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Finanziell und seelisch am Ende

Die Finanzkrise hat Griechenland nachhaltig verändert. Die Industrie liegt brach, Millionen Menschen wurden in die Arbeitslosigkeit getrieben. Die Armut drängt die Menschen ins soziale Aus. Hoffnung auf bessere Zeiten haben nur Wenige.

Von Alkyone Karamanolis | 28.02.2013
    Mit der Linken hält Giorgos Hatziathanasiou das Steuer, die Rechte holt aus, so weit sein kleiner Seat das erlaubt, und deutet in Richtung Windschutzscheibe. Sie zeigt auf verlassene Fabrikgebäude, auf Verkaufsschilder und auf Gras, das über den Asphalt wuchert. Die Straße ist voller Schlaglöcher, Giorgos Hatziathanasiou lässt die Hand wieder aufs Steuer sinken:

    "Hier gab es mal mehr als 90 Fabriken. Heute sind es vielleicht noch 15. Und auch die haben nicht jeden Tag Betrieb, sondern sie sammeln Bestellungen und werfen dann die Produktion an. An den übrigen Tagen werden die Maschinen gewartet."

    Das Industriegebiet von Komotini war einmal eines der größten in Griechenland. Der Lebensmittelchemiker Hatziathanasiou erinnert sich an Zeiten, als es hier keine freien Grundstücke gab und die Arbeiter vom Fleck weg engagiert wurden. Er deutet auf das geschlossene Tor einer Fabrik und erzählt von früher, von Betriebskindergärten und gesponserten Ausflügen. Mit dem Euro kam der erste Schlag: Die griechischen Produkte wurden zu teuer. Dann kam die Krise. Die Firma, für die Hatziathanasiou arbeitet, ist eine der letzten, die hier noch in Betrieb sind. Vor anderthalb Jahren wurde fast die Hälfte seiner Kollegen entlassen.

    "Ich bin mit vielen von ihnen befreundet. Von den 70, die entlassen worden sind, haben vielleicht zehn Arbeit gefunden. Die Übrigen hocken daheim. Ihre Arbeitslosenhilfe ist abgelaufen. Manche erhalten Unterstützung von ihren Eltern, die Rentner sind, andere haben ein Stück Land, das sie bebauen. Aber damit Kredite und Darlehen abzubezahlen, das ist nicht einfach!"

    Giorgos Hatziathanasiou schaut auf stillstehende Lastenkräne hinter verbeulten Zäunen, auf rostige Rampen und Alteisen. Er macht sich Sorgen.

    "Ich bin 45 Jahre alt. Sollte es mich treffen, wär’s das wohl. Aber selbst wenn ich wieder Arbeit fände, der neue Mindestlohn liegt netto bei rund 450 Euro im Monat. Wie soll man davon leben? Und dann gibt’s hier noch ein anderes Problem: Weil der Mindestlohn der unter 25-Jährigen inzwischen noch niedriger liegt, kommt es jetzt vor, dass ältere Mitarbeiter entlassen und dafür Junge eingestellt werden."

    Vergangenes Jahr war das verschlafene Komotini in den internationalen Schlagzeilen. Ein Arbeitsloser stürmte damals, mit einem Schrotgewehr bewaffnet, seine ehemalige Arbeitsstätte, nahm zwei Geiseln und verletzte drei Menschen. Erst nach zwölf Stunden ergab er sich der Polizei.

    Der Seat passiert eine Lagerhalle, deren Tor herausgetrennt ist. Manches hier rostet schon seit Jahrzehnten vor sich hin. Komotini liegt im äußersten Nordosten Griechenlands. Großzügige Subventionen, mit denen die randständige Region damals unterstützt werden sollte, zogen auch allerlei windige Unternehmer an, die die staatlichen Gelder einsteckten und verschwanden. Doch das ist lange her. Später haben hier immerhin 17.000 Menschen gearbeitet, erinnert sich Giorgos Hatziathanasiou. Ganze Buskolonnen waren zwischen der Stadt und dem Industriegebiet unterwegs. Heute sind hier nur noch 1.500 Menschen beschäftigt. Viele auf Abruf, viele in Kurzarbeit, viele von ihnen unbezahlt.

