Freitag, 19. April 2024

Archiv

Flugzeugunglück
Ermittler finden Audio auf dem Stimmenrekorder

Die Ursache des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich ist weiter offen. Nach Angaben von Ermittler-Chef Remi Jouty ist auf dem massiv beschädigten Stimmenrekorder eine auslesbare "Audio-Datensammlung" vorhanden. Noch sei es aber zu früh, aus den Stimmen und Geräuschen Schlussfolgerungen zu ziehen. Bundeskanzlerin Merkel besuchte mit Frankreichs Staatspräsident Hollande und Spaniens Ministerpräsident Rajoy die Unglücksstelle.

25.03.2015
    Der Leiter der französischen Unfallbehörde BEA, Remi Jouty.
    Der Leiter der französischen Unfallbehörde BEA, Remi Jouty. (AFP / Kenzo Tribouillard)
    Jouty sagte weiter, es habe einige Probleme gegeben, die Daten auszulesen. Der Stimmenrekorder war bei dem Unglück schwer beschädigt worden. Details nannte der Leiter der französischen Unfallbehörde BEA nicht. Er könne nicht sagen, wie viele Minuten aufgezeichnet worden seien und wer zu hören sei. Es gebe derzeit nicht "die geringste Erklärung" zur Unglücksursache: "Zu diesem Zeitpunkt kann man keine Hypothese festlegen", sagte er. Klar sei derzeit nur, dass es keine Explosion gegeben habe. "Das Flugzeug ist bis zum Schluss geflogen." Der Stimmenrekorder war gestern geborgen worden. Nach Angaben des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande wurde zudem der Behälter des Flugdatenschreibers sei gefunden, nicht aber der Datenschreiber selbst. Die Bergungsarbeiten dauerten an.
    Unterdessen korrigierte Germanwings die Angaben zur Herkunft der Passagiere. Unternehmens-Chef Thomas Winkelmann sagte, nach derzeitigem Stand seien 72 Deutsche an Bord gewesen. Gestern war man zunächst von 67 deutschen Opfern ausgegangen. Nach Angaben von Germanwings sind auch 35 Spanier unter den Toten. Die spanische Regierung nannte die Zahl 51 - so viele Namen auf der Passagierliste seien von Angehörigen erkannt worden. Insgesamt waren laut Lufthansa Menschen aus 18 Nationen an Bord gewesen sein.
    Merkel und Kraft reisten zum Unglücksort
    Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy (v.l.) am Absturzort des Germanwings-Flugzeug in Südfrankreich.
    Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy (v.l.) am Absturzort des Germanwings-Flugzeugs in Südfrankreich. (picture alliance / dpa / Alberto Estevez)
    Hollande hatte heute gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy die Unglücksstelle besucht. Die Politiker dankten den französischen Helfern für ihren Einsatz in der schwer zugänglichen Gebirgsregion und informierten sich über den Fortschritt der Bergungsarbeiten. Deutsche Ermittler sind ebenfalls in dem Gebiet. Bereits gestern hatten sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt vor Ort ein Bild von der Lage gemacht.
    Ein Helikopter fliegt in der Region, in der die Germanwings-Maschine abstürzte.
    Angela Merkel besucht die Unglücksstelle am Nachmittag. (AFP / Anne-Christine Poujoulat)
    Als Zeichen der Trauer wehen in Deutschland und bei der EU-Kommission in Brüssel die Fahnen auf halbmast. Mitarbeiter der Lufthansa und des Tochterunternehmens Germanwings erinnerten mit einer Schweigeminute an die Opfer des Flugzeugabsturzes. Im westfälischen Haltern am See gedachten die Menschen der 16 Schüler und zwei Lehrerinnen aus ihrer Stadt, die in der Maschine waren. Gestern hatte Germanwings einige Flüge gestrichen, weil einige Crews wegen des Unglücks nicht hatten fliegen wollen. Heute hat die Airline mithilfe anderer Fluggesellschaften wieder nahezu alle Flüge angeboten. Lediglich eine Verbindung sei gestrichen worden. Einige Mitarbeiter seien "aus Trauer und emotionaler Betroffenheit nicht einsatzbereit". Andere Fluglinien stellten deshalb Maschinen zur Verfügung.
    Der Airbus vom Typ A320 war gestern Vormittag nach einem acht Minuten langen Sinkflug in den Alpen zerschellt. 144 Passagiere und sechs Crew-Mitglieder waren an Bord. Sie waren unterwegs von Barcelona nach Düsseldorf.