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Form statt Inhalt

Es ging wenig um Inhalte, bei der Präsentation der letzten Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts "Doping in Deutschland". Vielmehr versuchte der Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaften BISp, Jürgen Fischer, seine Einrichtung davon freizusprechen, für das Scheitern des einst ambitioniert gestarteten Projekts, verantwortlich zu sein.

Von Robert Kempe | 07.11.2012
    Im März musste die Forschergruppe der Humboldt-Universität um Giselher Spitzer ihre Arbeit beenden. Fischer macht dafür die Universität verantwortlich, er wisse nicht warum die Arbeitsverträge der Wissenschaftler von der Uni nicht verlängert worden seien. Man könne nicht davon ausgehen, dass das Projekt unterfinanziert war, so Fischer. Denn 2011 habe die Uni bereitgestellte Gelder gar nicht abgerufen:

    "Diese mussten dann aufgrund der haushaltsmäßigen Vorgaben zurückgeführt werden an das BVA. Die werden wieder im Bundeshaushalt vereinnahmt, hätten aber in diesem Jahr durchaus wieder bereitgestellt werden können. Darüber hinaus ist der Betrag von etwa 24.000 Euro für dieses Jahr 2012, in den ersten Monaten des Jahres von der Humboldt-Universität noch nicht einmal abgerufen wurden."

    Professor Peter Frensch, Vizepräsident für Forschung an der HU, legt Wert darauf, dass die Uni bis zur Beendigung des Projekts alle Gelder aufgebraucht habe. Nach seiner Kenntnis hätten die HU-Forscher bereits im Herbst 2011 das BISp aufmerksam gemacht, dass ab Ende März die Finanzierung nicht mehr gesichert sei. Außerdem, so Frensch:

    "Muss man sagen, dass das BISp als Geldmittelgeber genauso wie jeder Geldgeber mit dem die Humboldt-Universität und andere Universitäten arbeiten, zu jeder Zeit genau weiß, wie viele Finanzmittel dem Projekt zur Verfügung stehen und deshalb auch ableiten können muss, für wie lange diese Finanzmittel noch reichen. Das BISp also – anders ausgedrückt – muss gewusst haben, dass die Personalmittel des Projektes Ende März 2012 zu Ende gingen."

    Viele Widersprüche, die auf der Präsentation nicht geklärt werden konnten, da kein Vertreter der Humboldt-Universität anwesend war. Institutsdirektor Fischer erklärte man habe extra einen Vertreter der HU eingeladen. HU-Vizepräsident Frensch bestreitet das:

    "Herr Fischer hat keinen Vertreter der Humboldt-Universität eingeladen. Er hat darüber hinaus auch keinen Vertreter des Projektes eingeladen. Die Vertreter des Projektes sind mittlerweile keine Vertreter der Humboldt-Universität mehr."

    Neue Erkenntnisse gab es für den Zuhörer auf der Veranstaltung ohnehin nicht. Die Wissenschaftler der Uni-Münster unter Leitung von Prof. Michael Krüger präsentierten eine Analyse der Pressetexte, die sich in den 90er- und 2000-er Jahren mit Doping beschäftigten. Anwesende Wissenschaftler, wie der renommierte Anti-Dopingkämpfer Gerhard Treutlein, der seit Jahren zur Dopingvergangenheit in Deutschland forscht, gehen solche Forschungen nicht weit genug:

    "Also ich möchte der Münsteraner Gruppe da nicht zu sehr auf die Füße treten. Es war vorhersehbar, dass da mit der ganzen Forschungsrichtung nicht so ganz viel bei rauskommen kann. Es ist mehr dabei herausgekommen, als ich am Anfang befürchtet hatte. Aber das Geld hätte man vielleicht anderweitig besser verwenden können."

    Am Donnerstag wollen die Berliner-Forscher auf einer eigenen Veranstaltung in Frankfurt/Oder ihre Ergebnisse präsentieren.