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FPÖ-Kandidat Norbert Hofer
Aufsteiger mit vielen Facetten

Deutschnationaler Burschenschafter, begeisterter Sportschütze, Vater von vier Kindern: Norbert Hofer, FPÖ-Kandidat für das österreichische Bundespräsidentenamt, hat viele Facetten. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass er mit einer Waffe zum Termin kommt.

Von Karla Engelhard | 26.04.2016
    Norbert Hofer, FPÖ, vor einem seiner Wahlplakate für die österreichische Präsidentschaftswahl
    Norbert Hofer, FPÖ, vor einem seiner Wahlplakate für die österreichische Präsidentschaftswahl (imago stock&people)
    Norbert Hofer wirkt wie der nette Blaue von nebenan, die sanfte Stimme der FPÖ. Der 45-Jährige gilt als deren Chefideologe und nicht umsonst ließ man ihn das neue freiheitliche Parteiprogramm schreiben. Er ist einer der Stellvertreter von Heinz Christian Strache, der Hofer drängte zu kandidieren. Denn Hofer wollte gar nicht als FPÖ-Kandidat in der Bundespräsidentenwahl antreten, tat es dann aber doch, zögerlich:
    "Ich hab gesagt, es ist diesmal nicht nur so, dass die FPÖ einen Kandidaten aufstellt, sondern die FPÖ kann diese Wahl gewinnen. Deswegen muss es besonders gut überlegt sein: Bin ich der richtige Präsident, bin ich zu jung oder passt das genau.
    Ich habe mich dann von meinen Freunden beraten lassen, habe mich entscheiden und bin froh. Das Echo ist enorm."
    Punkten bei den jungen Wählern
    Bei den Wählerinnen und Wählern hat Hofer in der ersten Runde gerade wegen seines jungen Alters gepunktet. Der stets korrekt gekleidete 45-Jährige konnte vor allem Sympathiepunkte bei seinen Fernsehauftritten einstreichen. Selbst mit populistischen Plänen, wie die Bundesregierung bei Reform-Unwilligkeit absetzen zu wollen. Bei öffentlichen Wahlkampfauftritten verzichtet er meist auf scharfe Worte:
    "Die Zukunft Österreichs, das sind die Kinder, die wir hier großgezogen haben und die hoffentlich auch Kinder bekommen und die dieses Land positiv weiterentwickeln. Als ich gefragt worden bin, ist der Islam Teil Österreichs habe ich nein gesagt."
    Hofer ist Vater von vier Kindern aus zwei Ehen. Sein Vater war ÖVP-Gemeinderat, Sohn Norbert wandte sich recht früh den Freiheitlichen zu. Schon mit Anfang 20 war der gelernte Flugtechniker Stadtparteiobmann in Eisenstadt. Nur ein Jahr später stieg er zum FPÖ-Landesparteisekretär auf und wurde der blaue Hoffnungsträger im Burgenland schlechthin.
    Der sportliche Aufsteiger ist deutschnationaler Burschenschafter, Ehrenmitglied einer schlagenden Verbindung und begeisterter Sportschütze. Er besitzt einen Waffenschein und schießt gern:
    "Für mich steht im Vordergrund einfach die Freunde an der Konzentration. Und dann zusehen, ob man wirklich mental so stabil ist, dass man auch wirklich das Ziel trifft. Man sieht genau wenn man schlecht drauf ist, man trifft dann nicht."
    Seine handliche Glock hat er auch schon mal bei Terminen dabei, zur Sicherheit, wie er sagt. Inhaltlich gilt Hofer als Sozialexperte mit Schwerpunkt Behindertenpolitik. Er selbst ist seit einem Paraglide-Unfall 2003 gehbehindert und stützt sich auf einen eleganten Stock.
    Bisher wenig Angriffsfläche
    Norbert Hofer bot bisher wenig Angriffsfläche. Er wirkt zurückhaltend, trägt aber in der Sache die rechtspopulistische FPÖ-Politik mit, wie "Österreich zuerst" und "Grenzen dicht".
    Der Ex-Grünenchef Alexander van der Bellen ist Hofers Wunschgegner bei der Stichwahl:
    "Weil hier die Inhalte klar abgrenzbar sind. Wir sind völlig unterschiedliche Personen mit völlig unterschiedlichen Inhalten, mit einer anderen persönlichen Geschichte, die aber auch schon wissen das man in diesem Wahlkampf auch dem Amt Ehre gereichen muss."
    Der Lagerwahlkampf um die Wiener Hofburg verspricht spannend zu werden – Ausgang offen.