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Forschung ohne Grenzen
Mit der Graswurzelstrategie zum Erfolg

Fehlende Forschungsgelder, spartanische Ausstattung und veraltete Lehrmethoden: Afrika ist kein Mekka für Wissenschaftler. Die internationale NGO TReND will das ändern und unterstützt afrikanische Wissenschaftler vor Ort dabei, Forschungsprojekte auf den Weg zu bringen, die auch mit kleinem Budget international Anerkennung finden können.

Von Anneke Meyer | 29.05.2015
    Ebola: Gesundheitshelfer an der Universitätsklinik von Yopougon in Abidjan.
    Oft fehlt es an Geldern, um zum Beispiel die Ebola-Forschung in den afrikanischen Ländern vor Ort voranzutreiben. (AFP / Issouf Sanogo)
    Draußen ist es brütend heiß, aber auch im Inneren des Institutes für Physiologie und Anatomie in Addis Abeba fließt der Schweiß. 23 Wissenschaftler arbeiten in Teams mit Sägen und Bohrmaschinen. Sie sind von verschiedenen Universitäten aus ganz Afrika gekommen, um zu lernen Laborequipment selber zu bauen.
    "Also, die Idee ist so ein bisschen, dass man die Leute mit den neuen Techniken, was so möglich ist, auch die billigen Techniken, vertraut macht."
    Fehlender Input
    Tom Baden ist Gründungsmitglied von "Teaching and Research in Natural Sciences for Development in Africa" kurz TReND. Seit 2011 veranstaltet die von Wissenschaftlern gegründete NGO regelmäßig Workshops und Kurse an Instituten in Afrika.
    Um nicht abhängig von teurer Ausstattung zu sein, wird dabei immer mal mehr und mal weniger gebastelt.
    Hauptsächlich geht es aber darum, Studierenden und Doktoranden, aber auch Hochschullehrern naturwissenschaftliche Forschungsmethoden beizubringen, die an den überfüllten und unterfinanzierten Universitäten nicht gelehrt werden.
    "Das ist ein großes Problem an unserem Institut. Wir sind nie in molekularbiologischen Methoden unterrichtet worden. Ich habe erst etwas über Molekularbiologie gehört, als ich auf einem Workshop von TReND war."
    Was Adedeji Kafilaz beschreibt, ist in der Erfahrung von TReND-Aktivist Yunusa Garba symptomatisch für die Situation an vielen Universitäten.
    "Ich weiß, wir haben da ein Problem. Sogar Professoren haben oft keine Ahnung was es für neue Entwicklungen gibt. Auf Fachjournale, die Geld kosten, haben sie keinen Zugriff. Es ist sehr schwer, neue Ideen zu bekommen, up to date zu bleiben oder Studierende zu informieren. Um an Wissen zu kommen, muss man entweder raus gehen, oder jemand aus Europa muss her kommen."
    Oft genug scheitern Forschungsvorhaben aber auch dann noch, wenn das methodische Wissen vorhanden ist. Ein Problem, das auch Adedeji Kafilaz hat.
    "Eigentlich wollte ich in meiner Master-Arbeit molekulare Methoden benutzen. Aber es gibt dafür keine Ausstattung an meinem Institut."
    Unterstützung vor Ort
    Für ihre Doktorarbeit, mit der die junge Forscherin jetzt beginnt, hat sie sich vorgenommen das zu ändern. Geräte, die sie nicht selber bauen und beschaffen könne, werde sie möglicherweise aus einem Labor in Europa oder den USA bekommen, erklärt Yunusa Garba. Als lokaler Koordinator von TReND in Ostafrika hilft er, solche Materialspenden zu organisieren.
    "Wir wollen, dass alle ihre eigene Forschungsidee entwickeln. Dann kommen die Leute und sagen, ich brauch dies oder jenes und dann fragen wir bei TReND in Europa nach: Hier will jemand etwas machen, und das fehlt dafür. Und dann sagen die – okay, wir sehen, was sich machen lässt."
    Von TreND auch nach der Uni profitieren
    Das klappt erstaunlich gut. Erst vor kurzem hat beispielsweise die Gombe State University in Nigeria ein mehrere tausend Euro teures Mikroskop bekommen und hat damit ganz neue Forschungsmöglichkeiten.
    TReND-Alumni, also ehemalige Teilnehmer von Workshops, profitieren aber auch in anderer Hinsicht, wie Tom Baden erklärt:
    "Die Leute kriegen, indem sie bei uns bei den Kursen waren, einen gewissen Status auch an den Unis, weil wir inzwischen auch so einen kleinen Namen dort aufgebaut haben. Das heißt, das ist auch für die Karriere innerhalb der Uni wo sie herkommen sehr hilfreich.
    Wir bauen auch so ein kleines Netzwerk auf. Die sind dann nicht nur Alumni, sondern die machen dann mit bei uns mit."
    Mit dieser Graswurzel-Strategie ist die Organisation in den vier Jahren seit ihrer Gründung deutlich gewachsen. Von Marokko bis Südafrika, von Ghana bis Kenia hat sich inzwischen ein Netzwerk von über tausend Alumni gebildet. Sie geben Wissen und Methoden weiter und organisieren Projekte an Schulen. Dazu kommen rund vierzig Aktivisten in Europa und den USA.
    Auch gemessen am wissenschaftlichen Output kann die junge NGO Erfolge verbuchen. Mehrere der Alumni haben inzwischen Arbeiten in internationalen Fachzeitschriften publiziert.