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Flüchtlingsmission Triton
Retter ziehen positive Bilanz

Seit einem Monat läuft an Italiens Küsten die Operation "Triton" der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Sie soll Menschen aus Seenot retten: Flüchtlinge, die aus Afrika über das Mittelmeer in die EU kommen. Nach einem Monat ziehen Behörden und Flüchtlingsorganisationen eine erste Bilanz.

Von Tilmann Kleinjung | 28.11.2014
    An der Reling eines Bootes drängeln sich Flüchtlinge.
    Ein Boot mit Flüchtlingen vor der italienischen Insel Lampedusa. (dpa)
    Erst am Mittwoch hat die "Viana do Castelo", ein Patrouillenboot der portugiesischen Marine, 182 Flüchtlinge in Sizilien an Land gebracht. Für Hilfsorganisationen ist das ein gutes Zeichen. Die Portugiesen stellen eines von sieben Schiffen der Frontex-Mission Triton und betätigen sich im Notfall eben auch als Seenotretter - und nicht nur als Grenzschützer. Christopher Hein, Präsident des italienischen Flüchtlingsrates:
    "Man kann nicht sagen, dass nach dem 1. November, seit Triton aktiv ist, es eine erhebliche Veränderung gegeben hätte. Glücklicherweise in diesen knapp vier Wochen des Monats November haben wir keine Nachrichten von Unglücken im Kanal von Sizilien. Es sind ungefähr 3.000 Menschen in diesen dreieinhalb Wochen angekommen."
    3.000 Flüchtlinge gerettet
    Davon wurden etwa 2.000 Flüchtlinge von Einsatzkräften der Mission Triton aus Seenot gerettet. Die Schiffe werden aus der Luft von zwei Flugzeugen und einem Hubschrauber unterstützt. Auch die italienische Marine patrouilliert mit einigen großen Schiffen vor der sizilianischen Küste.
    Die Zusammenarbeit läuft offenbar reibungslos, an Bord der Frontex-Schiffe sind auch italienische Beamte wie Antonio de Donno von der Finanzpolizei. Er begleitet die "Rio Mino", ein Boot der spanischen Küstenwache, und bestätigt, dass auch dieses in der Lage ist, jederzeit mehrere hundert Flüchtlinge an Bord zu nehmen und zu versorgen:
    "Wir können hier bis zu 200 Menschen aufnehmen, sogar 250, wenn wir die offenen Decks belegen. Im Innenraum haben maximal 150 bis 200 Flüchtlinge Platz."
    Auch bei einer gemeinsamen Tagung europäischer und afrikanischer Innen- und Außenminister in Rom ist Triton ein Thema. Italiens Innenminister Angelino Alfano spricht von einem "großen Erfolg" der Operation. Auch Triton muss Seenotrettung leisten, versichert Alfano. Gleichzeitig würden dank Frontex Drogen- und Menschenhandel im Mittelmeer besser bekämpft.
    De Maizière bleibt vorsichtig
    Sein deutscher Amtskollege Thomas de Maizière will dagegen nach vier Wochen noch keine Bilanz ziehen:
    "Man muss auch bedenken, dass das Wetter anders ist als im Sommer, wir haben unruhiges Wetter, da sinken die Zahlen immer. Es sind auch noch italienische Schiffe im Mittelmeer. Deswegen ist ein Monat angesichts des Herbstes auch noch zu früh, um eine Bewertung abzugeben."
    Das Landungsschiff "San Giorgio" der italienischen Marine kreuzt weiter im Mittelmeer. Dieses Boot verfügt über einen Helikopter, der Aufklärungsflüge unternimmt und Flüchtlingsboote in Seenot ortet. Die "San Giorgio" kann viele hundert Flüchtlinge problemlos aufnehmen und hat das in den letzten Wochen immer wieder getan, auch nach dem offiziellen Ende von Mare Nostrum. Christopher Hein vom italienischen Flüchtlingsrat:
    "Das ist ganz klar, dass Triton jetzt kein Ersatz ist für Mare Nostrum, und daher: Wir - wie viele andere Einrichtungen in Italien - insistieren darauf, dass in einer oder anderen Weise diese Maßnahme, die Mare Nostrum unternommen hat seit einem Jahr, dass die weitergehen muss."
    Der deutsche Innenminister de Maizière will bei den Herkunftsländern ansetzen, damit Flüchtlinge gar nicht erst die lebensgefährliche Fahrt übers Mittelmeer antreten: Fluchtursachen bekämpfen in Somalia, Eritrea oder Syrien. Außerdem dürfen Transitländer wie Libyen beim Kampf gegen Schlepperbanden nicht allein gelassen werden, fordert de Maizière. Bei ihrer gemeinsamen Tagung in Rom haben sich 58 Länder Europas und Afrikas auf eine engere Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik verständigt.