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Flughafen Köln-Bonn
Unterwegs mit dem Anti-Terror-Trupp der Bundespolizei

Die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen wurden nach den Terroranschlägen in Brüssel verschärft. Auch am Airport Köln-Bonn wird ein gigantischer Aufwand betrieben: Mithilfe von Körperscannern und mehrstufigen Reisegepäck-Kontrollen sucht die Bundespolizei nach Bomben oder Sprengsätzen.

Von Anja Kempe | 16.08.2016
    Ein Flugzeug landet am 27.06.2011 auf dem Flughafen Köln/Bonn; im Hintergrund der Dom.
    Ein Flugzeug landet nachts auf dem Flughafen Köln/Bonn. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    "Wir suchen nach Sprengsätzen oder Brandvorrichtungen, die also in der Lage sind, einen so hohen Schaden dem Luftfahrzeug zuzuführen, dass es zum Absturz gebracht wird."
    Nach Bomben oder Sprengsätzen, mit denen Anschläge verübt werden können, sucht die Bundespolizei in der sogenannten Sperrzone des Flughafens. Innerhalb der Sperrzone befindet sich die Kontrollstation für das Reisegepäck, eine Halle, so groß wie gut zwei Fußballfelder.
    "Die Koffer fahren gerade über unseren Köpfen entlang, eine Etage höher und werden dann über Rutschen nach unten auf unsere Ebene transportiert."
    Links und rechts und oben und unten rattern die Gepäckstücke vorbei. Nur ausdrücklich Befugte dürfen die Sperrzone betreten, den sensiblen Hochsicherheitsbereich des Flughafens, erklären die Sicherheitskräfte der Bundespolizei am Flughafen Köln-Bonn. Wer einen solchen Ausweis nicht hat, kommt hier nicht hinein.
    "Seit den Anschlägen von Brüssel wurden die Maßnahmen, die die Bundespolizei trifft, nochmals verstärkt."
    Ein gigantischer Aufwand, der vor ein paar Jahren noch nicht vorstellbar war.
    "Durch das, was Terroristen letztendlich getan haben, muss man natürlich sagen, dass sich die Luftsicherheit ja mitentwickelt."
    Mehrstufige Sicherheitskontrollen
    Mehrstufige Reisegepäckkontrollanlage nennt sich das monströse Konstrukt aus Stahl und Technik.
    "Wir haben dafür ein System entwickelt mit mehreren Kontrollstufen, mit denen wir Gepäck, was wir kontrollieren, immer weiter reduzieren, sodass wir am Ende nur noch ganz wenig Koffer auch tatsächlich öffnen müssen. Wir suchen also hier eigentlich nur noch, in Anführungszeichen, nach Sprengstoffen."
    Für verdächtige Gepäckstücke gibt es vier Sicherheitsstufen. Je nach dem, welcher Art die Schatten und Flecken sind, die die Röntgenanlagen in Sicherheitsstufe eins und zwei gefunden haben, wandert das Gepäckstück in die Sicherheitsstufe Drei. Auf den meisten Flughäfen ist das ein Bunker mit dicken Mauern, wo das Gepäck dann von Spezialisten unter die Lupe genommen wird. Und die Sicherheitsstufe Vier schließlich befindet sich außerhalb des Flughafens. Dort kann ein Gepäckstück notfalls gesprengt werden.
    "Wenn Sie jetzt die Gepäckhalle runter schauen, ungefähr 40 Meter auf der linken Seite, dort findet die Untersuchung der Gepäckstücke statt, die als verdächtig eingestuft sind."
    Auf dem heißen Abschnitt der mehrstufigen Reisegepäckkontrollanlage ist im Moment kein verdächtiger Koffer in Sicht. Doch das kann sich schnell ändern, und es drängt sich die Frage auf, wie viele Gepäckstücke denn an einem Tag verdächtig sind.
    "Also wir können das schon sagen, aber wir sagen es nicht."
