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Flugzeugabsturz
Andere Cockpit-Regeln in den USA

Dass die Türen zum Cockpit eines Verkehrsflugzeugs besonders widerstandsfähig sein müssen und verriegelt werden können, ist eine der Konsequenzen aus den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die US-Luftfahrtbehörde verfügte aber auch, dass nie ein Pilot alleine im Cockpit sein darf.

Von Marcus Pindur | 27.03.2015
    Blick in das Cockpit des verunglückten Airbus A320 mit der Kennung D-AIPX der Fluggesellschaft Germanwings. Das Bild entstand am 22.03.2015 auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) nach einem der letzten Flüge vor dem Absturz der Maschine in Frankreich.
    Das Cockpit der später abgestürzten Airbus-Maschine (Marius Palmen/dpa)
    Die Regeln für die Sicherheit im Cockpit wurden nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 geändert. Der amerikanische Kongress beschloss, dass die Tür zum Cockpit in einem Verkehrsflugzeug stets verriegelt sein muss. So Peter Goelz, ehemaliger Geschäftsführer der amerikanischen Flugbehörde FAA:
    "Das wurde nach den Anschlägen von 9/11 eingeführt. Wir hatten es auf einmal mit einer neuen Art von Terrorismus zu tun. Vorher waren die Piloten angewiesen, mit eventuellen Flugzeugentführern zu kooperieren, das war nun vorbei. Nach 9/11 haben wir entschieden, dass die Tür zum Cockpit so verstärkt werden muss, dass niemand mehr hereinkommt."
    Die Cockpit-Türen müssen nicht nur Schusswaffen, sondern auch kleineren Explosionen widerstehen können. Anders als in Europa verfügte die FAA, dass zu keinem Zeitpunkt ein Pilot im Cockpit alleine sein darf.
    Regel für den medizinischen Notfall
    Wenn also ein Pilot die Flugkanzel verlässt, um eine Pause zu machen, muss gleichzeitig ein Mitglied der Crew ins Cockpit kommen. Eine Regel, die ursprünglich eingeführt wurde, um zu verhindern, dass das Cockpit nicht mehr zugänglich ist, falls der im Cockpit anwesende Pilot einen medizinischen Notfall erleidet, zum Beispiel einen Schlaganfall oder Herzinfarkt, so der Verkehrspilot Les Abend:
    "In den USA müssen deshalb immer mindestens zwei Leute im Cockpit sein. Ich habe aber nie darüber nachgedacht, dass mit dieser Prozedur die Passagiere und die Crew auch vor einem Mitglied der Besatzung geschützt werden könnten."
    In den USA müssen sich Piloten genau wie in Deutschland regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen stellen. Dabei werden auch Fragen zur mentalen Verfassung des Piloten gestellt. Eine tiefergehende psychologische Untersuchung gibt es jedoch nur dann, wenn der Arzt Hinweise auf mentale Störungen hat oder wenn der Pilot selbst über psychologische Schwierigkeiten oder die Einnahme von Psychopharmaka berichtet.
    Tatmotiv Selbsttötung
    Selbstmorde mit kleineren Privatmaschinen gibt es immer wieder in den USA. Den bisher einzigen Fall im amerikanischen Luftraum, bei dem ein Pilot eine Verkehrsmaschine absichtlich zum Absturz brachte, gab es 1999, also noch vor den Anschlägen des 11. September. Damals verursachte ein Flugoffizier der Egyptair einer Untersuchung der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde NTSB zufolge mutwillig den Absturz einer Egyptair-Maschine mit 217 Menschen an Bord westlich von Nantucket über dem Atlantik. Alle kamen ums Leben. Tatmotiv sollen laut Untersuchungsbericht psychologische und berufliche Schwierigkeiten des ägyptischen Piloten gewesen sein.