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Frankreich
3,7 Millionen sagen Nein zum Terror

Am Abend gab es doch noch Zahlen aus dem französischen Innenministerium. Demnach demonstrierten 3,7 Millionen Menschen in ganz Frankreich gegen Terror und gedachten der Opfer der Anschläge. Allein in Paris nahmen weit mehr als eine Million Menschen teil, darunter viele Staats- und Regierungschefs.

11.01.2015
    Viele Staats- und Regierungschefs kamen zum Trauermarsch nach Paris am 11.01.2015
    Viele Staats- und Regierungschefs kamen zum Trauermarsch nach Paris (AFP / Eric Feferberg)
    Erst hatte es von Seiten der Regierung geheißen, es sei unmöglich, die Zahl der Menge zu schätzen. Ein paar Stunden später veröffentlichte das Innenministerium dann doch noch eine Schätzung, versehen mit der Anmerkung "Une mobilisation sans précédent" - eine noch nie dagewesene Mobilisierung.
    #MarcheRepublicaine #MarcheDu11Janvier : Au moins 3 700 000 personnes en France - Une mobilisation sans précédent. pic.twitter.com/cHt7VW1wLX— Ministère Intérieur (@Place_Beauvau) 11. Januar 2015
    "Paris ist heute die Hauptstadt der Welt", sagte Frankreichs Präsident François Hollande vor Beginn der Kundgebung im Elysée-Palast. "Das ganze Land wird sich erheben." Bis zum Nachmittag strömten zehntausende Menschen zur Place de la République, von wo aus der Schweigemarsch über zwei Routen bis zur Place de la Nation führen sollte.
    Anlass der Großdemonstration waren die Anschläge der vergangenen Woche, bei denen die drei mutmaßlichen Attentäter insgesamt 17 Menschen getötet hatten. Die meisten von ihnen starben bei dem Überfall auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" am vergangenen Mittwoch.
    Großkundgebung an der Place de la Nation in Paris - gegen Terror und Extremismus
    Großkundgebung an der Place de la Nation in Paris - gegen Terror und Extremismus (AFP / Loic Venance)
    Merkel: "Ein Meer von Menschen"
    An der Spitze des Demonstrationszuges schritten denn auch die Überlebenden des Anschlags auf "Charlie Hebdo", ebenso die Hinterbliebenen der Opfer, gefolgt von zahlreichen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel war angereist, sie sprach von einem "Meer von Menschen" und zeigte sich beeindruckt von der "Unterstützung nicht nur aus der Europäischen Union, sondern aus allen Teilen der Welt."
    So schritt etwa Ibrahim Boubacar Keita, der Präsident von Mali, zwischen Hollande und dessen Vorgänger Nicolas Sarkozy. Zu den prominenten Teilnehmern zählten auch der britische Premierminister David Cameron, Italiens Regierungschef Matteo Renzi, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sowie der jordanische König Abdullah.
    Grenzüberschreitende Solidarität
    Auch in anderen französischen Städten gingen zehntausende auf die Straßen, so etwa in Lyon, Rennes, Bordeaux und Marseille. Doch die Solidarität machte nicht an der Grenze halt: In Berlin versammelten sich 18.000 Menschen, Kundgebungen gab es auch in Madrid - dort waren bei einem Bombenanschlag im Jahr 2004 fast 200 Menschen getötet worden.
    Die Großkundgebung wurde von einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften geschützt. Insgesamt waren nach offiziellen Angaben mehr als 5.000 Polizisten, Soldaten und Spezialkräfte im Einsatz. Auf den Dächern entlang den Demonstrationszügen waren Scharfschützen positioniert.
    Im Vorfeld des Trauermarsches berieten Innenminister aus elf EU-Staaten in Paris über den Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Frankreichs Ressortchef Bernard Cazeneuve sagte, der Terrorismus, wie ihn Frankreich in diesen Tagen erlebt habe, betreffe alle Demokratien. An dem Treffen nahm auch US-Justizminister Eric Holder teil.
    Am Abend besuchten Hollande und Netanjahu dann noch die Große Synagoge von Paris. Korrespondenten zufolge wurden beide in dem randvollen Gotteshaus mit Applaus begrüßt. In der Synagoge gedachten sie erneut der Opfer der Anschläge - unter den 17 Toten waren auch vier Juden.