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Fingerwisch

Betriebssysteme.- Smartphones gibt es inzwischen in diversen Varianten und von mehreren Herstellern. Doch was die Fähigkeiten der verschiedenen Betriebssysteme angeht, herrscht offenbar ein Gesetz: Apple bestimmt, wie die Gerätchen zu bedienen sind – zumindest indirekt.

Von Achim Killer | 14.08.2010
    Zwei Finger sind es, die den Unterschied machen. Handys, die mit Daumen und Zeigefinger auf das Display gewischte Gesten verstehen, die also multitouchfähig sind, die sind auf dem aufsteigenden, der Rest auf dem absteigenden Ast.

    So Professor Uwe Baumgarten, Lehrstuhlinhaber für Betriebssysteme an der TU München. Populär wurde Multitouch durch das iPhone. Die Position von Apple bei Smartphones ist daher durchaus vergleichbar mit der von Microsoft bei PCs: Apple bestimmt, wie die Gerätchen zu bedienen sind. Smartphones mit Googles Linux-Derivat Android gehorchen ebenfalls Kommandos, die man ihnen mit zwei Fingern gibt. Und Android-Handys und iPhones - mit Apples Betriebssystem iOS - sind denn auch die Geräte, die aktuell Marktanteile gewinnen.

    Die anderen Handy-Betriebssysteme tun sich schwer damit, Fingerbewegungen zu erkennen. Nokia bringt dieser Tage ein erstes Handy unter Symbian auf den Markt, das das kann, und RIM, Research in Motion einen Blackberry. Die beiden Marktfüher haben stark unter der Konkurrenz durch iOS und Android gelitten. Am stärksten gebeutelt aber wird Microsofts mobiles Windows, das künftig "Phone" heißen wird. Es hat eine Reihe von Problemen. Eines davon: Es kostet Geld. Microsoft ist der einzige Hersteller, der Lizenzgebühren erhebt:

    "Das allerdings steht nicht zu erwarten. Der Vorteil von Windows bei PCs, die Vielfalt der Anwendungsprogramme, existiert bei Windows für Smartphones nicht. Für Android und fürs iPhone gibt's mehr. Und selbst aktuelle Programme für Windows mobile werden nicht unter Windows Phone laufen, weil Microsoft künftig einen Software-Layer zwischen Handy-Betriebssystem und Anwendung schiebt, die Silverlight-Ablaufumgebung. Derartiges kann durchaus sinnig sein, sagt Professor Baumgarten, weil es Anwendungen von anderen Plattformen anlockt. Java-Programme etwa laufen auf jedem System."

    Aber Java ist nun einmal deutlich weiter verbreitet als Silverlight. Mit Windows Phone kopiert Microsoft stark Apples iPhone-Konzept. Anwendungsprogramme gibt’s nur noch an einer einzigen, überwachten Stelle im Internet. Und die Programmierwerkzeuge werden vorgeschrieben. Das gerade Gegenteil der restriktiven Strategien von Microsoft und Apple ist die Philosophie hinter Android:

    Offenheit ist gut, sagt Steve Horowitz, bei Google lange Zeit der Verantwortliche für Android. Offenheit ermöglicht es den Leuten, dass sie tun, was sie wollen. Gerade das aber kann zum Problem werden, verteidigt Ian Fogg vom Beratungsunternehmen Forrester Research Apples hermetisch abgeriegelte Softwarewelt. Es gibt schließlich auch Leute, die Schadsoftware verbreiten wollen.
    "Auf der Website mit Anwendungen für Android-Handys hat auch schon mal jemand ein Programm angeboten, von dem sich dann herausstellte, dass es Informationen über den Handyeigentümer sammelt und die dann missbraucht."

    Allerdings tun sich Virenschreiber doch arg schwer mit dem Open-Source-Prinzip, dem viele Entwickler für Linux und damit auch für Android folgen. Offenheit und Heimtücke schließen sich nun mal aus. Das Urteil der Nutzer zumindest ist eindeutig. Nach den vorgestern veröffentlichten Zahlen des Marktforschungsunternehmens Gartner hat Android seinen Marktanteil bei Smartphones innerhalb eines Jahres nahezu verzehnfacht auf mittlerweile über 17 Prozent. Und die Analystin Annette Zimmermann erwartet sogar, dass Android in Kürze ganz nach vorne kommt.