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Formel 1
Kaltenborn: "Man muss wissen, wenn eine neue Ära anbricht"

Die Formel-1-Saison ist vorbei, Nico Rosberg erstmals Weltmeister. Wieder war es ein Duell zweier Mercedes-Piloten. "Für den Sport wäre es besser, wenn mehrere Teams um den Titel kämpfen würden", sagte Monisha Kaltenborn im DLF. Kritisch zeigt sich die Teamchefin des Sauber-Rennstalls auch gegenüber Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.

Monisha Kaltenborn im Gespräch mit Jonas Reese | 27.11.2016
    Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn beim Großen Preis von Brasilien
    Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn beim Großen Preis von Brasilien (imago)
    Monisha Kaltenborn lehnt es ab, zukünftig zwei Rennen an einem Tag auszurichten. Mit diesem Vorschlag will der aktuelle Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die Attraktivität der Rennserie steigern. Vielmehr solle man sich das Gesamtformat anschauen, sagte Kaltenborn im Deutschlandfunk-Sportgespräch. Das Rennwochenende müsse nicht von Donnerstag bis Sonntag dauern. "Das kann man sicherlich abkürzen, das kann man spannender gestalten, man muss es auch billiger machen. Man müsse den Mut haben sich zu öffnen, so Kaltenborn weiter, "aber das war bislang nicht der Fall bei Herrn Ecclestone."
    Kaltenborn legte im Interview mit dem Deutschlandfunk dem 86-jährigen Formel-1-Chef auch indirekt den Rücktritt nahe. "Ich kann niemandem sagen, ob er gehen soll oder nicht. Er (Ecclestone) hat Fantastisches geleistet. Aber ich denke man muss schon wissen, wenn jetzt eine neue Ära anbricht, und vielleicht kann man dann nicht mehr so viel beitragen wie früher." Offiziell soll Ecclestone auch nach der Übernahme des neuen Formel-1-Besitzers Liberty Media als Geschäftsführer für weitere drei Jahre amtieren.
    Kaltenborn kritisiert außerdem die Entwicklung, dass sich immer mehr Traditionsstrecken wie der Nürburgring oder der Sepang International Circuit in Malaysia die Formel 1 nicht mehr leisten können und aus dem Rennkalender verschwinden. "Es wird Zeit, dass wir Teams uns da besser aufstellen und nicht immer nur schauen, wer mehr Geld reinbringt", fordert Kaltenborn.
    Mercedes-Dominanz tut nicht gut
    Sieger Lewis Hamilton (r.) und Nico Rosberg feiern am 6. April 2014 beim Großen Preis von Bahrain in Manama ihren nächsten Mercedes-Doppelerfolg.
    Lewis Hamilton (r.) und Nico Rosberg beim Mercedes-Doppelerfolg in Bahrain (FP PHOTO/MARWAN NAAMANI)
    Im Rückblick auf die Saison bedauert Kaltenborn die erneute Dominanz von Mercedes in dieser Saison. Für Kaltenborn liegt eine wichtige Ursache für die fehlende Ausgeglichenheit in der Formel 1 in einer ungerechten Verteilung der Einnahmen an die Rennställe. Im Deutschlandfunk-Sportgespräch untermauert Kaltenborn ihre Forderung nach einem neuen Verteilschlüssel. "Wir haben ein System von Privilegien, wofür es nicht wirklich einen nachvollziehbaren Grund gibt."
    Momentan erhalten kleine Rennställe wie Sauber oder Force India rund ein Viertel der Gelder im Vergleich zu Ferrari oder Mercedes. Das führe dazu, so Kaltenborn, dass reichere Teams eher dazu geneigt sind, "Regeln einzuführen, die kostenintensiv sind." Kleinere Teams stelle das vor schwierige Aufgaben und führe zu einem völlig verzerrten Wettbewerb.
    Zusammen mit dem Force-India-Rennstall hatte Team Sauber Beschwerde bei der EU-Kommission wegen dieser vermeintlichen Wettbewerbsverzerrung eingelegt. Die EU prüft derzeit die Klage. Kaltenborn zeigte sich optimistisch in diesem Zusammenhang: "Wir werden das weiter pushen, und sind der Ansicht, dass hier etwas passieren wird."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.