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Finanzkrise
Griechenland tauscht Chefunterhändler aus

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras zieht aus den schleppenden Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern personelle Konsequenzen. Er ersetzt den aktuellen Chefunterhändler. Seinem umstrittenen Finanzminister Yanis Varoufakis stärkt Tsipras allerdings den Rücken.

27.04.2015
    Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras vor dem EU-Sondergipfel zur Flüchtlingspolitik.
    Tsipras tauscht einen Vertrauen von Finanzminister Varoufakis aus. (AFP / Philippe Huguen)
    Nach Angaben aus Regierungskreisen wird der Chefunterhändler der griechischen Delegation bei den Geldgebern ausgetauscht. Der erfahrene frühere Unterhändler Giorgos Chouliarakis ersetzt demnach Nikos Theocharakis, den Vertrauten des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Chouliarakis war schon unter der vorigen Regierung als Fachmann bei den Verhandlungen dabei und soll das Vertrauen der Geldgeber-Experten haben.
    Zudem sei eine Regierungs-Arbeitsgruppe für die politischen Verhandlungen mit den Geldgebern einberufen worden. Dieser gehöre auch Varoufakis an. Die Koordination werde aber der stellvertretende Außenminister Euklides Tsakalotos haben, hieß es weiter.
    Unterstützung für Varoufakis
    Ungeachtet der Kritik der Geldgeber steht die Regierung aber hinter Finanzminister Varoufakis. Tsipras habe ihm bei einem Treffen mit Ministern und Beratern das Vertrauen ausgesprochen, sagte ein Regierungsvertreter. "Der Finanzminister handelt in Übereinstimmung mit den gemeinsam getroffenen Entscheidungen und der Regierung."
    Der EZB-Präsident Mario Draghi (l.) und Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem beim informellen Treffen der EU-Finanzminister in Riga.
    Unverhohlen unzufrieden - EZB-Präsident Mario Draghi (l.) und Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem beim informellen Treffen der EU-Finanzminister in Riga. (picture alliance / dpa - Valda Kalnina)
    Am Sonntag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Tsipras telefoniert. Über die Inhalte sei Vertraulichkeit vereinbart worden, sagte ein Regierungssprecher. Die "Bild" hatte berichtet, Tsipras habe sowohl Merkel als auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem angerufen und versucht, die beiden von einem "Notgipfel" der EU zu überzeugen, bei dem über Hilfen für Griechenland entschieden werden solle.
    Die Bundesregierung rechnet allerdings nicht mit einem kurzfristigen Sondertreffen der Eurogruppe wegen der Schuldenkrise in Griechenland. Bei den Beratungen am vergangenen Freitag in Riga habe es offenkundig keine Fortschritte gegeben, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin. Er wisse daher nicht, worüber die Gruppe nun diskutieren sollte. Der Sprecher verwies darauf, dass das nächste reguläre Treffen für den 11. Mai in Brüssel geplant sei. Derzeit sei man von einem Gesamtkonzept weit entfernt und warte auf griechische Reformvorschläge.
    Griechischer Präsident kündigt Rückzahlung an
    Der griechische Präsident Pavlopoulos kündigte unterdessen an, dass sein Land alle gewährten Kredite zurückzahlen werde. "Wir zahlen unsere Schulden bis zum letzten Euro zurück", sagte Pavlopoulos in einem Gespräch mit "Spiegel Online". "Wir müssen einen ausgeglichenen Haushalt beibehalten und langsam unsere Schulden reduzieren." Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone schloss der Politiker der konservativen Nea Dimokratia kategorisch aus.
    Pavlopoulos sprach zudem über die umstrittenen Reparationsforderungen. Er schlug vor, den Streit über deutsche Entschädigungen an sein Land vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag klären zu lassen. Die Regierungen müssten verhandeln und dazu ein gemeinsames Forum finden. Gleichzeitig schloss er aus, dass Griechenland zur Begleichung seiner Ansprüche deutschen Besitz beschlagnahmen könnte. Kein vernünftiger Mensch denke über solch einseitige Handlungen nach.
    (hba/swe)