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Fox News sendet Murdoch-Propaganda

Wie sehr Rupert Murdoch seine Medienbesitztümer als Propagandainstrument benutzt, belegen der amerikanische Nachrichtensender Fox News und dessen Star-Moderator Bill O'Reilly. Der parteiische Umgang mit den US-Präsidentschaftskandidaten bringt das deutlich zu Tage.

Von Gerti Schön | 12.01.2008
    Bill O'Reilly ist bekannt dafür, dass er politische Gegner unter der Gürtellinie zu treffen sucht und schnell in beleidigte Proteste ausbricht. Aber als er vor einigen Tagen einen Mitarbeiter der Obama-Kampagne rüde aus dem Weg schubste, ihn wütend beschimpfte, weil der ihm die Sicht versperrte und sich dann auch noch auf die Pressefreiheit berief, reagierten die Medien. Die Fox-kritische Webseite Foxattacks.com griff den Vorfall auf und stellte das peinliche Video der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der politische Aktivist Robert Greenwald, der die Webseite gegründet hat, sieht darin einen traurigen Höhepunkt der O'Reilly-Mania.

    "O'Reilly ist ein zorniger Mann, und viele Leute finden das unterhaltsam, und das ist der Grund, warum sie sich die Sendung ansehen. Aber er verliert an Bedeutung. Seine Quoten sind nicht mehr so gut wie früher, und die Medienleute nehmen ihn nicht mehr so ernst, deshalb wird er in anderen Medien weniger oft erwähnt. Außerdem nehmen ihn sich Webseiten wie unsere zur Brust und machen auf sein verrücktes Gebaren aufmerksam. Unser Obama-Video hatte in drei Tagen über 300.000 Downloads, und es wird von anderen Medien übernommen, das dürfte einigen Einfluss haben."

    Barak Obama hat es seit einem Jahr vermieden, auf Fox News zu erscheinen, nachdem der Sender behauptete, Obama habe als Kind eine islamische Religionsschule besucht.

    Auch John Edwards, der derzeit drittpositionierte Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, hat schon vor Monaten entschieden, nicht auf Fox News zu erscheinen. Er boykottierte sogar die bisherigen Debatten der Kandidaten des Murdoch-Senders, weil der ihm zu parteiisch ist und er von O'Reilly unecht und lächerlich genannt wurde. Von den Spitzenkandidaten der Demokraten erschien bisher lediglich Hillary Clinton bei Fox News. Jim Naurekas von der medienkritischen Organisation Fair in New York glaubt, dass Murdoch versucht, sich bei ihr einzuschmeicheln um seine eigenen Pfründe zu sichern.

    "Ich glaube, dass er den Clintons beziehungsweise Hillary größere Chancen einräumt, die Präsidentschaft zu gewinnen, größer noch als den Republikanern John McCain oder Mitt Romney. Bill Clinton war ein Glücksfall für das Murdoch-Imperium, er verabschiedete 1996 das Telekommunikationsgesetz, das die Eigentumsbeschränkungen für Medien lockerte und es Murdoch ermöglichte, seine Besitztümer und seinen Einfluss in den USA auszuweiten. Deshalb finde ich es nicht so seltsam, dass Murdoch in Hillary jemanden sieht, die er unterstützen sollte, in der Hoffnung dass sie später Präsidentin wird."

    Murdoch ist bekannt dafür, dass er seine Medienbesitztümer für seine politischen Interessen benutzt. In dem Dokumentarfilm "Outfoxed", den Robert Greenwald vor vier Jahren in den USA herausbrachte, schildert ein früherer Mitarbeiter von Fox News, dass die Nachrichtenredaktion täglich eine Memo von der Konzernspitze erhielt. Sie enthielt eine Liste von Themen, die während des Tages von den Journalisten diskutiert werden sollten. Greenwald ist darüber nicht erstaunt.

    "Sie setzen reine Propaganda ein, sie sind das Sprachrohr von Rupert Murdoch, und das ist noch nicht einmal so schlimm, wenn sie nicht gleichzeitig behaupten würden, ihre Berichterstattung wäre fair und ausgewogen. Wenn sie wenigstens sagen würden, wir sind der Murdoch-Kanal oder der Rechtsradikalenkanal, das fände ich okay. Aber das tun sie nicht. Ich will nicht behaupten, dass es so etwas wie absolute Neutralität gibt, aber man kann zumindest versuchen, jedem eine Chance zu geben. Ich bin nicht sicher, ob die Zuschauer von Fox News das begreifen, immerhin gibt es eine Studie, die belegt, dass die Zuschauer von Fox News weniger gut informiert sind als andere."

    Tatsächlich ergab eine Untersuchung der Universität Maryland vor einigen Jahren, dass Fox-Zuschauer nicht sehr gut über den Irak-Krieg Bescheid wussten, zum Beispiel über die fehlende Verbindung zwischen Irak und El Kaida, die nicht-vorhandenen Massenvernichtungswaffen und die Opposition vieler Länder gegen den Krieg. Demnach waren 80 Prozent der Fox-Zuschauer über mindestens einen der drei Aspekte falsch informiert.