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Flüchtlingsunglück
Mehr als 110 Tote im Mittelmeer

Bei zwei Bootsunglücken im Mittelmeer sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 110 Leichen seien vor der libyschen Küste angespült worden, sagte ein Sprecher der Marine. Auch nahe Kreta kenterte ein Schiff. Mehr als 300 Menschen konnten gerettet werden, viele werden aber noch vermisst.

03.06.2016
    Eine kaputte Schwimmweste ist an einen Strand in Libyen angespült worden.
    Immer wieder kentern Schiffe mit Flüchtlingen im Mittelmeer (Archivbild). (dpa-Bildfunk / EPA / Ben Khalifa)
    Die libysche Marine geht nach Angaben eines Sprechers davon aus, dass noch mehr Leichen gefunden werden. Bis zum Freitagabend wurden 117 Tote - 75 Frauen, sechs Kinder und 36 Männer - bei Suwara angespült. Von welchem Boot die Menschen stammen, ist bislang unklar. Die Leichen seien nicht verwest gewesen, deswegen seien sie vermutlich vor weniger als 48 Stunden ertrunken, sagte Mohammed al-Mosrati vom libyschen Roten Halbmond.
    Der Sprecher der libyschen Marine erklärte, am Donnerstag sei ein leeres Boot gefunden worden, das vermutlich am Mittwoch gekentert sei und von dem die Toten stammen könnten. Allerdings können Wind und Strömung Leichen binnen 48 Stunden in verschiedenste Richtungen treiben. Deshalb gibt es auch Vermutungen, wonach es sich bei den Toten möglicherweise um Opfer von Bootsunglücken vor Libyen in der vergangenen Woche handelt. Dabei waren vermutlich mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen.
    Hunderte Menschen noch vermisst
    Südlich von Kreta gab es ein weiteres Unglück. Das 25 Meter lange Boot sei gekentert und zur Hälfte untergegangen, sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache. Ein vorbeifahrendes Schiff habe die Behörden alarmiert. 340 Menschen konnten bislang gerettet werden, mindestens neun Leichen wurden geborgen.
    Viele Passagiere gelten aber bisher noch als vermisst. Überlebende berichteten nach Angaben des Sprechers von bis zu 500 Menschen an Bord des bei Kreta entdeckten Schiffes. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sprach von mindestens 700 Passagieren. Der Sprecher der Küstenwache sagte, nach weiteren Schiffbrüchigen werde gesucht. Mehrere vorbeifahrende Schiffe, Rettungsboote und sowie zwei Hubschrauber und Marine helfen dabei.
    Zur Nationalität der Flüchtlinge gab es zunächst keine Angaben. Die Küstenwache äußerte sich auch nicht dazu, wo das Boot in See gestochen sein könnte. Wie die IOM mitteilte, kam es vermutlich aus Afrika. Wegen des guten Wetters und der ruhigen See wagen derzeit viele Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa. Dabei sind nach UNO-Angaben in diesem Jahr bereits mehr als 2.500 Menschen ums Leben gekommen.
    (hba/kis)