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Flüchtlinge in Berlin
Integrative Arbeit im Garten

Bei Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge hängt zurzeit viel vom Engagement der ehrenamtlichen Helfer ab. Die offiziellen Angebote decken den Bedarf bei Weitem nicht ab. Mit Unterstützung der Bundeskulturstiftung will ein künstlerisches Gärtnerprojekt in Berlin Neukölln Flüchtlingen eine Perspektive geben.

Von Daniela Siebert | 03.06.2016
    Gießkannen stehen im Garten von Schloss Hundisburg in Haldensleben (Landkreis Börde)
    Im "Jugend Kunst und Kulturhaus Schlesische 27" lernen Flüchtlinge auch praktische Dinge. (picture alliance / dpa / Jens Wolf)
    Fetui aus Äthiopien und ein deutscher Ehrenamtler bereiten das Fundament für eine künftige Sitztribüne vor, als der Spaten auf alte Ziegelsteine unter der Erde trifft. Um sie herum wuchert üppiges Grün. Es ist ein ehemaliger Friedhof, auf dem das "Jugend Kunst und Kulturhaus Schlesische 27" ein Integrationsprojekt für Flüchtlinge anbietet. Neben einem selbstgezimmerten Holzsteg quer über die Wiese wachsen verschiedenste Nutz- und Zierpflanzen. Projektleiter Nils Steinkrauss.
    "Ich hatte ganz andere Vorstellungen als viele von den Geflüchteten, ich hab eher ein Signal gesehen, ein schönes Blau, das sagt: hier passiert was. Für viele von den Geflüchteten war es z. B. essenziell, dass man hier was anbaut, was man auch essen kann. Entstanden ist dann am Anfang wirklich einen Mischkultur, wo die Dahlie neben der Tomate stand und das haben wir dann so ein bisschen zum Prinzip erkoren."
    Workshops mit Berufsorientierung
    Seit knapp einem Jahr gibt es das Projekt inzwischen. Derzeit nehmen vor allem junge Männer um die 20 aus Syrien, Afghanistan und Afrika teil. Nicht alle haben schon einen legalen Aufenthaltstitel, viele konnten noch von keinerlei offiziellen Integrations-Angeboten im Rahmen des Asylverfahrens profitieren. Das Ziel beim Gartenprojekt ist ein Begegnungsort für Geflüchtete und Anwohner und Wissensvermittlung via Workshops, durchaus mit Berufsorientierung:
    "Für viele Leute, die ja auch eine unterschiedliche Chance auf Asyl in Deutschland haben, ist es auf jeden Fall auch essenziell so eine Art Credits zu sammeln, Integrationsleistung zu zeigen, dass man deutsch gelernt hat, dass man versucht hat einen Beruf zu erlernen, oder einen Job zu finden, auch das spielt hier eine Rolle, wir versuchen daneben Hospitationen oder da wo es schon möglich ist Praktika zu organisieren, andere Jobs oder andere Ausbildungsprogramme."
    Zum Angebot gehört Deutschunterricht im selbst renovierten ehemaligen Steinmetz-Häuschen, dazu gehört gemeinsames Gärtnern, Ideen entwickeln, Kochen und praktisches Lernen wie Beton mischen oder Holzbauen. Ali aus dem Irak arbeitet schon seit einigen Monaten mit. Vor allem das Kochen und das Übersetzen für andere gefällt ihm, Gärtnern nicht so erzählt er im kleinen selbstgebauten Gewächshaus.
    Finanzierung aus öffentlichen Mitteln
    "Die Bürokratie mit der man hier zu tun bekommt zerstört die Persönlichkeit, die löst sich auf. Man verliert jegliche Motivation, man mag sein Leben gar nicht mehr. Aber hier in dem Projekt lächeln die Menschen, sie teilen alles, sie sind hilfsbereit, das alles macht mein Leben viel einfacher und besser."
    Möglich ist das Projekt nur, weil die Bundeskulturstiftung 160.000 Euro für anderthalb Jahre zur Verfügung gestellt hat. Davon werden z. B. die Betriebskosten für das Häuschen und die Materialkosten gedeckt. Ohne Mittel aus öffentlichen Kassen gäbe es dieses Projekt nicht sagt Nils Steinkrauss.
    Ich finde aber dass es eigentlich relativ wenig Geld ist, auch für das was daraus möglich wird, also wenn man sonstige integrative Arbeit sich anguckt und auch was die kostet, also insofern glaube ich ist das gut angelegtes Geld, aber ohne das wäre es nicht machbar.