Freitag, 29. März 2024

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Medienkonzentration in der Türkei
"Schwieriger, unabhänge Berichterstattung zu konsumieren"

Die Demirören-Holding will die Medien der Dogan-Gruppe übernehmen - damit würden bisher liberale Medien Teil eines regierungsnahen Konzerns. "Es würde für türkische Mediennutzer dann noch schwieriger, unabhängige Berichterstattung zu konsumieren", glaubt Türkei-Korrespondent Christian Buttkereit.

Christian Buttkereit im Gespräch mit Isabelle Klein | 22.03.2018
    Die liberale Zeitung Hürriyet gehört bald zum regierungsnahen Konzern Demirören.
    Die liberale Zeitung Hürriyet gehört bald zum regierungsnahen Konzern Demirören. (dpa/picture-alliance/Michael Kappeler)
    Die Übernahme des Mediengeschäfts der Dogan-Gruppe, wozu unter anderem die Zeitung Hürriyet und der Sender CNN-Türk gehören, durch den Mischkonzern Demirören könnte weitere Einschränkungen der Meinungsvielfalt und Pressefreiheit in der Türkei zur Folge haben.
    "Demirörens Medien sind auf Linie, sie sind sehr regierungsnah in ihrer Ausgestaltung, in ihrer Berichterstattung, und es wird befürchtet, dass das gleiche Schicksal den bisherigen Dogan-Medien drohen würde. Das heißt, es ist für türkische Mediennutzer dann noch schwieriger, überhaupt unabhängige Berichterstattung konsumieren zu können - im Fernsehen dann quasi so gut wie unmöglich", schätzt ARD-Türkei-Korrespondent Christian Buttkereit die Übernahme im Gespräch mit mediasres ein.
    Hinter Demirören steckt Erdogan Demirören, ein 79-jähriger Unternehmer, zu dessen Gruppe nicht nur Fernsehsender, Zeitungen und eine Nachrichtenagentur, sondern auch Baufirmen, Energiefirmen oder auch Automobilfimen gehören. "Ins Zeitungsgeschäft ist er erst 2011 eingestiegen, als er - wohl auf Empfehlung der Regierung - die Zeitungen Vatan und Milliyet übernommen hat, die bis dahin noch liberal waren, dann aber auf Regierungslinie getrimmt wurden", so Buttkereit. Am Ende sei auf Druck von Staatschef Erdogan der Chefredakteur von Milliyet entlassen worden.
    Außerdem wisse jedes türkische Unternehmen, das auf Staatsaufträge angewiesen sei - zum Beispiel im Baubereich wie Demirören -, dass man mit einer bestimmten Berichterstattung dafür sorgen könne, dass man solche Aufträge bekomme, oder eben nicht.