlen uns hier am Westhafen sehr wohl."
    Vorbild für diese Art des Arbeitens sind die Firmen des Silicon Valley, in dem ein solches "Ökosystem", wie dies die Szene gern nennt, aufgebaut werden kann. Auch Niehage war in Kalifornien und hat sich dort Inspirationen geholt:
    "Das haben wir sicherlich so in Frankfurt und in Deutschland noch nicht, aber wir haben genug Intelligenz hier und Kapazität und Wirtschaftskraft, dass wir sowas auch haben können. Es muss nur gewollt sein, und wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können wir das auch hinbekommen. Insoweit ist da jede Initiative begrüßenswert."
    Mangel an Technologieexperten
    Kapazität in Form von Finanzwissen – das ist in Frankfurt in reichem Maß vorhanden. In der Stadt selbst fehlt es noch an Technologieexperten. Deshalb investiert Niehage, dessen Unternehmensgruppe je 250 Finanz- und Technologieexperten beschäftigt, auch in den Nachwuchs:
    "Das war auch ein Grund für mich, einen Studiengang zu initiieren mit der Frankfurt School of Finance. Im September wird das erste Mal für 20 Bachelor-Studenten es die Möglichkeit geben, ein dualistisches Studium durchzuführen, 3 Tage arbeiten bei uns, 3 Tage studieren, ein Teil ist Banking-Financial Services, der andere Teil ist Technologies."
    Ein Pfeil als Wegweiser zeigt in Berlin auf der Digital-Konferenz Next Berlin 2013 "Here be Dragons" im Berlin Congress Center den Weg zur Start-up Stage von Hub:raum, dem Accelerator Programm der Telekom. Foto: Jens Kalaene/dpa
    Die FinTech-Szene in Deutschland wächst rasch, allerdings vor allem in Berlin - das soll sich ändern. (dpa / picture alliance / Jens Kalaene)
    Technologien wurden auf Niehages Anregung in den Lehrplan aufgenommen. Denn an solchen Studienfächern mangelt es noch in Frankfurt.
    Neben der Frankfurt School bemüht man sich auch an der Frankfurter Goethe-Universität um die Förderung, etwa in Kooperationen mit technischen Universitäten. Man versucht, die Vorteile der Region zu nutzen – bis nach Koblenz zur privaten WHU, der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung, oder nach Süden mit den Technischen Universitäten in Darmstadt oder Karlsruhe.
    Bezahlbarer Büroraum ist knapp
    Für den Nachwuchs aus der Region ist damit künftig gesorgt. Aber wie steht es um die Möglichkeit, direkt am Finanzplatz zu arbeiten, dort also bezahlbaren Büroraum zu finden? Denn dass die Fintechs für "Bankfurt" einmal große Bedeutung haben könnten, das wissen auch die Immobilienmakler. Noch können sie mit den Fintechs in Frankfurt kein Geld verdienen, sagt Christian Lanfer, Leiter Bürovermietung von Jones Lang LaSalle in Frankfurt. Die jungen Unternehmen wollten erst einmal nur ein Dach über dem Kopf, und das zu erschwinglichen Mieten:
    "Die Immobilie an sich ist erst mal sekundär am Anfang. D.h. wir müssen eigentlich wirklich so diese Community liefern, wir müssen irgendwie sexy werden und sagen: Hier ist ein Ort, da sind alle, da könnt ihr euch gut aufhalten, da könnt ihr in Ruhe arbeiten. Das darf nicht viel kosten, und dann ist, glaube ich, die Wette wie auch in Berlin, darauf, dass eben aus diesem Grundrauschen dann irgendwann eben das ein oder andere Startup entsteht wie eben die Zalandos, Rocket Internets und wie sie alle heißen. die dann wirklich durch die Decke schießen und wirklich massiv Flächen anmieten."
    Denn in "Mainhattan" dominieren immer noch die Hochhäuser, zahlreiche sind neu entstanden in den letzten Jahren, während viele Immobilien in nicht so guter Qualität in Wohnraum umgewandelt wurden. Solche Flächen wären gut für die Fintechs geeignet gewesen.
