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Flashdisks
Besser als jede andere Festplatte

Flash-Speicher sind beliebt, denn Harddisks mit Flash-Modulen sind ganz schön schnell. Bislang war der Preis für Solid-State-Discs allerdings ziemlich hoch, doch mittlerweile purzeln die Preise. Anfangs galten SSDs als vergesslich, es schien Datenverlust zu drohen. Sind diese Zeiten vorbei?

Von Jan Rähm | 20.06.2015
    Eine Hand hält in Vergrößerungsglas vor die Internetseite des Online-Speicherdienstes Dropbox.
    Wo sind Daten am sichersten? Manche Computernutzer vertrauen auf Cloud-Speicher. (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Solid State Discs sind schnell – aber vergesslich. So zumindest lautet das Urteil vieler Technikjournalisten, die die Präsentation von Alvin Cox gelesen haben. Der Festplatten-Spezialist ist unter anderem in der JEDEC tätig. Allerdings hätten die Journalisten die Aussagen Cox' falsch gedeutet, erklärt Informatiker Anselm Busse von Technischen Universität Berlin.
    "Das ist in manchen Situationen wirklich so, aber man muss die Situation erklären. Das sind SSDs, die wurden bereits bis zur Grenze ihrer Belastbarkeit beschrieben, also sie haben quasi ihre gesamten Lebensschreibzyklen bereits aufgebraucht. Dann schreibt man die Daten drauf unter sehr ungünstigen Bedingungen. Das heißt in dem Fall geht's um Temperatur. Man schreibt die Daten bei einer sehr niedrigen Temperatur, zum Beispiel 25 Grad, und lagert die SSD dann bei sehr hohen Temperaturen, 55 Grad, dann ist es wirklich so, dass nach den physikalischen Modellen die Daten nach einer Woche weg sein können."
    Schuld ist die Bewegung der Teilchen, aus denen die Materialien bestehen. Bei höheren Temperaturen bewegen sie sich – stark vereinfacht gesagt – immer mehr. Dabei kann es vorkommen, dass einzelne Flash-Speicherzellen den gespeicherten Wert – also 0 oder 1 – verlieren. Doch der Extremfall tritt – wenn überhaupt – nur in extremen Situationen auf. Zum Beispiel beim Einsatz in hochbelasteten Datenbankservern. Wie gesagt: Wenn überhaupt!
    "Kaum einer wird seine SSD bis an die Lebensgrenze treiben. Gerade in der IT werden die Sachen schnell ausgetauscht, sodass die Hardware schon so nicht an die Lebensgrenze getrieben wird und selbst dann schreibt man seine Daten nicht während es friert im Raum und lagert sie hinterher in der Sauna. Von daher ist das sehr unwahrscheinlich, dass die Daten verloren gehen, selbst wenn man sie danach nur lagern will."
    Drei Fehler, die zum Plattentod führen
    Was eine Flash-basierte dennoch belasten kann, erklärt Peter Böhret. Er leitet das Datenrettungsunternehmen Kroll Ontrack. Zum Tod der Platte führe meist einer von drei Gründen: Fehler der Anwender, Fehler in der Ansteuerung oder Fehler durch äußere Faktoren.
    "Eine SSD ist genauso wie andere elektrische Teile im PC Umwelteinflüssen ausgesetzt. Also Spannungsspitzen, Ausfall von Netzteilen - das schränkt die Lebensdauer ein. Wenn alles im normalen Umfang läuft, dort haben wir auch entsprechende Berechnungen gemacht, dann kann eine SSD durchaus - rein rechnerisch - 35 Jahre leben."
    Größte Gefahr für die Daten auf SSDs sind die SSDs selbst, oder genauer: ihre Speicherzellen. Die können nämlich nur begrenzt oft beschrieben werden. Danach sind sie verschlissen. Dagegen setzen die Hersteller zwei Strategien ein. Zum einen sorgen sie dafür, dass keine Speicherzelle übermäßig genutzt wird. Sie verteilen die Schreibzugriffe so, dass keine Zelle mehr als doppelt so viele Schreibzyklen hat, wie eine andere Zelle.
    "Der andere Punkt ist, dass einfach Zellen vorgehalten werden. Dass dem Nutzer, sagen wir mal so eine SSD hat 30 GB, hat sie in Wirklichkeit 32 GB. Also der Hersteller enthält ihnen zwei GB vor und sobald die SSD merkt, da fällt was aus, wird einfach diese Zelle ausgeblendet und eine andere Zelle an der Stelle benutzt."
    Ebenbürtige SSDs
    Durch diese Kniffe und generell besser ausgefeilter Elektronik sind Solid State Discs heute herkömmlichen Festplatten in Sachen Lebensdauer ebenbürtig. Kommt es trotzdem zum Ausfall, haben es Datenretter schwer, erklärt Peter Böhret.
    "Es gibt halt über 200 Hersteller von SSDs und all diese Hersteller verwenden unterschiedliche Algorithmen oder beauftragen nun von den wenigen Chip- und Flash-Controller-Herstellern ihre eigenen Algorithmen. Das macht die Sache schwierig. Es gibt also keine Standards."
    Um die Daten wieder herzustellen, müssen die Spezialisten die Verteilung der einzelnen Bits und Bytes auf die Speicherzellen rekonstruieren, und das für jeden Controller. Das reduziert die Chancen auf Rettung.
    "Sie sind deutlich über 50 Prozent heute, aber wir haben noch circa zehn Prozentpunkte aufzuholen bis wir die gleiche Erfolgsrate, die wir bei den Festplatten zur Zeit haben. Also man kann nicht generell sagen, ist chancenlos, aber man muss sich einfach im Klaren sein, dass es aufgrund der jungen Technologie und der vielen Hersteller und der vielen Algorithmen, die verwendet werden, und es keine standardisierten Werkzeuge gibt, etwas geringere Erfolgsrate hat wie bei der klassischen Festplatte."