    "Die Maßnahmen, die wir durchführen, sind zu einem großen Teil geheim. Die sind unter Verschluss gehalten. Wir führen auch Maßnahmen durch, die eben nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind."
    Bewaffnet, in Zweier- und Dreier-Formationen, Schulter an Schulter, patrouillieren Trupps der Bundespolizei durch die Flughafenhalle. Einige von ihnen tragen eine MP vor sich her, eine sogenannte MP5, mit 30 Zentimeter Lauflänge. Präsenz zeigen nennt man das.
    "Wir sind da."
    Doch unter Beschuss seien auch die Sicherheitskräfte, berichten die Sicherheitskräfte.
    "Wenn Anschläge passieren, dann heißt es ja hinterher immer, ja wie konnte das passieren! Und wieso war denn die Bundespolizei nicht so schnell vor Ort! Wer hat da nicht aufgepasst und wer hat was gemacht, damit es zu so einem Szenario hinterher gekommen ist. Die Polizei in Brüssel stand hart in der Kritik."
    Körperscanner auf deutschen Flughäfen in der Einführungsphase
    Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Flughafensicherheit seien komplex, auch wenn nach jedem Terroranschlag nach mehr Sicherheit gerufen werde, erläutert das Kontrollpersonal von der Bundespolizei und deutet auf den Körperscanner.
    "Wir haben hier eine Luftsicherheitskontrolle mit einem Sicherheitsscanner und befinden uns jetzt auf der Position des Einweisers."
    "Die Funktionsweise ist so, dass der Körperscanner eine Art Mikrowellen auf den Körper sendet. Und er wird nach und nach flächendeckend eingeführt."
    Die Körperscanner auf deutschen Flughäfen, auch Sicherheitsscanner genannt, befinden sich noch in der Einführungsphase.
    "Der Körperscanner ist in der Lage, Gegenstände, die am Körper verborgen sind, zu detektieren, da ist das Spektrum sehr groß, das kann also das gebrauchte Taschentuch sein, und das kann natürlich auch ein Gegenstand sein, der bewusst versucht wurde, zu verbergen. Eine Waffe oder ein Sprengstoff oder Ähnliches. Was genau das ist, wonach wir natürlich suchen. Wir suchen nicht nach dem benutzten Taschentuch, sondern wir suchen nach den Tatmitteln zur Verübung eines Anschlages."
    Eine extreme Herausforderung sei das für alle Anti-Terror-Einheiten, nach jedem Anschlag auf's neue, erklären die Sicherheitskräfte der Bundespolizei.
    "Wenn es zu Gefahrensituationen kommt, zu Zwischenfällen, dann ist es ganz wichtig, dass man als Bundespolizei Ruhe bewahrt. Man darf nicht selber in Panik verfallen. Das ist ganz wichtig."
    Ob die Sicherheitskontrollen mit dem Scanner verbessert werden, ist umstritten. Kritiker bemängeln, dass es durch die vielen Fehlalarme, zum Teil bis zu 100 Prozent, für die Fluggäste zu langen Wartezeiten kommt. Die Flugsicherheitskräfte von der Bundespolizei bestätigen das.
    "Tendenziell wird auf dem Piktogramm öfters ein Alarm angezeigt und eher weniger, dass der Passagier komplett wieder zu seinem Gepäck gehen kann."
    "Unsere Sicherheitsmaßnahmen bauen aufeinander auf"
    Der Sicherheitsgewinn ist unklar, denn der Körperscanner kann keine Körperöffnungen oder inneren Organe wie zum Beispiel den Magen oder den Darm analysieren. Doch der Stand der Sicherheit sei grundsätzlich immer ein Level der machbaren Möglichkeiten, der Meinung sind die Sicherheitsleute von der Bundespolizei.
    "Unsere Sicherheitsmaßnahmen bauen aufeinander auf, und ein Sicherheitsaspekt dabei ist auch, dass über die mögliche Lücke keiner spricht. Und das wollen wir auch nicht. Weil wir genau das verhindern möchten, dass jemand die Lücke im System erkennt und das dann ausnutzt."