    Giorgos Hatziathanasiou hält auf einem leeren Parkplatz. Drinnen: eine weitläufige Halle, unbenutzte Werkbänke und viel Staub. In den besten Zeiten haben hier in der Kachelfabrik 140 Leute gearbeitet. Jetzt sind nur noch eine Handvoll Angestellte übrig. Anfangs bekamen sie in guten Monaten immerhin 200 oder 300 Euro Vorschuss auf ihren Lohn, den Rest blieb ihnen der Arbeitgeber schuldig – bis er vor einem Jahr die Zahlungen ganz eingestellt hat. Dennoch sind die Männer jeden Tag bei Schichtbeginn am Platz. Einer von ihnen ist Jelaedin Topouroglou:

    "Wir haben keine Alternative, draußen gibt es keine Arbeit. Hier sind wir wenigstens versichert. Aber ich hätte nicht gedacht, dass sich das so lange hinziehen würde. Ich habe früher 80 Kilo gewogen. Heute wiege ich noch 60. Wegen dem Hunger und dem Stress."

    Er schiebt mechanisch ein paar Pakete Kacheln über eine Werkbank. Im Lager stapelt sich noch Ware aus besseren Zeiten. Jelaedin Topouroglou und seine Kollegen erledigen Bestellungen - wenn es welche gibt. Man könnte auch sagen: Sie wickeln die Firma ab. Doch so möchte es Topouroglou nicht sehen. Er hofft, dass die Produktion irgendwann wieder beginnt und sein Leben wieder so wird wie früher: lebenswert.
    "Wir leben nicht, wir überleben. Mit dem Geld, das uns Freunde und Verwandte leihen. Diese Situation hat meine Familie zerstört. Wir sind vier Leute daheim, und wir reden nicht mehr miteinander. Zuletzt habe ich keine Lösung mehr gesehen. Ich wollte mich umbringen. Ich dachte mir, so wird meine Frau wenigstens eine Witwenrente bekommen. Der Kollege dort drüben hat mich davon abgehalten."

    An diesem Tag, erzählt Jelaedin Topouroglou, hatte er 40 Cent im Geldbeutel. Das reicht nicht einmal für einen Laib Brot. Ein beißend kalter Wind fegt durch die Halle. Topuroglou blickt auf seine Hände, dann schaut er auf die Maschinen, an denen schon lange nichts mehr produziert wird. Er hat Angst vor dem, was kommen mag.

    In der Fabrik von Giorgos Nikolaidis täuscht ohrenbetäubender Lärm darüber hinweg, dass auch ihm das Wasser bis zum Hals steht. Nikolaidis stellt Düngemittel und PVC-Film her. Seine Waren sind gefragt, auch im Ausland, seine Auftragsbücher sind voll. Eine Maschine, die wie ein überdimensionierter Campingkocher aussieht, bläst flüssiges Polyethylen zu einer runden Folie auf. An einer anderen Maschine läuft die fertige Folie in luftiger Höhe über Walzen. Nikolaidis schaut prüfend nach oben. Er hat seinen Betrieb Stück um Stück ausgebaut, er ist einer dieser Unternehmer, mit denen Griechenland seine Zukunft neu gestalten möchte: innovativ, exportorientiert, risikofreudig. Doch für sich selbst sieht Giorgos Nikolaidis schwarz. Die Hälfte der Maschinen in der Werkhalle steht still. Der Grund: Rohstoffmangel.

    "Einerseits vergeben die Banken keine Kredite, andererseits wollen die Rohstofflieferanten bar bezahlt werden. Das ist das Schlimmste, was einem Unternehmer passieren kann: Ich könnte verkaufen, ich könnte Umsatz machen, aber mir fehlt das Kapital für die Rohstoffe!"

