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Forschungsausstellung
Van Goghs Rosen verblassen

Das Metropolitan Museum in New York zeigt erstmals seit 125 Jahren vier Stillleben einer Serie Vincent van Goghs zusammen. Dabei wird schnell sichtbar: Von der ursprünglichen Intensität der Farben ist kaum mehr etwas zu sehen. Die Bilder "verblühen" wie die Blumen darauf.

Von Sacha Verna | 15.05.2015
    Ein aus Blumen gemachtes Porträt von Vincent van Gogh im niederländischen Lisse.
    Noch nicht verblasst: Ein aus Blumen gemachtes Porträt von Vincent van Gogh im niederländischen Lisse. (AFP / Remko de Waal)
    Vincent van Gogh habe sich immer dann dem Stillleben zugewandt, wenn er seine Fähigkeiten als Meister der Farben weiterentwickeln wollte, sagt die Kuratorin Susan Stein.
    "In Paris malte er dutzende Stillleben mit Blumen. Es waren gemischte Bouquets, in denen er die Beziehungen zwischen den Farben erforschte. In der Provence konzentrierte er sich auf Sträusse einzelner Blumensorten. Er vereinfachte seine Kompositionen, um sich umso mehr dem Potential ausdruckstarker Farben zu widmen."
    Das New Yorker Metropolitan Museum präsentiert nun zum ersten Mal seit 125 Jahren vier solcher Stillleben wieder zusammen, die im Mai 1890 innerhalb weniger Tage in der Provence entstanden. Van Gogh war kurz davor, die psychiatrische Klinik in Saint-Rémy zu verlassen, in der er ein Jahr verbracht hatte.
    Nichts mehr zu sehen von der ursprünglichen Intensität
    Das Motiv dieser letzten Serie von Werken bilden je zwei Vasen voller violetter Schwertlilien vor gelbem Hintergrund, und zwei mit rosa Rosen vor grünem Hintergrund. Allerdings ist von der ursprünglichen Intensität dieser Farben kaum mehr etwas zu sehen.
    "Van Gogh hat flüchtige rote Lackpigmente verwendet, die schnell und dramatisch verblassen. Damit sind die Harmonie und der Kontrast von zwei Paaren komplementärer Farben fast ganz verschwunden. Das Violett der Schwertlilien ist zu einem Blau verblasst und die rosa Rosen sind weiß."
    Ein Film in der Ausstellung zeigt, annährungsweise, wie die Farben einst leuchteten. Ganz ist Vincent van Goghs Spiel mit Gleichem und Gegensätzlichem aber nicht verloren. Noch immer akzentuieren einander die weichen runden Formen der Rosen und die wuchernden langstieligen Schwertlilien. Die Bilder haben alle dasselbe Format, doch sind zwei hoch- und zwei quergestellt. Alle teilen sie eine Horizontlinie, und in keiner Komposition befindet sich die Vase exakt in der Mitte. Es wird deutlich, wie stark sich die Werke aufeinander beziehen, wo die welken Schwertlilien auf einer Leinwand zu den abgefallenen Rosenblüten auf der nächsten zu führen scheinen. Bilder verblühen wie Blumen, hat van Gogh einmal gesagt. Was ist diesem Fall bleibt, ist sehr kostbarer Kompost.