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Flucht über den Öresund
Niels Bohr und die Rettung der dänischen Juden

In diesen Tagen vor 75 Jahren gelang mehr als 7.000 dänischen Juden die Flucht nach Schweden. Diese Rettungsaktion, bei der viele Fischerboote zum Einsatz kamen, hatte die dänische Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzung organisiert. Der Atomphysiker Niels Bohr setzte sich für sie ein.

Von Dirk Lorenzen | 04.10.2018
    Der große dänische Physiker Niels Bohr (1885-1962)
    Der große dänische Physiker Niels Bohr (1885-1962) (NBI)
    Schon eine Woche zuvor, Ende September 1943, war der Atomphysiker Niels Bohr aus Kopenhagen nach Schweden geflohen. Ein Informant in der deutschen Verwaltung hatte vor einer bevorstehenden Verhaftungswelle gewarnt. Weil Niels Bohr, dessen Mutter aus einer jüdischen Familie stammte, sehr bekannt war, befand er sich in höchster Gefahr.
    Kaum in Schweden, eilte er nach Stockholm, um den schwedischen König Gustav V. über die drohende Deportation der Juden in Dänemark zu informieren und um Aufnahme für sie in Schweden zu bitten. Es ist unklar, ob es für diese Rettungsaktion wirklich des Eingreifens Niels Bohrs bedurft hatte. Aber das konsequente Handeln passt zum großen dänischen Physiker. In den 1920er-Jahren hat er viel an der Universität Göttingen gearbeitet und dort gemeinsam mit Kollegen den Aufbau der Materie entschlüsselt. Dank dieser Fortschritte ließ sich unter anderem endlich erklären, wie Sterne über Kernfusion Energie gewinnen.
    Anblick der verfinsterten Sonne mit etlichen Planeten am 7. Oktober 2135 von der Heide aus
    Niels Bohr war an der Entdeckung der subatomaren Prozesse beteiligt, mit denen Sterne Wärme und Licht erzeugen (Stellarium)
    Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hat er vielen Kollegen aus dem Bereich Physik, Mathematik und Astronomie, etwa James Franck, Hans Bethe und Otto Frisch, geholfen, Deutschland zu verlassen. Zudem hat er sie dabei unterstützt, eine Anstellung in Dänemark oder in den USA zu erhalten.