    Nikolaidis hat Exportaufträge im Wert von 15 Millionen Euro, aber er exportiert nur für drei Millionen. Der einzige Posten, den er nicht angerührt hat, sind die Löhne. Die Löhne zu kürzen, wäre kontraproduktiv, ist er überzeugt.

    #"Ich kenne meine Angestellten und ihre Familien seit vielen Jahren. Wenn ich die Löhne senken würde, würde das ihre Produktivität mindern. Ich habe die Löhne deshalb nur eingefroren. Damit diese Leute ein Auskommen haben."

    Dennoch: Sinkende Einnahmen, steigende Zinsen, Energiekosten und Steuern, der Düngemittelhersteller, ein Selfmade-Man von Rang und Namen, weiß nicht, wie lange er noch durchhalten wird. Seine Kunden schulden ihm zweieinhalb Millionen Euro. Giorgos Nikolaidis versucht, das Geld vor Gericht zu erstreiten, doch bei den meisten, sagt er, wird nichts zu holen sein. Selbst der Staat steht bei Nikolaidis in der Kreide – der Unternehmer wartet auf mehr als eine halbe Million Euro an Subventionen und Mehrwertsteuerrückzahlungen.

    Er greift nach seinen Zigaretten, besinnt sich auf das Rauchverbot in der Werkhalle und steckt das Päckchen zurück. Er hat wieder zu rauchen begonnen, und die Sorgen um sein Unternehmen, erzählt er, verfolgen ihn bis in seine Träume.

    "Mir blutet das Herz. Ich bin siebzig Jahre alt und fürchte nun, am Ende meiner Karriere, alles zu verlieren. Ich sehe keine Zukunft mehr. Und ich frage mich: War alles, was ich aufgebaut habe, flüchtig? War mein Leben umsonst?"

    Seine Hoffnung ruht auf der Refinanzierung der Banken, denn zahlreiche griechische Geldhäuser sind spätestens seit dem Schuldenschnitt unterfinanziert. Wirtschaftsexperten allerdings schätzen, dass die anstehende Refinanzierung viel zu kurz greift und nur einen kleinen Teil des Liquiditätsproblems am Markt beheben wird. Dabei ist der Fall von Giorgos Nikolaidis exemplarisch für die Lage in Griechenland. Chryssa Ioannou, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer von Komotini, kennt viele Unternehmer, denen es genauso geht. Ioannou sitzt im Mantel hinter einem zu großen Schreibtisch in einem zu kalten Büro. Der beschränkte Zugang zu Krediten, sagt sie, ist nur ein Faktor. Es sind auch die staatlichen Abgaben, die die letzten verbleibenden Unternehmer im Industriegebiet von Komotini in den Ruin treiben:

    "Im Industriegebiet sind heute weniger als zehn große Fabriken in Betrieb, aber nur zwei oder drei sind in der Lage zu exportieren. Schuld sind die gestiegenen Unkosten: also die neuen und immer höheren Steuern, die gestiegenen Energiepreise und so fort. So haben unsere Produkte auf dem internationalen Markt keine Chance!"

    Komotini – 70.000 Einwohner, eine schmucklose Stadt. Grenzgebiet. Etwas mehr als 100 Kilometer in die Türkei, nach Bulgarien keine 20. Ein Teil der Bevölkerung von Komotini ist muslimischen Glaubens, man sieht Minarette in den Himmel ragen. Die Arbeitslosigkeit ist hier so hoch wie kaum woanders in Griechenland, der Gewerkschaftsverband von Komotini schätzt sie auf 40 Prozent. Das einzige, was in dieser Stadt im Augenblick boomt, sind Geschäfte mit Ofenheizungen und Radiatoren. Heizöl können sich in diesem Winter in Griechenland nur wenige Menschen leisten.

