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Follicular Unit Transplantation
Neue Haare braucht der Mann

Jürgen Klopp ist einer der Männer, die sich mit wachsenden Geheimratsecken nicht abfinden wollen. Abhilfe kann die Verpflanzung von eigenem Haar an die kahlen Stellen schaffen. Als Quelle dient dichter Haarwuchs aus dem Nacken.

Von Mirko Smiljanic | 25.02.2014
    Köln, Beethoven-Klinik, Operationssaal 2. Hautärztin Dr. Christina von der Chevallerie und zwei OP-Schwestern bereiten eine Haartransplantation vor. Ein gesunder 45-Jähriger, dem es bei Licht betrachtet an nichts mangelt - sieht man mal von den Geheimratsecken ab, die eine beginnende Glatze signalisieren. Läuft alles nach Plan, werden die Stellen rechts und links der Stirn demnächst wieder voller Haare sein. Dafür entfernt die Operateurin dem Mann zunächst Haare vom Hinterkopf:
    "Man schneidet einen ganzen Streifen aus dem Nacken bis ungefähr zu den Schläfen oder oberhalb der Ohren, und dann nimmt man das komplette Haar mit allem Haaranhang-Gebilde, also die Haarwurzel, die Unterhaut, alles, was das Haar braucht, um zu wachsen," erklärt von der Chevallerie. FUT heißt diese Methode, Follicular Unit Transplantation. Sie ist zwar zeitaufwendig, zählt aber zu den sichersten Verfahren.
    "Man bereitet diesen Hautstreifen in ganz, ganz kleine winzige Teilchen auf, und man kann durch das Mikroskop sehen, welchen Haare zusammengehören, sie funktionieren nicht als Einzelteile, sie funktionieren in kleinen Einheiten."
    Einheiten von gerade mal zwei bis vier Haaren, die nicht getrennt werden sollten, da sie sonst Schaden nehmen und im ungünstigsten Fall nicht anwachsen. Sind die winzigen Haareinheiten isoliert, geht's vorne an den Geheimratsecken weiter.
    Die Natur richtig nachahmen
    "An dieser Stelle werde ich ein ganz, ganz kleines Bohrgerät nehmen, eine rotierende Hohlnadel, um ganz feine Schächte, kleine Stanzen zu machen, kleine Kanäle."
    In diese Kanäle werden die Haareinheiten mit den Wurzeln vorsichtig eingesetzt. Zweierlei muss die Operateurin dabei beachten: Die Haare müssen im richtigen Winkel eingesetzt werden, damit sie natürlich fallen, und sie dürfen auf keinen Fall eine schnurgerade Linie bilden.
    "Wir müssen die Natur richtig nachahmen, ein bisschen hier gesprenkelt, ein bisschen da gesprenkelt, das ist so, wie die Natur aussieht."
    Eben ein bisschen chaotisch, so wie Haare üblicherweise wachsen. Je nach Aufwand dauert der Eingriff bis zu fünf Stunden. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig, es reicht eine lokale Betäubung, außerdem werden die Vitalparameter des Patienten ständig überwacht. Nach vier Tagen kommt der Mann zum Haarewaschen in die Klinik, nach etwa zwei bis drei Wochen schließlich sind die transplantierten Haare in den Geheimratsecken eingewachsen.
    "Und er kann damit alles machen, was er will, Fußball spielen, Boxkampf machen, Sauna machen, mir ist es wurscht, da kann ihm nichts mehr passieren!"