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Flüchtlingsschiff
"Aquarius" auf dem Weg nach Spanien

Für den Abend des 16. Juni wird die Ankunft des Flüchtlingsschiffes "Aquarius" im spanischen Hafen von Valencia erwartet. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn rauer Wind und hohe Wellen erschweren die Fahrt. Doch das ist nach Angaben der "Ärzte ohne Grenzen" das geringste Problem.

Von Karin Bensch | 16.06.2018
    Das Foto zeigt das Schiff "Aquarius" der französischen Organisation "SOS Mediterranée am 12. Juni 2018.
    An Bord des Flüchtlingsschiffs "Aquarius" befinden sich unter anderem 51 Frauen, darunter viele Schwangere, und zehn Kinder (dpa-Bildfunk / AP / Salvatore Cavalli)
    Die Verbindung ist schlecht. Aloys Vimard von "Ärzte ohne Grenzen" ist an Bord des Rettungsschiffs "Aquarius". Wir haben die Meeresenge zwischen Sardinien und Korsika durchfahren und sind nun auf dem Mittelmeer unterwegs Richtung Valencia, erzählt er am Telefon.
    Wenn alles gut geht, wird das Rettungsschiff am Samstagabend im Hafen von Valencia ankommen. Vielleicht aber auch erst am Sonntag. Denn unterwegs gibt es immer wieder schlechte Wetterbedingungen - rauen Wind und meterhohe Wellen. Die meisten leiden stark unter Seekrankheit, sagt Aloys Vimard.
    Viele Gerettete leiden unter Seekrankheit
    An Bord der "Aquarius" sind 51 Frauen, darunter mehrere Schwangere, 45 Männer und zehn Kinder. Schlimmer als die Seekrankheit sind allerdings die Verletzungen, sagt der Helfer. Einige mussten wegen Hautverätzungen behandelt werden. In den Schlauchbooten, in denen sie vor ihrer Rettung auf dem Mittelmeer unterwegs waren, hatte sich ein aggressives Gemisch aus Benzin und Salzwasser angesammelt. Etwa 40 Menschen waren bei der Rettungsaktion in der Nacht zu vergangenem Sonntag ins Wasser gefallen. Einige von ihnen mussten wiederbelebt werden. Sie brauchen eigentlich besondere Behandlung an Land, weil noch immer Komplikationen auftreten könnten, erklärt der Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen". Doch statt an Land in Italien oder auf Malta befinden sie sich nun tagelang auf einem schwankenden Schiff Richtung Spanien. Die Zustände an Bord sind nicht gut, sagt der Helfer.
    Viele Flüchtlinge seien verängstigt. Einige seien traumatisiert, weil seit der Rettungsaktion am vergangenen Wochenende zwei Menschen vermisst werden. Sie sind wahrscheinlich ertrunken.
    Die Flüchtlinge, die es an Bord der "Aquarius" geschafft haben, kommen aus verschiedenen Ländern, erzählt Aloys Vimard. Die meisten kämen aus Eritrea und dem Sudan.

    Was geschieht mit den Menschen, wenn die "Aquarius" im Hafen von Valencia angekommen ist? Wir werden sie erst einmal spanischen Ärzten und Hilfsorganisationen übergeben. Dann müssen auch die Verletzungen untersucht werden, die den Geretteten offenbar durch Folter und rohe Gewalt zugefügt wurden, erklärt der Helfer. Später würden die Flüchtlinge dann den spanischen Behörden übergeben.
    Sobald die "Aquarius" mit Diesel und Frischwasser aufgetankt ist, neue Nahrungsmittel an Bord sind, wollen sich die Helfer auf dem Rückweg machen – zurück ins zentrale Mittelmeer vor die libysche Küste.
    Politik muss mehr Verantwortung übernehmen
    In der Zeit, in der wir nach Spanien unterwegs sind, sind mindestens zwölf Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken, sagt Aloys Vimard. Dass Länder ihre Häfen für private Seenotretter schließen, findet er eine Schande. Wir haben große Sorgen, dass Politik über die Seenotrettung gestellt wird, sagt der Helfer.
    Deshalb fordern wir die Verantwortlichen auf, Verantwortung zu übernehmen und die Sicherheit von Menschen in Lebensgefahr an die erste Stelle zu setzen, sagt der Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen". Für ihn ist klar: Sie werden mit der Seenotrettung weiter machen – trotz aller Schwierigkeiten.