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Flüchtlingsunglück auf dem Mittelmeer
Rund 200 Tote vor libyscher Küste

Erneut ist ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer gesunken. Nach Angaben der libyschen Küstenwachse starben etwa 200 Menschen. Viele der überwiegend afrikanischen Flüchtlinge in dem überladenen Schiff seien unter Deck gefangen gewesen.

28.08.2015
    Blick auf den Ozean
    Blick auf den Ozean (dpa/pa/Bundeswehr)
    Die Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer nehmen kein Ende. Beim Untergang eines Schiffs mit Flüchtlingen an Bord sind vor der libyschen Küste bis zu 200 Menschen ums Leben gekommen. Wie libysche Sicherheitsbehörden mitteilten, sank das Schiff vor der Hafenstadt Suwara rund 160 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis. An Bord seien etwa 400 Menschen gewesen. Rund 200 Menschen habe man retten können. Die meisten der geborgenen Flüchtlinge kamen demnach aus afrikanischen Ländern.
    Küstenwache sucht weiter
    Der britische Sender BBC zeigte Fernsehbilder von zahlreichen Leichensäcken. Unter Berufung auf Augenzeugen hieß es, dass mindestens hundert Tote in ein Krankenhaus westlich von Tripolis gebracht worden sein. Die Küstenwache suche weiter nach Überlebenden. In dem Bericht ist auch von einem zweiten gekenterten Flüchtlingsboot die Rede. Dort sollen sich etwa 50 Menschen an Bord befunden haben.
    Täglich versuchen derzeit hunderte Menschen, von Afrika nach Europa zu gelangen. Über das Mittelmeer sind den Vereinten Nationen zufolge in diesem Jahr schon mehr als 300.000 Flüchtlinge nach Europa gekommen. Im Gesamtjahr 2014 seien es 219.000 gewesen, teilte das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Mehr als 2.500 Menschen hätten in diesem Jahr bereits auf ihrer Flucht übers Mittelmeer ihr Leben verloren, verglichen mit 3.500 Toten und Vermissten im gesamten vergangenen Jahr. Die Toten der Katastrophe vom Donnerstag sind darin noch nicht berücksichtigt. Nach Angaben der italienischen Küstenwache wurden allein am Donnerstag rund 1.400 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer vor der libyschen Küste gerettet, nachdem dort am Mittwoch rund 3.000 gerettet worden waren.
    Leichenüberführung nach Palermo
    In Palermo auf Sizilien kam unterdessen das schwedische Schiff "Poseidon" mit mehr als 570 Flüchtlingen an, die in Sicherheit gebracht werden konnten. An Bord waren auch die Leichen von 52 weiteren Flüchtlingen, die im Frachtraum eines Boots bei der Überfahrt nach Europa gestorben waren. Die Toten waren am Mittwoch entdeckt worden, die Staatsanwaltschaft von Palermo leitete Ermittlungen ein.
    (fwa/db)