Fleisch

Von Henry Bernhard · 29.05.2011
Am Ende wird ein Zicklein sterben. Es wird gebraten und verspeist werden. Das namenlose Tier war bei seinem Tod gerade zwei Monate alt. Graubraun gescheckt, mit kleinen Hörnchen und einem lustigen Bärtchen. Doch zuvor sind wir bei seiner Geburt dabei, hören es saugen und meckern und im Stall herumspringen.
Wir fahren mit ihm zum Schlachter und hören, wie er das Bolzenschussgerät auslöst. Man kann sich dem stellen, wenn man Fleisch essen will. Der eine mag Fleisch, der andere nicht. Mancher liebt es blutig, der andere zur Schuhsohle gebraten. Einer isst nur weißes, der andere bevorzugt rotes. Manche essen es täglich, andere ekeln sich davor.

Männer essen fast doppelt so viel davon wie Frauen. Woher die Lust am Fleisch kommt, woher die Tabus, ob die Vorliebe eine Frage persönlichen Geschmacks ist oder eine kulturell begründete Eigenheit, diese Fragen versucht der Autor in Ziegenstall, Schlachthof und Küche zu klären.

Ein Feature für Fleischesser und Vegetarier, Männer und Frauen, für Moralisten und Lüstlinge und für die, die glauben, dass die Heimat der Lammkeule das Tiefkühlregal ist.

NDR 2010