    Das Interview mit Thanassis Karkatselis findet in einem Café statt – der Mittvierziger kann sich nicht erinnern, wann er zuletzt in einem Café war, aber es muss gewesen sein, als er noch Arbeit hatte, schätzt er, also vor mehr als anderthalb Jahren. Thanassis Karkatselis war bei einer Fabrik im Industriegebiet beschäftigt, in der Qualitätssicherung. Er springt auf, leiht sich bei einem Freund in einem Geschäft gegenüber zwei Zigaretten und setzt sich wieder. Sein ehemaliger Arbeitgeber schuldet ihm rund 35.000 Euro, seine Arbeitslosenhilfe ist abgelaufen. Thanassis Karkatselis hat seine Ausgaben auf das absolute Minimum reduziert:

    "Was das Essen angeht: Meine Mutter und meine Schwiegermutter haben eine Rente, und meine Schwester arbeitet bei der Post. Diese drei versorgen uns mittags und abends mit Essen. Aber unser Kühlschrank ist leer. Wenn wir am Nachmittag Hunger haben, gibt es nichts. Wir müssen bis zum Abend warten, wenn wir wieder was zu essen holen."

    Die Rente der Mutter beträgt 700 Euro, die der Schwiegermutter 550. Wenn die beiden extra Ausgaben haben, müssen sich auch Thanassis Karkatselis und seine Frau einschränken. Er zündet die erste Zigarette an und raucht sie schweigend. In Sichtweite stehen mehrere Gruppen von Männern – mit zu wenig Arbeit und zu viel Zeit. Alles habe sich verändert, sagt Thanassis Karkatselis:

    "Die Art, wie ich denke, die Art, wie ich an das Leben herangehe, meine Beziehungen, nichts ist, wie es war. Ich bin misstrauischer geworden, ich öffne mich nicht einmal meinen Freunden gegenüber. Wenn ich von einem Job höre, sage ich es nicht weiter, aus Angst, jemand könnte mir zuvorkommen. Früher kannte jeder die Probleme des anderen, wir haben versucht, einander zu helfen. Jetzt haben wir Angst. Angst, dass uns der andere die einzige Chance wegschnappen könnte. Es ist ein Rattenrennen."

    Dass er vor drei Jahren einen Herzinfarkt hatte, dass seine Frau Krebs hat, Thanassis Karkatselis erzählt es niemandem. Es könnte durchsickern und seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mindern. Bis Februar sind er und seine Frau noch krankenversichert. Auf die Frage, was danach kommt, zuckt Karkatselis mit den Schultern.

    Ein Auto fährt vorbei, mit einem Megafon wirbt es für eine Varietévorstellung - über die Zustände im griechischen Parlament. Was seiner Meinung nach schief gelaufen ist? Alles, antwortet Thanassis Karkatselis. Hätte es Kontrollen gegeben, beim Finanzamt, beim Staatshaushalt, in der Verwaltung, es wäre nie so weit gekommen. Thanassis Karkatselis schaut sich um. Viele Geschäfte rund um das Café stehen leer. An den Vitrinen Aufkleber mit roter Schrift: "zu verkaufen, zu vermieten". Im Schaufenster einer Tierhandlung sitzt ein fast ausgewachsener Hund. Tiere gehen in der Krise ganz schlecht.

    Auch bei Nikos Hatzimanou schauen nur noch selten Kunden vorbei. "Die Europäerin" heißt sein Geschäft, es verkauft Damenmode. In den vielen Stunden, die Nikos Hatzimanou hier alleine ist, hat er Zeit nachzudenken – und zu lesen.

    Er zieht einen Zeitungsartikel hervor. Säuberlich ausgeschnitten. Ein paar Sätze hat er unterstrichen. Es geht um die jüngste Sparrunde.

    "Das ist das Ende der kleinen Unternehmen. Die Löhne sinken, aber die Lebenshaltungskosten steigen. Wer soll da einkaufen? Ich habe 250 Euro Fixkosten täglich. Aber ich mache bestenfalls 150 Euro Umsatz am Tag. Das heißt: Wir schließen!"

