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Flüchtlingshilfe des DRK
"Mit gesundem Pragmatismus"

Das Deutsche Rote Kreuz ist in Deutschland der größte Akteur bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen. 340 Unterkünfte des DRK gibt es im Land, für 100.000 Menschen. Die aktuelle Lage ist auch für die Routiniers eine Herausforderung, die ohne ehrenamtliches Engagement nicht umsetzbar wäre.

Von Daniela Siebert | 13.10.2015
    Ein Arm mit einem Aufnäher mit der Aufschrift "Deutsches Rotes Kreuz" ist vor einem Rettungsfahrzeug zu sehen.
    Das Logo des Deutschen Roten Kreuzes (picture alliance / dpa / Oliver Killig)
    15.000 Kräfte hat die gemeinnützige Organisation derzeit im Einsatz, darunter nur ein Drittel Hauptamtliche und zwei Drittel ehrenamtliche Helfer. Das Spektrum dieser Personen umreißt Generalsekretär Christian Reuter so:
    "Also alles was sozusagen bundesrepublikanische Bandbreite ist: Sie finden bei uns genauso die Krankenschwester, die regulär in einem Krankenhaus beschäftigt ist, sie finden genauso einen Sanitäter und Rettungsassistenten, der normalerweise im Rettungsdienst hauptamtlich fährt. Sie finden Lehrer, die in ihrer Freizeit dann sozusagen Deutschunterricht machen, sie finden Sozialarbeiter, Sozialpädagogen. Also all das, was an bunter Vielfalt in unserer Republik erwerbstätig ist, finden Sie natürlich in Ausschnitten auch entsprechend in unseren Erstaufnahmeeinrichtungen wieder."
    Die Ehrenamtlichen bekommen naturgemäß für ihren Einsatz kein Geld. Das ist durchaus ein Problem, wenn sie sich für diese Arbeit vom Arbeitgeber freistellen lassen erklärt Reuter, denn damit sei nicht unbedingt eine Lohnfortzahlung verbunden.
    "Ja das ist eines unserer großen Probleme als DRK, also wir sind gerade dabei, der Politik als Vorschlag zu unterbreiten, dass wir die sogenannte "Helferfreistellung" bekommen wie die Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr, da ist es üblich, dass dann sozusagen der Staat beziehungsweise der Arbeitgeber eine sogenannte Lohnersatzleistung bekommt, wenn er seine Mitarbeiter freistellt, bei uns ist das in vielen Fällen noch schwieriger."
    Die ehrenamtlichen Helfer setzten sich aus Überzeugung und Hilfsbereitschaft ein, betont Reuter, viele opferten sogar ihre Urlaube für diese Arbeit.
    "Kein erwerbswirtschaftliches Modell"
    Insgesamt finanziere die innerdeutsche Flüchtlingshilfe des DRK überwiegend die öffentliche Hand, also Bund, Länder, Landkreise und Kommunen, insgesamt über 60 Prozent, der Rest komme aus Eigenmitteln und Spendengeldern. Genaue Summen kann das DRK derzeit nicht benennen: Denn im ganzen Land gebe es die unterschiedlichsten Geldquellen und gezahlten Beträge für die jeweiligen Leistungen so das DRK. Gewinne wolle und werde seine Organisation mit der Hilfe nicht erzielen, so Reuter:
    "Wir sind kein erwerbswirtschaflich ausgerichtetes Unternehmen, wir sind ein gemeinnütziger Verein. Unsere Aufgabe ist nicht, Gewinne zu erwirtschaften. Natürlich gibt es große gewerbliche kommerzielle Betreiber von solchen Flüchtlingseinrichtungen. Es muss letztlich die Politik entscheiden, mit wem sie auf diesem Feld zusammenarbeiten will und was letztlich Sinn und Zweck des Betreibens einer solchen Einrichtung ist. Ich bin jetzt bekennender Anhänger davon, dass das kein erwerbswirtschaftliches Modell sein soll. Das Betreiben einer Flüchtlingseinrichtung hat einen gesellschaftlichen Mehrwert."
    Entsprechend kritisch sieht er es auch, wenn andere Anbieter lukrative Verträge mit den Behörden aushandeln: Flüchtlingshilfe dürfe nicht mit Rendite-Erwartung kombiniert werden, so Reuters Appell - auch an die Politik.
    Unterstützung aus dem Ausland
    Dass andererseits die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand nicht immer die beste ist, weiß man auch beim Roten Kreuz. Doch während manche privaten Hostelbetreiber inzwischen keine Flüchtlinge mehr aufnehmen, weil die Behörden für die Unterbringung nicht zeitnah zahlten, zeigt sich Reuter als DRK-Chef da langmütig:
    "Natürlich machen wir auch solche Erfahrungen, dass wir in Vorleistung treten und darauf warten, dass die öffentliche Hand uns auch die Rechnung, die Liquidität entsprechend bezahlt. Aber ich warne an der Stelle ein bisschen davor vor dem üblichen "Die Politik ist schuld", man muss fairerweise sagen: Wir sind wirklich in außergewöhnlichen Zeiten, insofern müssen wir alle das übliche Verfahren, wie Politik in Deutschland seit viele Jahren erlernt und gelernt ist ein bisschen hinten an stellen und mit einem gesunden Pragmatismus diese Aufgabe angehen."
    Möglich werde das große Engagement des DRK aber auch durch große Unterstützung im In- und Ausland, so haben etwa das Kanadische und das Amerikanische Rote Kreuz Tausende Feldbetten zu Verfügung gestellt, die dann auch noch von Lufthansa Cargo zum ermäßigten Preis transportiert und am Flughafen kostenlos zwischengelagert wurden.