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Trump-Wähler in Iowa
"Ich mag alles, was er macht"

Die meisten Trump-Wähler wohnen nicht in den Metropolen an der Ost- und Westküste, sondern in ländlicheren Gebieten – zum Beispiel im Bundesstaat Iowa. Sein Sieg dort war der größte Triumph für Trump in einem der umkämpften "Swing States". Die Wähler vor Ort bereuen ihre Stimme nicht.

Von Mareike Aden | 10.04.2017
    Trump-Wähler Sandra und Dave McNeer in Newton/Iowa halten ein Schild mit der Aufschrift "Pro Life for Trump" in der Hand
    Trump-Wähler Sandra und Dave McNeer in Newton/Iowa (Deutschlandradio/Mareike Aden)
    Vor Sandra und Dave McNeer auf dem Tisch liegen Wahlkampf-Schilder: "Frauen für Trump", "Konservative Christen für Trump" oder "Bauern für Trump", steht darauf. Sie sind stolz darauf, dass sie die Schilder hergestellt haben, in ihrem Familienbetrieb in der Kleinstadt Newton im Westen von Iowa. Sie sind auf Werbeartikel spezialisiert und 2016 gab das Trump-Wahlkampfteam bei ihnen Bestellungen auf: Schilder für Kundgebungen und für den Vorgarten, Trump-Mützen und -Becher. Sandra und Dave McNeer haben Donald Trump gewählt – und finden: er mache das gut im Weißen Haus.
    "So far, he is doing a good job."
    Sandra stammt ursprünglich aus Kolumbien und kam als junge Frau in die USA.
    "Er ist ja kein Politiker, das wäre so, als wenn Du oder ich im Weißen Haus wären, obwohl er bestimmt 100-mal klüger ist als ich. Aber ich würde mir wünschen, dass die Demokraten und Republikaner enger mit ihm zusammenarbeiten, anstatt sich zu bekämpfen. Er macht seine Arbeit gut, aber die anderen nicht."
    Gegen Abtreibungen, für die Mauer
    Sandra McNeer ist sehr gläubig. Für sie sei wichtig gewesen, dass Trump sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen positioniert habe. Und: Sandra ist für die Mauer. Einwanderer sollen legal kommen, so wie sie einst. An Trump gefällt ihr, dass er so volksnah sei.
    "He came down to the level of the people of the United States."
    Sie haben Donald Trump persönlich getroffen: Er meldete sich, nachdem Dave McNeer in einem landesweit ausgestrahlten Fernsehbeitrag 2010 erzählt hatte, wie schwierig die Lage in Newton sei seit der große Waschmaschinenhersteller Maytag 2007 die Stadt verlassen habe. Jeder fünfte verlor seinen Arbeitsplatz, auch die McNeers hatten Groß-Aufträge von Maytag. Trump vermittelte ihnen schließlich Aufträge für sein Hotel in Chicago. Dave gibt dem Präsidenten Trump gute Noten – und das nicht, weil der sein Kunde war, betont er.
    "Ich liebe, wie er sich da reinstürzt und Washington auf den Kopf stellt. Denn das System da ist einfach kaputt. Ich mag alles, was er macht. Was ich nicht mag ist, dass die Medien ihn dauernd fertigmachen."
    "Die Menschen aus den großen Städten schauen auf dich herab"
    Schließlich nenne Trump die Dinge doch endlich beim Namen und sorge sich wirklich um die Probleme der Menschen, sagt Dave. Viele Menschen im Mittleren Westen fühlen sich missverstanden und vernachlässigt, sagt er.
    "Ich respektiere die Menschen in den großen Städten, und dass sie irgendwie anders sind. Aber wenn du auf dem Land geboren bist, dann schauen sie auf dich herab - nach dem Motto: Ihr versteht eh nichts. Wir haben genug davon, so etwas zu hören."
    Dass Donald Trump vergangene Woche nach dem Giftgasanschlag Luftangriffe auf eine Militärbasis in Syrien anordnete, begrüßen die McNeers: Auch wenn das eigene Land Priorität habe, dürfe man den Grausamkeiten in der Welt nicht tatenlos zusehen.
    Spiegelt Iowa das landesweite Wahlverhalten?
    Die 15.000-Einwohner-Stadt Newton gehört zum Verwaltungsgebiet Jasper County – und Donald Trump gewann hier mit fast 20 Prozentpunkten Vorsprung. 2008 und 2012 hatte Barack Obama Jasper County noch deutlich gewonnen. Dass jetzt Trump gewann, hat viele überrascht, auch den County Auditor David Parrott – eine Art Landrat.
    "Ich glaube, alle waren geschockt."
    Auf der Suche nach Erklärungen beginnt auch er vom Weggang des Unternehmens Maytag zu reden. Mit Maytag sei die einflussreiche Gewerkschaftsstruktur verschwunden, die den Demokraten nahestand. David Parrott sagt: Das Ergebnis in Iowa spiegele das landesweite Wahlverhalten wider.
    "Die städtischen Gebiete in Iowa hat die demokratische Partei gewonnen: Das liegt daran, dass es dort mehr Minderheiten gibt und mehr Studenten. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass diese Gebiete eher demokratisch gewählt haben – während die ländlichen Gebiete, auch in Iowa, dieses Mal überwältigend Republikanisch gewählt haben."
    Graffiti einer US-Flagge auf einer Mauer in Newton (Iowa)
    Graffiti mit US-Flagge in Newton (Iowa) (Deutschlandradio/Mareike Aden)
    "Er ist nicht gerade ein sehr würdevoller Präsident"
    Das Verwaltungsgebäude, in dem David Parrotts Büro ist, liegt an der First Avenue, die sich mitten durch Newton zieht. In Sichtweite: mehrere Kirchen, eine Reinigung, eine Konditorei, ein paar Kneipen, Cafés – und die Lokalzeitung, die Newton Daily News. Chefredakteurin Abigail Pelzer sagt sie höre bei ihren Recherchen gemischte Zufriedenheit mit Trump.
    "Ich glaube viele haben genug von seinem Twittern. Aber ich höre auch Zustimmung zu den Ideen, die liberal denkende Menschen nicht gut finden: Die Mauer, für die Mexiko zahlen soll, die Einreisesperre für Menschen aus islamischen Ländern. Es gibt Leute, die glauben, dass das unser Land sicher macht."
    Wenn Republikaner Wahlkampf in Newton machen, dann kommen sie oft ins Bridgehouse Café: Es wird religiöse Musik gespielt, auf einigen Tischen liegen Bibeln. Garfield Burnt und Lester Tepe sitzen dort zusammen. Beide haben Trump gewählt. Garfield Burnt wegen der Wirtschaft und weil Amerika wieder das stärkste Land der Welt werden soll. Lester Tepe war vor allem gegen Hilary Clinton, weil sie Abtreibungen befürwortet - und er strikt gegen sie ist. Nur einen Kritikpunkt an Donald Trump habe er, sagt Garfield Burnt:
    "Er ist nicht gerade ein sehr würdevoller Präsident. Wenn man Wahlkampf macht – okay. Aber er ist einfach nicht besonders erwachsen. Er sollte mit den kleinen Grabenkämpfen aufhören und sich nicht wie ein 7 -jähriger benehmen, sondern wie ein 70-Jähriger."
    Aber beiden sagen: Man solle Donald Trump doch Zeit geben. Sie jedenfalls bereuen ihre Stimme für ihn überhaupt nicht.