    Draußen wieder der Wagen mit dem Megafon. Nikos Hatzimanou nickt verächtlich und tippt auf den Zeitungsausschnitt. Sparbeschlüsse, Steuererhöhungen, die Einzelhändler von Komotini verfolgen jede Gesetzesänderung. Schließlich hängt ihr Schicksal am seidenen Faden. Auch Giorgos Kassapis, der ein namhaftes Bekleidungsgeschäft in bester Lage betreibt, macht sich Sorgen um sein Unternehmen, das seit immerhin drei Generationen in Familienhand ist. Weder sein Vater noch sein Großvater hatten mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen. Sein Umsatz ist um gut 30 Prozent zurückgegangen, und das ist nicht sein einziges Problem:

    "Unsere Zulieferer im Ausland wollen das Geld im Voraus. Schecks, das war einmal. Sie haben so wenig Vertrauen in unser Bankensystem und in die ganze Situation in Griechenland, dass ihnen auch der Überweisungsbeleg nicht genügt. Leute, mit denen wir seit Jahrzehnten zusammenarbeiten. Sie warten selbst die zwei Tage, bis das Geld auf ihrem Konto eingegangen ist. Dann erst liefern sie."

    Die alten Zeiten wünscht sich Giorgos Kassapis dennoch nicht zurück. Die griechische Wirtschaft hatte kein festes Fundament, nun müsse über Nacht gerichtet werden, was Jahrzehnte lang schief lief. Es habe eben seine Generation getroffen, sagt Kassapis. Doch vielen seiner Kollegen fehle das Geld, um ihre Regale zu füllen:

    "Die Geschäfte haben zwar geöffnet, aber oft ist hinter der Vitrine nichts, die Händler haben keine Ware. Damit ihr Geschäft nicht leer aussieht, haben sie Schachteln in den Regalen liegen, es ist aber nur die oberste Schachtel gefüllt. Oder sie haben nicht alle Größen vorrätig. Wenn jemand nur zehn Stück von einem Kleidungsstück besorgen kann, dann wird er die Nummern bestellen, die am besten gehen. Grad gestern hat mir ein Kunde erzählt, dass er seit zwei Tagen Schuhe sucht und in der ganzen Stadt nichts findet, weil er Größe 47 trägt."

    Abends in einer Sozialpraxis am Stadtrand, betrieben von Ärzten in ihrer Freizeit. Wer arbeitslos ist und keine Krankenversicherung hat, kann sich hier umsonst behandeln lassen. Im Wartezimmer sitzt rund ein Dutzend Patienten. Unter ihnen ein Mann, dessen Unternehmen vor der Krise monatlich rund 100.000 Euro Umsatz machte, bis ein Kunde nach dem anderen die Zahlungen einstellte. Letztes Jahr musste der Familienbetrieb dichtmachen, dann wurde der Vater krank. Die Familie verkaufte, was sich verkaufen ließ, und lieh sich Geld. 10.000 Euro hat die Herzoperation gekostet. Doch auch danach gingen die Ausgaben weiter, erläutert der Mann seine Lage.

    "Ein halbes Jahr lang haben wir die Medikamente für meinen Vater selber bezahlt, rund 150 Euro monatlich, dazu die Arztbesuche, aber es kommt der Punkt, wo man entweder Medikamente kauft oder Essen."

    Erst hat er seine finanziellen Rücklagen aufgebraucht, dann die seelischen. Der Mittvierziger ist heute ein gebrochener Mann. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, wie gut er gekleidet ist. Die schicke Cordhose, der teure Lederblouson, die eleganten Schuhe wirken, als gehörten sie zu einer anderen Person. In gewisser Weise ist es auch so, sagt die Sprechstundenhilfe Aggeliki Karhadaki. Das Leben der Menschen hier habe sich schlagartig verändert. Sie hat früher selbst im Industriegebiet gearbeitet und kennt so manchen, der hier um Hilfe bittet. Auch der Ex-Unternehmer ist ein alter Bekannter, sagt sie und senkt ihre Stimme, damit er sie nicht hört:

    "Es war ein Schock, ihn hier zu sehen, und so runtergekommen. Er hatte ein gut gehendes Unternehmen, er hatte Angestellte – dieser Mann war einmal wer! Und vor allem: Wenn Leute wie er Hilfe brauchen, dann ist es wirklich schlimm um uns bestellt."

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