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Finnen machen mobil

Noch ist Nokia weltweit die Nummer eins bei Mobiltelefonen. Doch im Geschäft mit hochpreisigen Smartphones haben die Finnen den Anschluss verloren. Neue Geräte mit Software vom Partner Microsoft sollen nun die Wende einläuten.

Von Brigitte Scholtes | 26.10.2011
    Acht Monate, nachdem der finnische Handyhersteller mit Microsoft eine enge Partnerschaft geschlossen hat, präsentierte der seit einem Jahr amtierende Nokia-Chef Stephen Elop das seiner Meinung nach erste echte Windows Smartphone.

    "Lumia is the first real windows phone."

    Denn Nokia reize die Möglichkeiten des Betriebssystems als erster Hersteller voll aus, glaubt der Nokia-Chef. Das Smartphone wird derzeit nach Deutschland und in weitere fünf Märkte ausgeliefert und soll im November erhältlich sein. Dabei gibt es zwei Versionen: Eine für 420 Euro, eine etwas bescheidener ausgestattete Version ist dann 150 Euro günstiger zu haben.

    Ein großes Display, ein schnelles Betriebssystem und ein kostenloses Navigationssystem sollen unter anderem Käufer anlocken. Stephen Elop:

    "Lumia is light. It is a new dawn for Nokia.”"

    Lumia bedeute Licht: Für Nokia breche ein neuer Tag an, meinte Elop. Nokia hatte in den letzten Jahren den Anschluss verloren, durch den starken Wettbewerbsdruck war das finnische Unternehmen in die roten Zahlen geraten. Es musste also handeln, meint Frank Rothauge, Telekomexperte der Berenberg Bank:

    ""Ich glaube, es ist mehr die letzte Chance für Nokia, wirklich den Vorsprung, den andere, insbesondere Apple haben, noch aufzuholen. Insofern ist das schon ein ganz wichtiger Schritt und auch eine erhebliche Verbesserung gegenüber den Symbian-basierten Smartphones. Aber es bleibt abzuwarten, ob das Duo Microsoft-Nokia es wirklich schafft, den Vorsprung von Apple über die Zeit aufzuholen. Denn durch das Umfeld, das insbesondere Apple, aber auch Android geschaffen hat, mit sehr vielen Entwicklern, die die Software immer weiter entwickeln, besteht da noch ein erheblicher Rückstand – immer noch."

    Apple ist im Smartphone-Markt weiter Technologie-, aber auch Preisführer, Google Android hat es in den letzten Monaten aber geschafft, sich unterhalb von Apple zu positionieren und verkauft inzwischen mit seiner Software mehr Geräte als Apple. Nokia aber scheint nicht nur auf die Kunden in den Industrieländern im Blick zu haben: Man wolle die nächste Milliarde Menschen ins Netz bringen – so stellte Nokia heute auch kleine Smartphones mit dem Namen Asha, Hindi für Hoffnung vor. In den Schwellenländern seien die Zukunftsmärkte für günstige Smartphones, meint auch Frank Rothauge. Doch ob die Strategie aufgehe, werde man in den nächsten beiden Jahren sehen:

    "Da wird es spannend sein, ob man mit einem spezifischen Produkt für das untere Ende gewinnt, oder ob der Preisverfall nicht ohnehin dazu führt, dass Smartphones, die heute als mittelwertig gelten, dann auch in diesen Bereich sich reinbewegen. Das kann auch sein."

    Auch für Microsoft ist der Erfolg des neuen Nokiagerätes wichtig. Doch die Hardware sei in den nächsten Jahren nicht mehr der Markttreiber, glaubt Analyst Rothauge: denn solche Sprünge wie mit dem Tablet-PC oder dem Touch Screen seien in den nächsten Jahren nicht mehr zu erwarten.