    Banken suchen neue Kooperationspartner
    Doch es gibt zahlreiche Initiativen, die auch in dieser Hinsicht zu helfen versuchen. Denn auch die etablierten Banken wissen, dass die Finanzwelt sich wandelt. Christian Sewing, im Vorstand der Deutschen Bank für Digitalisierung zuständig, meint:
    "Ich habe immer wieder gesagt, dass gerade in dieser Zeit der Digitalisierung eins klar ist: Wir können das nicht alleine schaffen. Kooperationen sind Kern unseres Geschäftsmodells."
    Auch die Deutsche Bank weiß, dass sie ihren Kunden moderne technologische Hilfsmittel anbieten muss, wie etwa eine App, die die Bank gerade überarbeitet hat. John Cryan, Co-Chef der Bank, stellte sie vor einigen Wochen vor:
    "Meine Damen und Herren, schauen Sie hier: Auf dem iPhone habe ich die neueste Version unserer Mobil-App. Ich finde Sie toll. Sie ist sehr schnell. Sie ist sicher, und wie ich finde, sehr, sehr intuitiv, eine klasse App. Geld zu überweisen ist damit so einfach, so leicht, wie eine SMS zu verschicken."
    Die App ist natürlich nur das Aushängeschild für die Kunden, gerade aber in der Abwicklung möchte die Deutsche Bank von den Ideen, den Innovationen der jungen Techologieunternehmen profitieren. Deshalb hat sie eine "Digitalfabrik" gegründet, in der mehr als 400 Softwareentwickler, IT-Spezialisten und Bankexperten aus der Vermögensverwaltung zusammenarbeiten sollen. Hinzu kommen 50 Arbeitsplätze für externe Kooperationspartner aus der FinTech-Branche. Bis 2020 will das Geldhaus 750 Millionen Euro im Privat- und Firmenkundengeschäft investieren. Die Commerzbank hat den Trend schon früher erkannt und die Nähe zu den jungen innovativen Firmen gesucht: Sie kooperiert mit mehreren und investiert über ihre Wagniskapitaltöchter Main Incubator und Commerz Ventures in diese Szene. Jetzt will das Geldhaus sogar selbst wie ein Fintech digital Kredite vermitteln.
    Auch die Deutsche Börse investiert im Fintech-Bereich
    Auch die Deutsche Börse ist aktiv, Börsenchef Carsten Kengeter erklärt:
    "Unsere Strategie ist, zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts einen Beitrag zu leisten, indem wir eine neue Innovationskultur unterstützen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir das Deutsche Börse Venture Network vorantreiben, dass wir uns für Fintech interessieren. Unsere Strategie ist, das Beste beider Welten zu vereinigen - die Disziplin und Zuverlässigkeit eines Anbieters hochregulierter Infrastruktur für die Finanzmärkte mit der Flexibilität und Innovationskraft des aufblühenden Fintech-Sektors."
    Die Börse hat schon einen Fintech übernommen – die Devisenplattform 360T für 725 Millionen Euro, das war immerhin der zweitgrößte Zukauf ihrer Geschichte. Zudem hat sie vor wenigen Tagen einen "FinTechHub", ein Zentrum für diese Firmen also, im Frankfurter Stadtteil Bornheim gegründet – etwas abseits des Finanzviertels. Vier Start-Ups beziehen die loftartigen Büroräume, die die Deutsche Börse zunächst kostenfrei zur Verfügung stellt. Kengeter ging es offensichtlich etwas zu langsam mit der Suche nach geeigneten Örtlichkeiten für das vom Land geplante FinTech-Zentrum.
    Hubertus Väth von Frankfurt Main Finance aber ist überzeugt, dass auf mittlere und lange Sicht Frankfurt gute Chancen hat, das Fintechzentrum in Europa zu werden – noch vor London:
    "Diese Kombination aus einem großen Binnenmarkt, aus der Lokation im Herzen der Eurozone und Europas, der hohen technischen Kompetenz in unserem Land, einer sehr reifen und sehr gut etablierten Finanzindustrie gepaart mit diesem innovativen Geist – das lockt kreative Potenziale aus aller Welt an … da sage ich ganz selbstbewusst: Das kann außer Frankfurt in dieser Form keiner bieten."
    Es wird spannend zu sehen, ob und wie sich die beiden Welten der traditionellen Banken und der innovativen kleinen Fintechs angleichen. Werden die Kleinen geschluckt – oder bringen sie selbst zumindest einen Teil der Geldhäuser in Frankfurt ins Wanken?